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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Raum muss die Reichtümer ganzer Nationen gekostet haben!« So war es auch, sein suchender Blick fand Edelsteine und Halbedelsteine, Blutstein und Meteorit… alles in einem Muster aus Wellen und Strudeln zusammengefügt, das ihn immer wieder zu diesem Tisch zurückführte. »Was ist das für ein Raum?«
    »Ich sagte es schon«, meinte Desina. »Der Übungsraum. Und diese Reichtümer hier dienen nur einem einzigen Zweck: alle Energien auf diesen Tisch zu lenken, der sie dann harmlos ableitet.« Sie zog eine kleine Kerze unter ihrer Robe hervor, stellte sie in die Mitte des Tischs und ging zurück zu Santer, der den Raum noch nicht betreten hatte und an der massiven Tür auf sie wartete.
    »Seht Ihr diese beiden goldenen Plaketten auf dem Boden?«, fragte sie, und Santer nickte. »Dort stellt man sich hin. Das ist wichtig, Santer, denn solltet Ihr einen Fehler machen, werden überschüssige Magien abgeleitet, bevor das Fanal Euch erfasst.«
    Santer zog eine Augenbraue hoch. »Wisst Ihr, Desina, der Gedanke, mich aus Versehen selbst in eine Fackel zu verwandeln, gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe nie viel von Magie gehalten.«
    »Es ging mir nicht anders. Aber jetzt ist es so, dass ich wachse, je mehr ich von der Magie verstehe. Es ist, als ob die Luft klarer wird, die Farben bunter, die Gerüche intensiver.«
    Santer lachte. »Wenn Ihr wie ich monatelang eingepfercht auf See unterwegs gewesen wärt, würdet Ihr es nicht klingen lassen, als ob das erstrebenswert wäre.«
    »Ihr wisst, was ich meine«, sagte Desina. »Auf jeden Fall ist es so, dass dieser Raum dafür gebaut wurde, sich ohne Gefahr in der Magie zu üben. Das Fanal kann Euch hier nicht ereilen, und alles, was an Magie fließt, wird ungefährlich auf diesem Tisch verpuffen.« Sie sah hoch zu ihm. »Es ist die erste Prüfung. Man stellt sich dort hin, konzentriert sich, sammelt den Willen… und die Kerze fängt an zu brennen.«
    »Was sind die anderen Prüfungen?«, fragte Santer.
    »Die zweite ist, eine steinerne Murmel in der Luft schweben zu lassen, die dritte, in einem silbernen Becher Wasser gefrieren zu lassen«, sagte sie. Sie bemerkte seinen Blick und schmunzelte. »Habt Ihr schon wieder an Blitze gedacht?«
    »Irgendwie schon«, antwortete er. »Was ist die nächste Prüfung?«
    »Ich habe es erst kürzlich herausgefunden«, antwortete sie. »Und bislang habe ich nicht die geringste Idee, wie es möglich sein soll, das zu schaffen. Ich muss eine leere Schale mit Wasser füllen.«
    »Ein Krug könnte dabei hilfreich sein«, schlug er vor.
    »So einfach ist es nicht. Es gilt, das Wasser über der Schale aus der Luft zu ziehen. Es in die Schale regnen zu lassen.«
    »Hier in diesem Raum?«, fragte Santer.
    Sie nickte.
    »Welches Wasser?«, fragte er verwundert. »Luft ist Luft. Wasser ist Wasser. Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie mit einem entwaffnenden Lächeln. »Diese Prüfungen bergen alle einen Sinn in sich, der sich erst später offenbart. Vielleicht finden wir es zusammen heraus.« Sie sah ihn schelmisch an und wies dann auf die Kerze. »Na los, Santer, versucht es.«
    Er sah sie skeptisch an, tat einen Schritt in den Raum hinein, stellte sich auf die beiden Plaketten und fixierte die Kerze mit gerunzelter Stirn.
    Geh an!, dachte er.
    Die Kerze blieb, wie sie war.
    Brenne!
    Nichts.
    Desina sah enttäuscht aus, doch Santer zuckte nur mit den Achseln. »Ich glaube, ich lese erst einmal die Bücher.«
    »Das solltet Ihr«, sagte die Maestra. »Ihr könnt damit jetzt gleich anfangen. Ich muss weiter hoch in den Turm, und dorthin könnt Ihr mir nicht folgen, ohne den ersten Grad erreicht zu haben. Es wird ein wenig dauern, aber nicht lange. Ich klopfe an die Tür, wenn ich fertig bin.«
    Santer nickte und betrachtete skeptisch die Tür zum Leseraum, die sich schon wieder geschlossen hatte.
    »Ist es so, wie ich befürchte?«, fragte er.
    Sie nickte bloß.
    Er seufzte, legte die Hand auf den Türknauf und wurde prompt erneut gestochen.

 
    53
     
     
     
    Für Desina war der Kartenraum einer der faszinierendesten Räume im Turm. Es gab dort einen sehr großen Tisch, auf dem die Welt lag, so wie sie die Kartografen des Kaisers vorgefunden hatten. Allein diese Karte zeigte, wie viel an Wissen verloren gegangen war. Als sie noch ein Kind war, hatte sie die ganzen kleinen Figuren und Symbole für Spielzeug gehalten. Heute wusste sie es besser. Es gab ein Buch, das zu dieser Karte gehörte. Desina hatte es schon so häufig

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