Die Eule von Askir
und prüfen, ob alle Türen und Fenster verschlossen sind. Ihr müsst verstehen, Ser…«
Santer nickte. »Ich verstehe.« Ein Silberstück für vier Mann, das waren fünf Kupferstücke für jeden, zwei Biere und ein Brot nur dafür, dass man seine Pflicht tat. Die Leute wären dumm, diese Zuwendung abzulehnen.
»Nun, heute Nacht war er ganz aufgeregt. Er stand dort oben und konnte sich gar nicht beruhigen, er behauptete, er habe dort dunkle Schatten gesehen, Schreie gehört und dann ein gleißend helles Licht aus dieser Gasse kommen sehen, dazu noch einen Donner gehört, als ginge die Welt unter. Er flehte uns an, hinüberzugehen und nachzusehen. Das taten wir. Wir fanden drei Tote, und einer davon war schrecklich verbrannt.«
»Wie viel hat er Euch gegeben?«
Der Sergeant zögerte.
»Raus damit!«
»Er warf uns ein Goldstück hinunter, damit wir nachsehen…« Der Sergeant schaute zu Santer hoch. »Das ist doch nicht schlimm, Leutnant, Ser?«
»Nicht, solange Ihr Eure Pflicht auch ohne solche Spenden erfüllt«, meinte Santer. Das musste eine beliebte Wachstrecke sein. Warum hatte er eigentlich immer nur unten im Hafen Dienst geschoben?
»Was habt Ihr dann getan?«
»Nichts, Ser, außer dass ich einen meiner Leute zur Zitadelle geschickt habe, um den Federn Bescheid zu geben und den Leichenputzer anzufordern. Wir haben nichts angefasst, nur die Fackel ist von uns, damit wir besser sehen konnten.« Der Mann sah immer noch fasziniert in die Gasse, wo Desina stand. Sie hatte sich nicht eine Haaresbreite bewegt. »Wir konnten ja nicht wissen, dass eine Eule kommt.«
»Gut.« Santer überlegte kurz und kam zu einer Entscheidung. »Ihr könnt Eure Patrouille fortsetzen, Stabssergeant. Wenn Ihr nachher der Feder Euren Bericht diktiert, teilt ihr mit, dass die Maestra vom Turm eine Abschrift wünscht.«
»Ja, Ser«, rief der Sergeant und gab seinen Männern ein Zeichen. »Ihr habt es gehört. Wir haben noch was zu tun diese Nacht.«
Mit einem letzten Blick hinüber zu der Maestra führte der Sergeant seine Leute die Straße hoch, während Santer langsam zu Desina zurückging. Sie stand noch immer so da. Er räusperte sich leise.
»Es waren zwei Goldstücke«, teilte ihm Desina mit, ohne von dem Toten zu ihren Füßen aufzusehen. »Der Sergeant hatte Angst, Ihr würdet einen Anteil fordern.«
Santer lachte leise. »So etwas habe ich mir fast gedacht. Und, Maestra? Ist es das Werk eines Nekromanten?«
»Ich habe meine Untersuchungen abgeschlossen«, sagte sie und sah zu ihm hoch, ein feines Lächeln spielte um ihren Mund. »Ihr habt einige Erfahrung, Santer. Was denkt Ihr, was hier geschehen ist?«
Sie hatte ihre Untersuchungen abgeschlossen? Wieder, indem sie einfach nur neben den Leichen stand? Magie musste wirklich nützlich sein.
Dennoch… irgendwie packte ihn jetzt der Ehrgeiz. Langsam sah auch er sich um. Alle drei Leichen waren bewegt worden.
»Es geschah kurz vor Sonnenuntergang«, sagte er. »Denn alle Toten wurden bewegt und in den Schatten gezogen. Unnötig, wenn es schon Nacht gewesen wäre.« Santer trat an den Toten heran, der etwas weiter weg lag, und beugte sich nieder. »Keine Magie hier. Ein Stich in die Schulter, wie von einer langen geraden Klinge, ein schlankes Schwert oder ein Rapier. Und ein glatter Schnitt durch die Kehle.«
Er wollte gerade aufstehen, um die Fackel zu holen, als über seinem Kopf ein kleines weißes Licht erschien, nicht zu grell, aber hell genug, um den staubigen Boden zu beleuchten. »Danke«, sagte er. Abgesehen von dem Feuer im Herd war es die erste Magie, die er von der Maestra sah, eine Kleinigkeit nur, aber dennoch beeindruckend. Und praktisch. »Der Mann rannte hier entlang, und dort stand ein anderer. Der war es, der diesem Burschen die Kehle aufschlitzte.« Santer musterte die Blutspritzer an der Wand und die Lache am Boden. »Er wich dem Blut aus… Er trägt Stiefel mit weichen Ledersohlen, keine Absätze. Er ging dann hier hinüber.« Das Licht folgte Santer und den Spuren. »Das hier sind Stiefel mit Absätzen, kleine Stiefel, eine Frau. Die beiden Toten hier tragen Sandalen aus altem Schiffstau. Billiges Schuhwerk, aber die Abdrücke sind gut zu erkennen. Hier… Die drei haben die Frau in die Ecke gedrängt, aber es kam nicht sofort zum Kampf, sie standen eine Zeitlang herum. Dann geschah etwas, und es geschah schnell, denn der hier schaut immer noch überrascht.« Santer musterte den Toten sorgfältig und nickte dann beeindruckt. »Ein sauberer
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