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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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aber wieder zur Seite, ihre Aufmerksamkeit gefangen von dem unhöflichen Gast. Der Wirt stand dort und beugte sich gerade vor, er wollte die Zeche kassieren. Der Gast jedoch stand auf, ließ verächtlich ein Goldstück auf den Tisch fallen, der Wirt sagte etwas, und der andere schlug mit der flachen Hand zu. Es war eine derart harte Ohrfeige, dass sie den Wirt taumeln ließ und er beinahe gegen einen anderen Tisch geprallt wäre, wo die Gäste erschreckt ihre Weingläser festhielten.
    Der Mann ergriff seinen breitkrempigen Hut und stürmte aus dem Gasthof. Auch Tarkan hatte das Spektakel verblüfft verfolgt. Beinahe wäre er aufgesprungen, um dem Wirt zur Hilfe zu eilen, doch das war nicht mehr nötig. Schon flog die Eingangstür hinter dem Mann zu.
    Tarkan schüttelte ungläubig den Kopf. »Welch ein ungebührliches Verhalten«, meinte er zu seinem schönen Gegenüber. »Ich muss gestehen, dass ich froh bin, diesen Herrn gehen zu sehen.«
    Sie nickte nachdenklich und schenkte ihm ein Lächeln, doch er hatte nicht das Gefühl, dass sie ihn überhaupt ansah. Das, dachte Tarkan, geschah selten genug. Die holde Weiblichkeit erlag üblicherweise schneller seinem Charme und seinem strahlenden Blick. Die Bardin schien aus anderem Holz geschnitzt.
    »Es war überaus angenehm, Eure Bekanntschaft zu machen, Baronet«, teilte sie ihm mit einem der verführerischsten Lächeln mit, dessen er jemals teilhaftig geworden war. »Doch ich fürchte, ich muss mich nun verabschieden.«
    Sie trank ihr Glas aus und erhob sich elegant, während Tarkan versuchte, seine Enttäuschung hinter einem gewinnenden Lächeln zu verbergen.
    »Erlaubt mir wenigstens, Euch zu Eurer Unterkunft zu begleiten. Ich habe gehört, die Straßen hier seien sicher, aber trotzdem bin ich besorgt um Euch«, sagte er ernsthaft.
    Was an seinen Worten nun amüsant war, verstand er nicht, doch ihr entfuhr ein glockenhelles Lachen, bevor sie fast erschreckt die Hand vor den Mund hielt und ihn um Entschuldigung heischend ansah. »Verzeiht, Baronet, aber das ist nicht möglich. Dennoch, habt Dank für das Angebot Eures starken Arms zu meinem Schutz.«
    Sie vollführte einen tiefen, perfekten Hofknicks vor ihm, schenkte ihm ein letztes strahlendes Lächeln, eilte dann zu der Bühne, wo sie ihren Lautenkasten deponiert hatte, ergriff ihn und ihr Rapier und eilte fast so schnell aus der Schankstube wie der finstere Geselle kurz zuvor.
    Bedauernd sah Tarkan ihr nach. So bezaubernd Frauen auch sein mochten, manchmal wünschte er sich, sie wären weniger sprunghaft. Er blickte auf sein Glas hinab, seufzte, trank noch einen Schluck und winkte den Wirt herbei. So vielversprechend der Abend eben noch ausgesehen hatte, nun hatte sich das Blatt gewendet und er konnte ebenso gut zurück zur Botschaft gehen.

 
    30
     
     
     
    So lange hatte Wiesel im Schatten auf den Mann gewartet, dass er fast überrascht war, als die Tür des Gasthofs aufgestoßen wurde und der Seemann mit schnellen Schritten davoneilte.
    Sich schnell ungesehen zu bewegen, war eine wahre Kunst, und wenn es jemanden gab, der sie meisterhaft beherrschte, dann war es Wiesel.
    Schnell wurde ihm klar, wo der Weg des Kapitäns hinführte, zu eben jenem Hinterhof, in dem er in der Nacht zuvor Jenks verloren hatte. Doch diesmal kannte Wiesel das alte, halbverbrannte Haus und dessen Hof, wusste wo sich ein guter Ort finden ließ, um sich ungesehen zu verstecken. Mit leichten Schritten und lautlos wie eine Katze suchte er sich einen dunklen Winkel, von dem aus er den Zugang gut im Auge hatte.
    Der Kapitän des schwarzen Schiffs war zu früh. Ungeduldig lief er auf und ab, um plötzlich zusammenzuzucken, als sich etwas tief im Schatten regte.
    Wenigstens war er nicht der Einzige, der erschrocken war, dachte Wiesel mit rasendem Herzen, denn über genau diesen dunklen Fleck im Hof hatte er sich eben angeschlichen, und dort war gar nichts gewesen! Jetzt aber stand im tiefen Schatten ein Mann mit einem ähnlich langen Umhang wie der, den der Kapitän des schwarzen Schiffes trug. Der wandte sich langsam dem Neuankömmling zu.
    Wiesels Augen zogen sich zusammen, als er versuchte zu erkennen, wer sich dort im Schatten verbarg, aber viel mehr als erahnen konnte er den anderen nicht.
    »Ist alles vorbereitet, Hiras?«, fragte der Mann.
    Es war schon etwas beunruhigend für Wiesel, festzustellen, dass es noch andere gab, die sich die Dunkelheit so zunutze machen konnten.
    »Ja, Herr«, antwortete Hiras und schien nun nicht mehr halb

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