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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Oberschenkels vorsichtig mit dem Finger. Die Stelle bröckelte, und feiner Staub fiel herab.
    »So ist es«, sagte die Maestra leise. »Ich weiß von einer Quelle, dass Jenks, das Opfer von gestern Nacht, vor seinem Tod auch hier gewesen ist. Vielleicht sollte hier wieder ein Mord stattfinden, aber diesmal nahm es einen anderen Ausgang.«
    »Der hier sieht mir nicht sehr nach einem Opfer aus«, sagte Santer und deutete auf den ausgeglühten Leichnam. Welche Magie das auch immer gewesen war, sie war ungleich mächtiger als das, was den anderen Kerl ein paar Gassen weiter niedergestreckt hatte. »Wir werden nie herausfinden, wer er war. Es ist einfach nicht mehr genug übrig. Ein wenig Regen und Wind, und es bleibt nichts von ihm«, stellte Santer beeindruckt fest. »Ich glaube, der Leichenputzer kann gehen. Ein Besen tut es hier auch.«
    »Santer«, meinte die Maestra leise. »Gebt mir etwas Zeit und Ruhe. Und Abstand.«
    Santer nickte und ging hinüber zu den Wachen, die ihn neugierig musterten.
    »Interessante Wache heute Abend«, sagte er im Plauderton und lehnte sich in der Nähe an eine Hauswand. »Kennt Ihr das Viertel eigentlich gut, Sergeant?«
    Der nickte eilfertig. »Ja, Ser. Ich habe hier seit vier Monaten Dienst. Ja, ich denke, ich kenne es.«
    »Gibt es in der Nähe etwas, wo man gute Unterhaltung finden kann? Ein gutes Essen, vielleicht sogar einen Barden, der aufspielt?«
    »Die Goldene Rose, Ser. Es ist einer der besten Gasthöfe hier im Viertel. Ihr findet ihn drei Straßen weiter, wenn Ihr am Töpferbrunnen links abbiegt. Nicht zu übersehen.« Der Sergeant seufzte. »Wenn wir hier fertig sind, müssen wir dorthin. Der Wirt hat einen Knecht geschickt, um uns zu bitten, ihn mal zu besuchen. Ich weiß noch nicht, weshalb, der Knecht sprach nur von einem Gast, der dem Wirt Angst gemacht hat.« Der Sergeant sah zu Santer. »Ich bin froh, wenn diese Wache zu Ende geht. Die ganzen Wochen nichts… und heute…«
    »Ich weiß, was Ihr meint, Sergeant«, sagte Santer, doch der Soldat schüttelte den Kopf.
    »Das ist es nicht, Ser. Diese verbrannte Leiche dort und der andere Kerl… Wenn ich jemandem mit Stahl in der Hand gegenüberstehe, weiß ich, was ich tun kann. Aber wie, bei den Göttern, verteidigt man sich gegen Magie?« Er warf einen schnellen Blick zu Desina hinüber, die wieder still wie eine Statue dort stand. »Ich bin froh, dass sie da ist, Ser. Sie weiß wenigstens, wie man gegen Magie kämpft. Auch wenn ich nicht verstehe, was sie da tut.«
    »Sie weiß, was sie tut«, sagte Santer beruhigend. »Das reicht.«
     
     
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was hier los war«, sagte die Maestra etwas später, nachdem sie Santer wieder zu sich gerufen hatte. »Es gab einen Kampf, das ist klar zu erkennen. Taride war wieder mit dabei und auch mein Freund mit den Stiefeln.« Sie hielt Santer einen Dolch hin. Ein gut gearbeitetes und ausbalanciertes Stück. Jedenfalls war er es einmal gewesen. Jetzt war der Stahl verdreht und verbogen wie ein Korkenzieher.
    Sie ging in die Hocke und drehte mit dem behandschuhten Finger ein Stück verkohlte Hirnschale zur Seite. »Wiesel hat ganz schön Dresche bezogen«, sagte sie leise. »Aber zum Schluss… Hier hat eine Klinge im Auge gesteckt. Und entlang der Klinge ist der Knochen noch mehr verkohlt.«
    »Wiesel ist Euer Freund?«, fragte Santer überrascht. Seit Jahren träumte jede Seeschlange davon, den Kerl dingfest zu machen, der sie und die ganze Stadt an der Nase herumführte.
    »Ja. Aber das ist unwichtig«, meinte die Maestra abwesend. »Was hier geschehen ist, ist weitaus bedeutsamer. Zwei Dinge sind von besonderem Interesse: wie es möglich war, dass der Mann so heiß verbrannte… und, noch wichtiger, wer er war. Ich habe nur die Antwort auf die zweite Frage.«
    »Ihr wisst, wer er war?«
    »Genauer, ich weiß, was er war«, sagte die Maestra so leise, dass er sie kaum verstand. »Darf ich?«, fragte sie, und Santer gab ihr den verbogenen Dolch zurück. Sie bedeute ihm, sich ebenfalls in die Hocke zu begeben, und rief wieder das Licht herbei, damit er besser sehen konnte. Dann legte sie mit der Spitze des Dolches etwas in der Asche frei, das in das verkohlte Leder eines Wamses eingebacken und schwer zu erkennen war. Für Santer sah es aus wie eine schwarze Münze an einer schweren, geschmolzenen Silberkette. Die schwarze Scheibe selbst war nicht geschmolzen. Die Münze trug keine Prägung, es war nur ein Stück schwarzes, poliertes Metall.
    Er

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