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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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mit diesen Wolfsköpfen auf sich hat. Vor allem konnte ich nicht zulassen, dass das Schicksal der Reichsstadt und damit auch unseres Landes in den Händen eines gemeinen Diebs liegt. Jenks bestand zwar darauf, dass dieser Dieb ein Agent der Reichsstadt wäre, aber das machte für mich keinen Unterschied.« Der Botschafter sah Tarkan gequält an. »Ich wollte sichergehen, also schickte ich Jenks los, um zwei Kopien der Wolfsköpfe anfertigen zu lassen. Er sollte einen vertrauenswürdigen Bildhauer dafür finden. Aber selbst für viel Gold gelang es dem Bildhauer nicht, beide Köpfe fertigzustellen.«
    Endlich verstand Tarkan. »Bei Meister Revanstin?«
    »Richtig«, sagte der Botschafter und sah ihn überrascht an. »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich habe es kürzlich erst herausgefunden«, seufzte Tarkan. »Alle diese Geheimnisse… Hätte man von Anfang an die Maestra vom Turm hinzugezogen, würde Jenks vielleicht noch leben.«
    »Beide Wolfsköpfe gehören Aldane!«, protestierte der Botschafter. »Man fand sie in einem Grab nahe der Kronstadt, sie sind unser Erbe. Sollen wir denn der Reichsstadt alles geben, was unser ist?«
    »Ich hörte eben von Euch, dass die Wolfsköpfe aus dem Grab einer Eule stammen«, sagte Tarkan. »Die Eulen sind ein Teil von Askir. Diese Wolfsköpfe haben niemals uns gehört.«
    »Vielleicht habt Ihr recht, von Freise«, gab der Graf stockend und mit belegter Stimme zu. »Die Geschehnisse der letzten Zeit scheinen Euch jedenfalls Recht zu geben. Ich habe alles falsch gemacht und vielleicht sogar mein Land verraten.«
    »Vielleicht«, sagte der Baronet hart. »Jetzt erzählt erst, wie es weiterging, lasst Euch nicht so bitten!«
    »Also gut«, sagte der Botschafter. »Das Original und diesen Stein erhielt ich erst heute Morgen per Bote von dem Bildhauer, aber da war es für Jenks bereits zu spät. Der Bildhauer konnte in der Eile nur einen der Wolfsköpfe fertigstellen. Ich nahm Jenks das Original ab und zwang ihn, sich mit dem Mann mit nur einer Kopie zu treffen, er sollte sich herausreden und sagen, dass er den anderen morgen nachliefern würde.«
    »Jenks hatte also nur die Kopie eines magischen Artefakts dabei?«, fragte Tarkan. »Wo befand sich das Original?«
    »In meiner Nachttischschublade«, sagte der Botschafter. »Ich dachte, ein Dieb würde eher in der Schatztruhe nachsehen als dort. Wie es scheint, habe ich mich geirrt, dieser eine Stein wurde mir gestern Nacht gestohlen, noch während ich schlief.« Er hob den Wolfskopf an und setzte ihn wieder mit einem harten Schlag auf dem Tisch ab. »Ich weiß nur nicht, warum. Sie sind nicht viel mehr als Steinbrocken.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Tarkan, während er ungläubig auf den Wolfskopf starrte. »Warum habt Ihr ihn nicht der Maestra gegeben, als sie hier war?«
    »Ihr eilt voraus, Baronet«, sagte der Botschafter. »Es gibt mehr zu berichten. Jenks starb grausam in dieser Nacht. Es war meine Schuld, dass er starb. Wegen eines verfluchten Steins! Er starb, weil ich ihm seinen durchdachten Plan durchkreuzt habe.«
    »Es war der Nekromant, der ihn umgebracht hat, nicht Ihr«, sagte Tarkan ruhig.
    Der Botschafter schaute gequält zu ihm auf. »Ihr habt die Entscheidung ja nicht getroffen. Jenks sagte mir sogar rundheraus, dass ich ihn in den Tod schicken würde…«
    »Botschafter«, meinte der Baronet, »fahrt einfach fort mit Eurem Bericht.«
    »Wie Ihr wollt«, sagte der Graf mit belegter Stimme. »Also, heute Morgen erhielt ich dann per Bote den anderen Stein und die Kopie von dem Bildhauer. Und vor zwei Kerzenlängen erhielt ich das hier.«
    Er nahm aus derselben Schublade eine kleine Schachtel heraus, die er dem Baronet reichte. Er sagte nichts, aber jetzt liefen ihm die Tränen übers Gesicht.
    Tarkan zögerte einen Moment und öffnete die Schachtel. Darin lag ein blutiger, schlanker Finger. Er trug einen kunstvollen, filigran gearbeiteten Ring, den Tarkan schon einmal gesehen hatte, auch wenn ihm jetzt nicht einfiel, wo und wann das gewesen sein sollte. Daneben, gefaltet, ein blutiges Pergament.
    »Ich habe diesen Ring meiner Tochter letztes Jahr zum Tempelfest geschenkt«, sagte Graf Altins. »Lest den Zettel…«
    Sachte stellte Tarkan das Kästchen neben dem Wolfskopf auf die blank polierte Oberfläche des Schreibtischs und fischte mit spitzen Fingern die Nachricht heraus. Sie war kurz.
     
    Eure Tochter im Tausch gegen den Wolfskopf.
     
    Tarkan ließ den blutigen Zettel wieder in die Schachtel fallen und sah den

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