Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
nachweinen.
KAPITEL ZWEI
Die Medien als Euro-Wächter
1. Wie ich zum »Parteigründer« wurde
Im Februar 2013 flog ich mit meiner Frau Bettina nach Südamerika, um die Galapagosinseln zu besuchen. Nach zwei Tagen in Bogotá fuhren wir weiter nach Quito in Ecuador, flogen auf die Hauptinsel des Archipels, bestiegen ein kleines Schiff und waren, erstmals seit Jahren, unerreichbar. Kein Laptop, kein BlackBerry, kein Smartphone. Nichts. Wer sich fragt, ob ein Leben ohne sie möglich ist, dem kann ich nur raten, es auszuprobieren. Tagelang genossen wir die himmlische Ruhe, die von keinem Handygeklingel unterbrochen wurde.
Auf der Rückfahrt erfuhren wir, dass Deutschland so gründlich eingeschneit war, dass unser Flugzeug nicht starten konnte. Wir warteten in Guayaquil, einer ecuadorianischen Hafenstadt mit fast 3 Millionen Einwohnern, von der man bei gutem Wetter den Chimborazo sehen kann. Weit interessanter erschien mir die Tatsache, dass das Zahlungsmittel in den Hotels und Restaurants, den Museen und Kaufhäusern nicht die Landeswährung war, sondern der US -Dollar. Im Jahr 2000 hatte man den alten Sucre durch den Greenback ersetzt. Seitdem kommt Ecuador ohne eigene Währung, ohne Zentralbank und ohne Gelddruckmaschinen aus. Man hat sich für das US -Geld entschieden und fährt gut damit. Und das stört weder die Ecuadorianer noch die Amerikaner.
Auf dieser freiwilligen Basis, dachte ich, hätte man den Euro auch einführen können, als Angebot, das nicht für alle Ewigkeit bindend ist. Andere Länder hätten sagen können, wir nehmen die D-Mark, nennen sie aber Euro, ohne dass ihnen ein Zacken aus der nationalen Krone gebrochen wäre. Tatsächlich gibt es in Europa ein Land, das nicht zur Euro-Gruppe gehört, und doch mit dem Euro bezahlt: das Kosovo. Der EZB ist das gleich. Als die Kosovaren in den Neunzigerjahren beschlossen hatten, die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel einzuführen, hat das die Bundesbank ebenso wenig tangiert. Das, denke ich, wäre ein freiheitliches Modell gewesen – aber man wollte ja mehr, die Vereinigten Staaten von Europa, und da durfte eine neue Einheitswährung nicht fehlen.
Nach zwei Tagen in Guayaquil, in denen ich meine Dollarreserven aufbrauchte, konnten wir endlich nach Deutschland zurückfliegen. Und was erfuhr ich dort, als ich, halb widerwillig, meine Handys wieder in Betrieb nahm? Dass ich eine Partei gegründet hatte.
Die Mailboxen waren voller Anfragen, in denen Journalisten mich zu einer Stellungnahme, möglichst programmatischen Charakters, aufforderten. Nur hatte ich von dieser Partei, der »Alternative für Deutschland«, nie gehört, sie folglich auch nicht gegründet. Nebenbei bemerkt hatte auch der wirkliche Parteigründer, Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke, dringend versucht, mich zu erreichen.
Ein Blick in die Presse der letzten Tage zeigte, dass ich tatsächlich als Mitbegründer der Partei AfD geoutet worden war. Man hatte also, um der Sensationsmeldung willen, die journalistische Sorgfaltspflicht über Bord geworfen. Und bundesweit und flächendeckend etwas berichtet, was nicht der Wahrheit entsprach. Stern -Chefredakteur Andreas Petzold hatte mich sogar, in einem vorauseilenden Kommentar, zum Erz-D-Mark-Populisten ernannt.
Die Wochen auf Galapagos erschienen mir nun wie ein fernes Paradies, wo ich es nicht mit deutschen Journalisten, sondern mit Land- und Meerechsen, Riesenschildkröten, Stachelrochen und Hammerhaien zu tun hatte. Nach einigem Nachdenken fand ich auch eine Erklärung für die wilde Spekulation, der sich die Medien hingegeben hatten. Angetan von der alternativen Euro-Politik der Freien Wähler, hatte ich mit Professor Lucke und anderen eine Wahlinitiative unterstützt, die aber mit der Partei nichts zu tun hatte und auch einen anderen Namen trug.
Meine Zustimmung stillschweigend voraussetzend, übertrug Lucke nun die umfangreiche Unterstützerliste der Wahlinitiative in die seiner neuen Partei, wodurch ich plötzlich zum Förderer einer Partei ernannt war, von der ich nicht einmal wusste, dass es sie gab. Ebenso stillschweigend, wie Lucke mich eingebunden hatte, folgerte die Presse, dass Henkel eine Partei, unter deren Unterstützern er auftaucht, mit Sicherheit auch gegründet haben muss.
In meiner Stellungnahme teilte ich allen Journalisten mit, dass ich gar nicht daran dächte, in irgendeine Partei einzutreten, nicht einmal in eine, die ich gegründet hätte. Im Übrigen hätte man, mit ein wenig Recherche, herausfinden können,
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