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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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so arrogant wie zuvor. In der Dunkelheit konnte sich Wiesel nicht sicher sein, doch er meinte, dass der Kapitän vor Angst fast zitterte.
    Der andere dort im Schatten hatte etwas Unheimliches an sich. Es lag nicht so sehr an der Stimme, die kalt genug war, den Hafen zu vereisen, es war vielmehr etwas, das man in den Tiefen der Seele spürte, eine dunkle Bedrohung, wie eine namelose Angst, die einen ergriff und zu erdrücken suchte. Beide sprachen die Sprache des Kaisers, aber mit rauem Unterton und einem harten Akzent. Mit Mühe bannte Wiesel die Angst aus seinen Gedanken und konzentrierte sich auf das Gespräch.
    »Die Krieger wissen, was zu tun ist, sie erwarten Euer Wort mit Ungeduld. Aber es gibt ein Problem«, fügte Hiras etwas zögerlich hinzu.
    »Was ist es?«
    »Sie sind nach der langen Reise überaus hungrig. Es reicht ihnen nicht, was sie an Futter erhalten.«
    »Es muss ihnen reichen«, teilte der andere Hiras mit. »Sorgt dafür.«
    »Ja, Herr.«
    »Haben die Sklaven die Halle schon gefunden?«
    »Noch nicht, Herr. Sie haben Angst vor den Seeungeheuern, und das Erdbeben hat viele der Gänge zerstört. Sie müssen sich einen Weg bahnen. Doch der Sprecher der Mutter sagt, dass sie den Ort bald erreichen werden.«
    »Habt Ihr den Weg von der anderen Seite schon geöffnet?«
    »Es war schwierig, Herr, wir…«
    »Habt Ihr oder habt Ihr nicht?«
    »Der Gang liegt frei, Herr!«, sagte Hiras hastig. »Wir mussten nur zwei der Marinesoldaten entsorgen. Man wird sie bald vermissen.«
    »Wird man sie finden?«
    »Nein, Herr. Ich habe sie den Kriegern als Futter gegeben.«
    »Was geschieht, wenn Ihr nicht zum Schiff zurückkehrt, Hiras? Habt Ihr die richtigen Anweisungen gegeben?«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Beantwortet mir die Frage, Hiras.«
    »Sie werden ohne mich handeln, noch in dieser Nacht.«
    »Eine Nacht zu früh. Nun, das lässt sich verkraften. Also seid Ihr imstande, Eure Order zu erfüllen.«
    »Was meint Ihr, Herr?«
    »Habt Ihr eigentlich darauf geachtet, ob Ihr verfolgt werdet, Hiras?«
    »Ja, Herr, ich habe niemanden gesehen.«
    »Das glaube ich Euch gern«, sagte der Mann im Schatten, und Wiesel hatte plötzlich das Gefühl, als wäre er amüsiert.
    »Lebt die Klingentänzerin noch?«
    »Ja, Herr. Sie ist eine Schlange. Heute Morgen hat sie Weras das Genick gebrochen, gefesselt, wie sie war! Die abergläubischen Narren denken, dass sie eine Art Magie besitzt.«
    »Wir wissen es besser, nicht wahr?«, fragte der Mann im Dunkeln, und Hiras nickte hastig.
    »Sorgt dafür, dass sie sich von ihr fernhalten. Noch weiß ich nicht, ob ich sie noch brauche.« Eine Pause folgte, in der Hiras mit gebeugtem Haupt vor dem Mann im Schatten verharrte.
    »Hiras?«
    »Ja, Herr?«
    »Ihr wollt mehr, nicht wahr? Mehr an Macht, mehr an Wissen.«
    »Ja, Herr, ich brenne darauf.«
    »Dann solltet Ihr Euren Fehler wiedergutmachen.«
    »Herr, welchen Fehler meint Ihr?«, fragte Hiras ängstlich.
    Bah, dachte Wiesel, der Mann hörte sich ja erbärmlich an!
    »Ihr wart nachlässig. Ihr habt erlaubt, dass Ihr verfolgt wurdet. Nehmt ihn Euch, sein Talent könnte nützlich für Euch sein.«
    Einen Moment wusste Hiras wohl nicht, was der andere meinte, auch Wiesel verstand es nur einen Wimpernschlag vor ihm.
    Er rollte sich zur Seite und ließ einen Dolch in seine Hand gleiten, doch als er ihn werfen wollte, war sein Ziel verschwunden. Hiras war nicht mehr da, wo er eben noch gekniet hatte.
    »Hier, kleiner Mann«, zischte eine Stimme über ihm, und Wiesel sah überrascht hoch. Dort auf der Mauer über ihm kauerte Hiras, als wäre es normal, derart der Schwerkraft zu trotzen. Auf einmal erschien er nicht mehr furchtsam, sondern furchteinflößend. Ein helles Schimmern im Dunkeln zeigte das Band seiner Zähne, als er lächelte. »Mir zu folgen, war dein letzter Fehler.«
    Das glaube ich nicht, dachte Wiesel, als er sich zur Seite rollte und die Klinge warf. Doch der Dolch prallte nur an der Wand ab, dafür traf Wiesel ein fürchterlicher Schlag in die Seite, der ihn wie einen Ball über den alten Hinterhof schleuderte, bis er in einem Haufen Schutt und Dreck kopfüber liegen blieb.
    Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sich zur Seite zu rollen, denn neben ihm fuhr eine behandschuhte Faust auf die Steinplatten hernieder, wo eben noch sein Kopf gewesen war.
    Ungläubig blinzelnd sah Wiesel, dass die Faust den Stein zersplittern ließ. Doch Wiesel hatte nicht vor, wertvolle Zeit damit zu verschwenden, über Derartiges lange

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