Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Beobachtungsorgane, dass sie die Abweichler im wörtlichen Sinne »riechen« konnten. Hatte man einen von ihnen überführt, wurde er gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Zum Glück gibt es heute keine realen Autodafés mehr. Doch wer sich mit gewissen Journalisten anlegt, dessen Reputation geht sehr schnell in Rauch auf. Thilo Sarrazin hat es sozusagen am eigenen Leib erlebt.
3. Die Bild -Schützen Kai Diekmann und Nikolaus Blome
Auch in meinem Fall wurde kräftig gezündelt. Seit ich mich 2010 in Rettet unser Geld! gegen den Einheits-Euro ausgesprochen habe, wird mit allen Mitteln versucht, mich im öffentlichen Bewusstsein unmöglich zu machen. Das heißt, es soll dem Fernseh- und Lesepublikum von vornherein schwer gemacht werden, meine Vorstellungen vom Euro ernst zu nehmen. In der Rechtsprechung heißt das, ad personam zu argumentieren. Wenn die betreffende Person nämlich überzeugende Argumente hat, die jedem sogleich einleuchten, dann kann man diese mit Gegenargumenten nicht mehr aus der Welt schaffen. Beim Euro ist das inzwischen ganz offensichtlich geworden. Die ökonomischen Vorteile haben sich in Luft aufgelöst. Die Euro-Zone ist im Morast der Rezession versunken. Die Arbeitslosigkeit hat historische Höchststände erreicht. Die Jugend im Süden steht vor einer Wand der Hoffnungslosigkeit. Auch die behaupteten politischen Vorteile, die gern mit »Frieden« umschrieben wurden, haben sich längst in Luft aufgelöst. Jemandem, der für die Notwendigkeit von Alternativen zur »alternativlosen« Euro-Politik wirbt, haben die Anhänger des Einheits-Euro kaum noch etwas entgegenzusetzen.
Aber man kann ihn persönlich erledigen. Statt die Gedanken zu widerlegen, die ein Mensch vertritt, in meinem Fall den notwendigen Ausstieg aus dem Euro, greift man den Menschen an. Man verleumdet ihn, dichtet ihm Schwächen an, begeht, wie es im Englischen heißt, character assassination , Charaktermord. Und da man schon beim Verdrehen und Verzerren ist, werden auch die überzeugenden Argumente des Opfers so weit entstellt, dass man sie nur noch mitleidig belächeln kann, so wie Müller-Vogg seine »dämlichen« Professoren.
Seit sich meine Einstellung zum Euro – und damit die Einstellung der Presse zu mir – geändert hat, häufen sich die Beileidskundgebungen von ehemaligen Kollegen und journalistischen Spürnasen. Besorgt fragt man mich: »Wie kommen Sie denn klar mit Ihrer Marginalisierung?«, oder »Wie ertragen Sie es, von allen geschnitten zu werden?«, oder »Wie fühlt es sich an, mit seiner Meinung ganz allein dazustehen?«. Der Spiegel meinte gar, ich hätte mich durch meine Euro-Kritik »ein bisschen selbst ins Abseits geredet«. Normalerweise danke ich für die mitfühlenden Worte, gebe dann aber Entwarnung: So schlimm ist es nicht, eigentlich ist es gar nicht schlimm. Ob man nun geschnitten, ausgegrenzt oder verhöhnt wird – wer die Wahrheit sagt, muss sich dafür nicht schämen, und das ist das Wichtigste.
Etwas anderes ist es, wenn man verleumdet wird. Wenn Journalisten, die einen niedermachen wollen, zu Erfindern werden, Fakten umbiegen und einem das Wort im Mund herumdrehen, nur weil ihre Chefredakteure es verlangen. Und diese verstehen, wie ich erfahren musste, ebenso viel vom Blattmachen wie vom Plattmachen.
Womit ich bei der Bild -Zeitung wäre. Was ich dort am 9. Dezember 2011 zu lesen bekam, war an Niedertracht kaum zu übertreffen. Es handelte sich um einen Frontalangriff auf meine Person. Ich sei ein »Wendehals«, ein »Ranschmeißer« und würde mich insgesamt zu wichtig nehmen. Der Hauptgrund für diese Vorwürfe schien meine Ablehnung des Euro zu sein. Das Prinzip, dem der Bild -Autor folgte, hat sich in den Medien lange bewährt: Man desavouiert den Menschen, der eine abweichende Meinung äußert, um damit auch diese Meinung in ein schlechtes Licht zu rücken.
Genau hier gehört das »Marginalisiert-« und »Geschnitten-Werden« her: Die Isolation des Andersdenkenden geschieht nicht schicksalhaft, sozusagen »von selbst«, sondern wird herbeigeführt, herbeigeschrieben. Wenn jemand ausgestoßen ist, gibt es immer jemanden, der ihm diesen Liebesdienst erwiesen hat.
Da ich von Natur aus ein lebensfroher, der Gesellschaft zugewandter Mensch bin, der sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen lässt, fühle ich mich nicht marginalisiert, geschnitten, ausgestoßen. Aber der Bild -Artikel verfolgte ebendieses Ziel, und bei vielen Lesern könnte es ihm gelungen sein. Dass er zu
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