Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
erstrahlten in weichem, weißem Licht, wenn man sie mit dem Finger berührte. Wenn man das ein zweites Mal tat, erloschen sie. Der Luxus dieser Quartiere war für Santer nur schwer zu erfassen: große, mit Seide bezogene Betten, Bäder, in denen seit Jahrhunderten das Wasser warm und stets kristallklar war, ein Abort auf jedem der Stockwerke, der weiß gekachelt war und einen Stuhl aus Marmor, Gold, Silber und Obsidian enthielt. Desina lachte, als sie sein Gesicht sah.
    »Was meint Ihr, wie ich geschaut habe, als ich zum ersten Mal einen dieser Throne erblickte«, sagte sie. »Ich glaube, es dauerte Jahre, bis ich mich getraut habe, sie auch zu benutzen.«
    »Es gibt Könige, deren Thron nicht so kunstvoll gearbeitet ist«, staunte Santer und schüttelte nur fassungslos den Kopf.
    Sie lachte fröhlich. »Ihr werdet es nicht glauben, aber wenn ich den Büchern im Archiv trauen kann, war das eine der größten Leistungen der Eulen. Die kostbaren Materialien wurden nicht zur Zierde verwendet, sie mussten so erschaffen und geformt werden, um einen gewissen Fluss der Magie zu ermöglichen. Es funktioniert tatsächlich. Alles verschwindet vollständig. Es ist immer sauber und riecht nicht. Jeder dieser Aborte beinhaltet eine derartig komplexe magische Strömung, dass mir ganz schummerig wird, wenn ich versuche, sie zu verstehen.«
    Santer warf dem Abort einen letzten skeptischen Blick zu und folgte der Maestra weiter nach oben.
    »Ich glaube, ich bleibe unten in dem Häuschen. Ich werde mich da wohler fühlen«, sagte er, und die Maestra lachte erneut.
    Sie stiegen weiter die Treppe empor, im vierten Stockwerk bat Desina Santer, eine der geschlossenen Türen zu öffnen. Als er den Knauf berührte, zuckte er zusammen: Der Knauf hatte ihn gestochen!
    »So geht es mir andauernd«, sagte sie nur und rieb unwillkürlich ihre Hand. »Manche dieser Türen prüfen immer, ob man sie passieren darf… Wartet einen Moment.«
    Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf und gab den Blick in eine Bibliothek frei, in der zwei Tische vor einem hohen Fenster standen, durch das man auf den Zitadellenhof hinaussehen konnte. Hohe Bücherregale säumten die Wände links und rechts, bequeme Sessel, mit einem unbekannten Leder bezogen, luden dazu ein, es sich hier bequem zu machen.
    »Das sind die Bücher des ersten Zirkels«, sagte sie, als sie mit Santer hineinging. »Die Geschichte der Eulen, Grundlagen der magischen Theoreme, Beobachtungen über das Wesen der Welt im Großen und im Kleinen.« Sie legte eine Hand auf eines der Regale, in dem gewichtige, in Leder gefasste Bände ruhten.
    »Wie viele sind es?«, fragte Santer fasziniert. »Das müssen Hunderte sein!«
    »Es sind einhundertunddrei«, antwortete Desina. »Ich habe sie alle gelesen, viele von Ihnen mehrfach, und manche verstehe ich bis heute nicht. In diesen Texten steht, wie Ihr lernen könnt, das Wesen der Magie zu erkennen, auch die Übungen, von denen ich sprach, sind hier genau beschrieben. Bis auf den Übungsraum ist das die einzige Tür, die sich für Euch öffnen wird, Santer. Wenn etwas Ruhe eingekehrt ist, werdet Ihr wohl am Anfang den größten Teil Eurer Zeit hier verbringen.« Sie sah zu ihm hoch.
    »Ihr könnt kein Buch entfernen, denn wenn sich eines davon näher als einen Schritt an der Tür befindet, wird sie verschlossen bleiben. Genauso ist es, wenn mehr als drei Bücher den Regalen entnommen wurden.«
    »Es scheint, als ob die Eulen Wert auf Ordnung gelegt haben«, sagte Santer.
    »In manchen Dingen, ja, in anderen Dingen nicht. Ich fand hier das eine oder andere Quartier vor, das von seinem Vorbesitzer doch recht unaufgeräumt zurückgelassen wurde«, sagte Desina. Sie lächelte nicht. Santer wusste auch, weshalb, sie hatte es ihm ja bereits erklärt. Die meisten der Eulen starben im Fanal, nachdem der Weltenstrom versiegt war.
    »Kommt mit«, bat sie ihn.
    Er folgte ihr in einen Raum, der zum größten Teil leer war und keine Fenster enthielt. Hier entsprang das Licht nicht einem dieser Leuchtgloben, sondern hellen Bändern, die in den Ecken der Decke eingelassen waren. Wände, Böden und Decke selbst waren mit kunstvollen Linien aus Silber, Gold, Obsidian und zum Teil auch Quarz verziert, die wie in einem riesigen fließenden Mosaik den Raum einschlossen und den Blick des Betrachters in das Zentrum lenkten, wo sich eine Art Tisch befand. Auch der war reich und wertvoll mit wellenartigen Mustern eingelegt.
    »Bei den Göttern«, entfuhr es Santer. »Dieser

Weitere Kostenlose Bücher