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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Botschafter betroffen an. »Eure Tochter wurde entführt?« Der Botschafter nickte. »Sie war mit einer Dienerin zusammen auf dem Markt, aber sie kehrte nicht zurück.«
    »Wann habt Ihr diese Botschaft erhalten?«
    »Kurz bevor die Maestra kam. Vielleicht eine halbe Kerze vorher.« Der Botschafter zögerte. »Es war Ditros.«
    Der Name war Tarkan von irgendwoher bekannt, sagte ihm aber nichts weiter. »Wer ist das?«
    »Einer meiner Leibgardisten«, informierte ihn der Botschafter. »Er sagte, dass man jeden meiner Schritte beobachten würde… Ein Fehler, und meine Tochter würde darunter leiden.«
    »Götter!«, fluchte Tarkan. »Das bedeutet…«
    »Ja«, sagte der Botschafter »Sie ist in den Händen der Weißen Flamme. Und ich bin es auch.« Er sah Tarkan flehend an. »Ihr müsst mir helfen, Baronet. Ihr müsst sie finden… und mir dann helfen, diese Pestilenz hier in der Botschaft auszurotten.«
    »Graf«, sagte Tarkan leise. »Wenn jemand zu solchen Mitteln greift, dann ist dieser Wolfskopf wichtig. Dann ist es möglich, dass Euer Diener die Wahrheit sagte und diese Statuetten eine Bedrohung für die Reichsstadt darstellen.«
    »Ich weiß«, sagte der Botschafter und senkte den Blick. »Aber ich konnte nicht anders.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Tarkan.
    »Ich habe den Wolfskopf Ditros gegeben.«
    »Aber…?«, fragte Tarkan überrascht, denn dort stand der Wolfskopf ja noch. »Götter«, sagte er dann. »Welchen Wolfskopf habt Ihr nun diesem Ditros gegeben?« Aber Tarkan befürchtete, dass er die Antwort schon kannte.
    »Den echten«, verkündete der Botschafter gequält.
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Tarkan betroffen und sah zu dem Wolfskopf hinunter, der zwischen Ihnen auf dem Tisch stand. »Vielleicht habt Ihr sie verwechselt?«
    Der Botschafter schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Nein, das habe ich nicht. Der echte Wolfskopf ist schwerer als die Kopie. Selbst der Bildhauer wusste nicht, was es für ein Stein war. Der Kopf hier ist ausgehöhlt und mit Blei ausgegossen, aber immer noch leichter als der echte. Wenn man beide in den Händen hält, merkt man es sofort.«
    »Also hat der Feind jetzt beide echten Wolfsköpfe«, stellte Tarkan fest. »Das war gewiss eine schwierige Entscheidung«, sagte er und schaute auf den abgetrennten Finger hinab. »Ich will nur hoffen, dass Ihr sie nicht bereuen werdet.«
    »Ich bereue sie schon jetzt«, meinte der Botschafter. »Ich bete jede Sekunde, aber ich fürchte, dass es ein Fehler war.« Er sah mit Tränen in den Augen zu Tarkan. »Sie hielten sich nicht an ihr Versprechen, denn sie haben mir meine Tochter nicht wiedergegeben.«
    Tarkan sah einen alternden, aber stolzen Mann, der nun gebrochen war und bitterlich weinte. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt. Sorgsam nahm er den Deckel und legte ihn wieder auf die Schachtel mit dem Finger. Er nahm sie, ging zur Tür und warf einen Blick zurück auf den Botschafter, der ihn gar nicht mehr wahrzunehmen schien. Dann zog er leise die Tür hinter sich zu.

 
    52
     
     
     
    Zurück im Eulenturm, hatte Santer es eilig, die Rüstung auszuziehen. Der schwere Kettenmantel rutschte über seinen Kopf und landete wie ein dunkler Wasserfall vor seinen Füßen. Er atmete erleichtert auf.
    »Was jetzt?«, fragte er, als er sich aufrichtete und mit den Schultern rollte. Desina hatte ihm geholfen, jetzt trat sie einen Schritt zurück.
    »Ich will herausfinden, ob es stimmt, was ich über den Wolfskopf vermute.«
    »Was vermutet Ihr denn?«, fragte Santer.
    »Dass es sich um einen Fokusstein handelt.«
    »Aha.«
    Sie lachte leise. »Ich werde es Euch später erklären«, sagte sie. »Erst einmal will ich Euch den Rest des Turms zeigen. Es dürfte interessant sein.«
    »Das glaube ich gern«, meinte Santer. »Wie viele Eulen lebten hier eigentlich?«
    »Der Turm hält sechsunddreißig Quartiere für die Eulen bereit«, erklärte Desina, als sie die Treppe erklommen. »Meist standen einige leer«, fuhr sie fort. »Auch in der Zeit des Alten Reichs gab es selten genügend Eulen, auch damals schon war das Talent selten. Viele waren auch jahrelang unterwegs. Ihr könnt Euch eines der Quartiere aussuchen.«
    Sie hielt an und stieß eine der reichverzierten Türen auf, die von der Halle hier im ersten Stock abgingen. Santer sah Fliesen aus Marmor, kostbare Teppiche, elegante Möbel aus Rosenholz und kunstvolle Schmiedearbeiten, die Globen aus reinstem Kristall hielten. Hier im Turm der Eulen leuchteten die Globen noch, sie

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