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Die Essenz der Lehre Buddhas

Die Essenz der Lehre Buddhas

Titel: Die Essenz der Lehre Buddhas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalai Lama
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sie sind leer. Unter praktischen Gesichtspunkten könnten wir das so auslegen, dass der Buddha ansprach, was aus unserer Umsetzung der vier edlen Wahrheiten folgt. Wenn wir uns das Wissen um die vier edlen Wahrheiten ganz zu eigen gemacht haben, können wir unsere Leiden überwinden, und zwar so weit, dass sie schließlich gar nicht mehr da sind. Wir können die Ursachen der Leiden so weit bereinigen, dass nichts mehr zu bereinigen übrig ist; wir können das Aufhören so weit verwirklichen, dass kein Aufhören mehr zu verwirklichen bleibt; und wir können den Weg so weit üben, dass kein Weg mehr zu üben bleibt. Der Buddha sagte:

    Obwohl das Leiden erkannt werden muss, gibt es kein zu erkennendes Leid.
    Obwohl sein Ursprung überwunden werden muss, gibt es keinen zu überwindenden Ursprung.
    Obwohl das Aufhören verwirklicht werden muss, gibt es kein zu verwirklichendes Aufhören.
    Obwohl der Weg geübt werden muss, gibt es keinen zu übenden Weg.

    Wie ich bereits ausgeführt habe, strebt ein praktizierender Buddhist nach Befreiung von den Nöten des Samsara, und zu diesem Zweck bemüht er sich, dessen Grund-Ursache zu beseitigen. Die liegt in unserer grundlegenden Unwissenheit um das Nichtvorhandensein von eigenständigem, innewohnendem Sein in allem, was wir wahrnehmen. Die Unwissenheit hält uns im zyklischen Dasein fest, weil sie der Motor der übrigen geistigen Plagen wie Anhaftung, Zorn, Stolz und Eifersucht ist. Diese Versklavung durch unsere geistigen Plagen möchten wir beenden.
    Das Aufhören unserer Leiden ist die wahre buddhistische Bedeutung des Sanskritworts Dharma . Mit Dharma werden oft die Schriften angesprochen, die für die Reden des Buddha stehen und seine Lehren enthalten. Dharma kann auch die Phänomene bezeichnen – alles Existierende. Die wichtigste Bedeutung dieses Begriffs ist jedoch »Befreiung von allen Leiden«.
    In unserem Streben nach dem friedvollen Zustand des Nirwana suchen wir eigentlich Schutz vor den Leiden
und Nöten des Samsara, besonders vor den geistigen Plagen des Anhaftens und des Widerwillens, die uns im Teufelskreis der Wiedergeburten festhalten. Wenn wir als Buddhisten also »Zuflucht zum Dharma« nehmen, geht es um Bewahrung vor unserem elenden Los. Insofern steht der Dharma für das Nirwana, für Freiheit von samsarischen Leiden. Nirwana ist das Aufhören aller Leiden.

Kapitel 5
Die Rolle des Karmas

    W odurch sind geistige und körperliche Phänomene vergänglich und wandelbar? Alles, was aus körperlichen oder zeitlichen Teilen besteht, ist seiner Natur nach vorübergehend. Auch die Beziehung zwischen Ursachen und ihren Wirkungen ist natürlich gegeben. Die Dinge sind einfach so, wie sie sind. Dass Bewusstsein etwas von Klarheit und Erkenntnis hat oder Formen und Farben sichtbar sind – derlei Dinge sind keine Folgen des Karmas, sondern natürliche Begleiterscheinungen der Mechanik von Ursachen, Bedingungen und dem abhängigen Entstehen.
    Innerhalb dieser Welt des abhängigen Entstehens gibt es Ursachen und Wirkungen, die etwas mit unserer Erfahrung von Schmerz und Lust zu tun haben. Solche Ursachen und Wirkungen sind karmischer Natur. Der Begriff »Karma«, in wörtlicher Übersetzung »Tat« oder »Handlung«, bezieht sich auf ein von Absicht geleitetes Handeln. Unsere Absicht oder Intention – die selbst einen geistigen karmischen Akt darstellt – bestimmt die Art unseres äußeren Handelns, und durch diese ist wiederum die Art der daraus folgenden Erfahrung von Lust oder Schmerz bedingt. Karma ist demnach in seinem Bezug zu unseren Erfahrungen von Leid oder Glück zu sehen.

    Dass wir Schmerz und Lust erfahren, ist etwas ganz Natürliches, und genauso natürlich empfinden wir ein Ich, für das wir instinktiv eingenommen sind. Durch diese Zuneigung, die wir zu uns selbst empfinden, können wir auch anderen zugeneigt sein und andere lieben. Unserer Selbstliebe entspringt unser Mitgefühl für andere. Da wir als Menschen alle aus einem Mutterschoß hervorgehen, besteht eine natürliche Verbundenheit mit unserer Mutter, deren Milch uns ernährt und deren Fürsorge uns trägt. Unsere Zuneigung zu ihr ist die natürliche Fortsetzung unserer Zuneigung zu uns selbst. Diese Liebe, von der unser Überleben abhängt, hat eine biologische Basis. Die innige Verbindung von Mutter und Kind folgt nicht gesellschaftlichen Vorgaben, sie bildet sich spontan. Die Tiefe dieser Verbindung muss nicht erst entwickelt werden, denn die selbstlose Hingabe an ihr Kind ist für die

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