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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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seiner Tochter?«
    »Sie befindet sich noch in meinem Gewahrsam. Sie ist hübsch, und ich kann sie gebrauchen.«
    »Treib dein Spiel nicht zu weit«, warnte Feltor. »Deine Gelüste sind hier fehl am Platz.«
    »Es besteht keine Gefahr«, antwortete sie mit einem feinen Lächeln. »Niemand wird sie finden.«
    »Ich hoffe für dich, dass es kein Fehler war«, sagte Feltor. Er hob eine Hand, um mit einem Finger leicht über ihre Wange zu streichen. Ein sengender Schmerz folgte der Spur seines Fingers, und sie zog scharf die Luft ein, als ihre Wange blutrot aufklaffte und sich im nächsten Moment wieder schloss. »Ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, was dir droht, wenn du versagt.«
    »Ja«, sagte sie, auch wenn ihrem leicht geöffneten Mund ein leises Stöhnen entwich und sie fast unmerklich zitterte.
    Er hob seinen Finger, betrachtete den roten Blutstropfen darauf und leckte ihn genüsslich ab. »Du weißt, was zu tun ist. Ich verlasse mich auf dich, Asela.«
    »Ich bin mir sicher, ich…«, begann sie, und er fuhr mit dem Finger ganz leicht über ihre Schläfe. Nur mit Mühe konnte sie ein Stöhnen unterdrücken.
    »Kein Wort mehr. Worte habe ich genug von dir gehört. Enttäusch mich einfach nicht. Es wäre schade um dich, nicht wahr?«
    »Es wird alles geschehen wie geplant.« Ihr Busen hob und senkte sich schwer. »Niemand«, hauchte sie, »niemand beherrscht die Pein besser als du.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem wollüstigen Lächeln, und in ihren Augen stand eine andere, dunklere Glut, während die blutrote Linie auf ihrer Wange langsam verblasste.
    »Es war nicht als Belohnung gedacht, Teuerste«, teilte er ihr mit, »sondern als Warnung.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise.
    »Gibt es sonst noch etwas zu berichten?«, fragte er.
    »Wenig. Die Bergung des Golds ist bald abgeschlossen.«
    »Ich dachte, das wäre wegen der Meeresungeheuer schwieriger geworden?«
    »Sie stellen kein Problem mehr dar«, teilte sie ihm mit einem Lächeln mit. »Ich habe festgestellt, dass ihr Hunger mit ein bis zwei Sklaven gesättigt ist. Ich reite sie direkt bis in das Maul der Ungeheuer…« Ein Zittern durchlief sie, und sie schloss die Augen. »Ihre Angst, der Unglaube, dass sie dem Fisch ins Maul schwimmen, ihre Verzweiflung… und dann der Schmerz… Sie sind zäh genug, dass ich über den ersten Biss hinaus in ihnen drinbleiben kann.« Sie sah ihn mit strahlenden Augen an. »Es ist… unbeschreiblich«, hauchte sie.
    »Du fütterst sie mit Sklaven, damit die anderen arbeiten können? Und genießt ihren Tod?« Feltor schüttelte ungläubig den Kopf. »Er hat dich wahrhaftig bis ins Mark verdorben.«
    »Nein«, widersprach sie. »Er hat mich gerettet!«
    »So siehst du es«, sagte Feltor. »Aber ich erinnere mich daran, wie du vorher warst.«
    »Ich will mich nicht erinnern.«
    »Das weiß ich«, sagte er leise. »Wie gehen die Ausgrabungen voran?«
    »Besser, jetzt da Hiras tot ist«, sagte sie. »Er war zu nachlässig. Wir haben sieben der neun Steine aus dem alten Tor geborgen. Ich erwarte die letzten beiden bald.«
    »Gut«, sagte Feltor.
    »Was ist mit der Eule? Wird sie uns gefährlich werden können?«, fragte sie.
    »Sie kann denken, allein das macht sie gefährlich. Also wäre es ein Fehler, sie noch mehr auf uns aufmerksam zu machen. Wir werden sie ignorieren. Selbst wenn sie mehr als nur ein paar kleine Tricks kennen sollte, was ich bezweifle, wird sie uns nicht aufhalten können.« Er wandte sich wieder dem Platz zu. »Nun geh. Und sei höflich zu meinem Weib.«

 
    55
     
     
     
    Wo anfangen?, dachte Santer und betrachtete die Bücher im Regal zu seiner Linken. Macht es einen Unterschied? Er zog einen der schweren Bände heraus, setzte sich in einen Sessel und las den Titel. Von der Waage der Dinge.
    Aha. Santer öffnete den Folianten und fing an zu lesen.
    Stellt man einen Kessel mit Wasser auf den Herd und schürt darunter das Feuer, wird das Wasser zu sieden anfangen. Das siedende Wasser wird wieder erkalten, wenn man den Kessel vom Feuer nimmt. Die Antwort auf die einfache Frage, warum dass Wasser zu sieden anfängt und wieder erkaltet, führt zu einem der Grundsätze der Magie und ist weitaus komplexer, als es den Anschein hat.
    Santer sah ungläubig auf das Buch herab und klappte es wieder zu. Zweihundert schwere Seiten aus bestem Pergamentpapier, auf denen in feiner, kaum lesbarer Handschrift darüber sinniert wurde, warum Wasser kochte. Er stand auf, nahm das Buch mit und stellte es zurück

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