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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zweiten Mal sah er einem dieser Ungeheuer direkt in die Augen. Dann schnüffelte die Echse noch einmal und ging weiter.
    »Wiesel!«, rief eine weibliche Stimme, und Wiesel zuckte zusammen. So sehr war er auf die Echse konzentriert gewesen, dass er die junge Frau nicht sah, die im Türrahmen des anderen Raums stand. Die Echse, die nur zwei Schritte weitergegangen war, wirbelte herum und zog mit einem schabenden Geräusch ihr Schwert. Selbst in dem schuppigen, ganz und gar unmenschlichen Gesicht sah Wiesel die Überraschung, als das Biest erkannte, dass dieser Schatten doch ein Mann gewesen war.
    Wiesel hatte noch nie gegen eine Echse gekämpft, doch auch bei diesen Ungeheuern würde ein Stich in die weiche Kehle sicher genügend Schaden anrichten. Er rollte zur Seite, wich einer klauenbewehrten Kralle aus, duckte sich unter und in den Hieb des Ungeheuers hinein und stieß zu. Nur knapp verhinderte die Echse, dass die Klinge sie tödlich traf. Dabei brüllte sie auf, und jetzt regten sich überall geschuppte Körper!
    Das, dachte Wiesel mit einem grimmigen Lächeln, das mehr einem Zähneblecken glich, könnte nun doch interessant werden! Er schüttelte seinen zweiten Dolch in die Hand, es waren fünf Schritte bis zum Eingang der Halle, vielleicht konnte es ihm ja doch gelingen…
    »Wiesel, nein! Tu ihm nichts!« Ein Zischlaut folgte, aus einer anderen Kehle, die nicht menschlich war, und die Echse sprang mit erhobenem Schwert zurück, gerade rechtzeitig, um Wiesels zweitem Angriff zu entgehen. Groß mochten diese Viecher ja sein, dachte Wiesel grimmig, aber sie waren so erbärmlich langsam, dass sogar Hoffnung in ihm aufkeimte, hier wieder lebend herauszukommen.
    »Wiesel! Halt ein!«, rief die Frau, und im nächstem Moment warf sie sich auf Wiesel. »Tu ihnen nichts an!«
    Fassungslos sah Wiesel in Regatas geweitete Augen. Nur mit Schwierigkeiten löste er sich aus ihren Fingern, die sich in sein Wams gekrallt hatten, wich an die Wand zurück und stand nun da, Dolche in den Händen, um sie verständnislos anzustarren, sie und die Echsen, die in einem Halbkreis vor ihm standen.
    »Ich ihnen?«, fragte Wiesel ungläubig.
    Desinas verschwundene Ziehschwester war verdreckt und schmutzig, ihr Haar verfilzt und wirr, ihr Kleid an manchen Stellen eingerissen. Eine üble Prellung hatte ihre Wange anschwellen lassen, aber sie lebte, sie schien gesund, und vor allem war sie frei und stand inmitten dieser Echsen, ohne Angst zu zeigen.
    »Was bei allen Göttern geht hier vor?«, fragte Wiesel schwer atmend. Er traute seinen Augen kaum, als Regata den Echsen ein Zeichen gab und diese langsam zurückwichen.
    »Steck deine Dolche weg, dann will ich es dir gern erklären«, sagte Regata. »Sie sind nicht unsere Feinde!«
    »Sind sie nicht?«, fragte Wiesel fassungslos. »Das da sagt mir aber etwas anderes«, rief er und zeigte anklagend auf den Haufen menschlicher Überreste in der einen Ecke der Halle.
    »Das war nicht ihre Schuld… Man könnte es als ein Versehen bezeichnen«, sagte Regata. »Komm mit, dir wird alles klar werden. Aber steck die Dolche weg!«
    »Ein Versehen?«, sagte Wiesel. »Das nennst du ein Versehen?«
     
     
    »Sie ist die Brutmutter«, erklärte Regata leise, als sie Wiesel in den Nebenraum führte, wo auf einem Nest von alten Lumpen und Fetzen eine Echse auf ihren Hinterbeinen saß, größer als die Exemplare in der alten Kaiserhalle, aber von einem fahlen, fast schon leuchtenden Weiß und mit roten Augen, die Wiesel sorgsam musterten. Während er über die Geistesschärfe der anderen Echsen noch kein Urteil zu fällen wagte, lag hinter diesen Augen ganz ohne Zweifel ein wacher Verstand, aber einer, der so fremdartig war, dass es ihm kalt über den Rücken lief.
    Da er nicht wusste, was von ihm erwartet wurde, verbeugte er sich höflich. »Sag ihr, dass ich… äh… ich bin erfreut!« Vor allem deshalb, weil es nicht aussah, als ob sie ihn fressen wollte.
    Regata lächelte. »Sie kann dich hören und verstehen, aber…«
    »Willkommen, Freund«, zischte und knurrte die Echse. Es klang angestrengt. Die kaum verständlichen Worte kamen aus einem Gehege voller scharfer Zähne, ein Gebiss, das Wiesel ordentlichen Respekt abnötigte. Er schaute von der weißen Echse zu Regata und wieder zurück. »Ich weiß ja nicht, was geschehen wäre, wenn sie an Land gekommen wären und uns so begrüßt hätten«, sagte er und kratzte sich am Kopf. »Aber es wäre wohl insgesamt ein besserer Anfang gewesen.«
    »Wenn es

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