Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
dass ich niemals einer Partei angehört habe, und dies, wie ich immer wieder betonte, aus Prinzip. Aber was kümmert die Wahrheit, wenn man einen »Aufreger« zu verkünden hat?
Als ich Stern -Chefredakteur Petzold eine Antwort auf seinen abwegigen Kommentar schickte, druckte er sie sicherheitshalber nicht ab. Kann ich im 30. Jubiläumsjahr der Hitler-Tagebücher auch verstehen. »Zwar gab es auf den Galapagosinseln eine Menge Blaufußtölpel«, schrieb ich ihm, »aber Zeitungsenten gab es nicht.«
2. Der unbekannte Fall Sarrazin
Wenige Fernsehaufzeichnungen haben mich in der letzten Zeit ähnlich bewegt wie ein Interview, das der Fernsehjournalist Günter Gaus mit der deutsch-jüdischen Philosophin Hannah Arendt führte. Dass es bereits 50 Jahre alt ist, ändert nichts an der beklemmenden Aktualität dessen, was diese luzide Frau zu sagen hatte. Es ging um die manipulierte Mehrheitsmeinung im Dritten Reich und darum, wie Außenseiter wie die Juden systematisch ausgegrenzt und endlich ausgemerzt wurden.
Die Ironie wollte es, dass Hannah Arendt selbst mit ihrer These vom Hitlerismus als dem »banalen Bösen« ebenfalls ausgegrenzt wurde, und zwar von ihrem eigenen Volk. So hatte sie nach dem Eichmann-Prozess der verbreiteten Meinung widersprochen, es habe sich bei diesem SS-Führer um ein diabolisches Monster gehandelt. »Für mich war Eichmann ein Hanswurst«, erklärte sie, und dass sie über dessen Äußerungen sogar »oft lachen musste«. Gerade Letzteres wurde ihr übel genommen und man schnitt sie, weil man die banale Wahrheit, die sie auszusprechen gewagt hatte, nicht wahrhaben wollte. Jedem Leser dieses Buches empfehle ich, sich das Interview von Günter Gaus mit Hannah Arendt auf YouTube anzusehen.
Ich möchte mich, um Himmels willen, nicht mit dieser großen Denkerin und Zeitzeugin vergleichen. Doch fielen mir in dem, was sie so überzeugend beschrieb, viele Parallelen zur Gegenwart, unter anderem zu Thilo Sarrazin und auch zu meinem eigenen Leben auf: Wie man für das, was einem völlig einleuchtend erscheint, was zudem vor aller Augen zutage tritt, radikal ausgestoßen oder, wie es so schön heißt, stigmatisiert wird, und zwar sobald man diese offensichtliche Wahrheit zu sagen wagt. Als Vergleich fällt mir Andersens Märchen »Des Kaisers neue Kleider« ein, in dem ein Kind in aller Unbefangenheit die unbezweifelbare Wahrheit ausspricht, nur dass man dafür in der Realität nicht, wie im Märchen, gelobt, sondern verprügelt und verstoßen wird.
Wie ich in Rettet unser Geld! ausführlich beschrieben habe, ist Thilo Sarrazin einer bundesweiten Vendetta zum Opfer gefallen. Sein Vergehen: Er hatte in seinem 2010 erschienenen Buch Deutschland schafft sich ab andere Ansichten zu Migration und Bevölkerungsentwicklung in unserem Land geäußert, als politisch korrekt war. Die Folge: Sarrazin wurde gemobbt, verleumdet, ausgegrenzt – partei- und medienübergreifend. Dabei hatte er seine Thesen mit wissenschaftlich fundierten Fakten und Statistiken belegt. Aber man meinte, in diesem verdienten SPD -Mann einen »geistigen Brandstifter« entdeckt zu haben.
Nach Sarrazins erzwungenem Rücktritt als Bundesbanker schrieb der Schweizer Journalist Roger Köppel in der FAZ : »Ja, man darf seine Meinung äußern in Deutschland. Aber wer eine Meinung äußert, die der Obrigkeit nicht genehm ist, der kann seinen Job verlieren und wird geächtet. Ihn trifft die geballte Ausgrenzungsmacht des Staates.« Auch der Herausgeber der FAZ , Berthold Kohler, sah im Fall Sarrazin systematische Ächtung am Werk: »Die Botschaft für Sarrazin, aber auch andere potenzielle Abweichler vom politischen Mainstream, die Sarrazins der Zukunft, ist klar: Wer solche … Bücher schreibt, muss sich auf politische und gesellschaftliche Ächtung gefasst machen … Die Freiheit der Andersdenkenden war einmal.«
Die gesellschaftliche Verstoßung kann subtile Formen annehmen. Als man mich 2006 mit dem von markt intern verliehenen Deutschen Mittelstandspreis auszeichnete, wurde die Laudatio, wie es der Usance entsprach, von meinem Vorgänger gehalten – so wie ich im Folgejahr die Lobrede auf meinen Nachfolger halten musste. Ich hatte die Ehre, dass meine Laudatio von Verfassungsrichter Paul Kirchhof gehalten wurde, den Gerhard Schröder einst als »Professor aus Heidelberg« verhöhnt hatte. Mir selbst fiel die Aufgabe zu, im folgenden Jahr die Laudatio auf die Luxemburger EU -Kommissarin Viviane Reding zu halten. Der Preis war ihr
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