Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
dürfte wissen, dass wir in der Klemme sitzen, schlimmer noch: in der Falle. Sie wurde uns im Mai 2010 von der eigenen Regierung gestellt, als auf Druck der Franzosen die Brandmauer zwischen dem deutschen Steuerzahler und den südlichen Pleitekandidaten eingerissen wurde (siehe »Der Abriss der Brandmauer« ). Diese fatale Fehlentscheidung sowie die zahllosen Verstöße gegen die Euro-Verträge, die uns gegen jede Form systematischer Ausplünderung wehrlos machen, wurden von der Regierung Merkel abgenickt.
Man nennt das Prozedere der EZB demokratisch – das heißt, man bezeichnet als Demokratie, dass dem Zwergstaat Malta bei Abstimmungen dasselbe Gewicht zugestanden wird wie Deutschland. Und für den Niedergestimmten ist nicht einmal, wie im UN -Sicherheitsrat, ein Vetorecht vorgesehen. Auch diese völlig undemokratische Regelung, die jeden Deutschen vom Stimmgewicht her zur quantité négligeable stempelt, wurde von einer deutschen Regierung abgenickt. Wenn man dem routinemäßig entgegenhält, dass Deutschland andernfalls im EZB -Rat ein erdrückendes Übergewicht hätte, übersieht man, dass die Nehmerländer im heutigen Euroland weit mehr Bürger auf die Waage bringen als die Geberländer. Die urdemokratische Faustregel One man, one vote ist hier also außer Kraft gesetzt worden – mit deutscher Zustimmung, wie ich betone. Nun müssen wir bis in alle Zukunft mit der Absurdität des One land, one vote leben.
Nun befindet sich Angela Merkel durch eigenes Verschulden auf einer glitschigen Bahn. Und da wird sie nicht mehr herunterkommen. Sie gleitet und gleitet, und lächelnd hält sie die Balance, sodass niemandem auffällt, dass sie längst die Kontrolle verloren hat. Sie mag noch genügend Wähler finden, einen Halt findet sie nicht mehr. Ihre prekäre Lage hindert sie übrigens nicht daran, den Bürgern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Sie sorgt dafür, dass Deutschland am Euro hängt – nicht wie der Süchtige an der Nadel, sondern wie der Blutspender an der Kanüle.
Im selben Maß, wie Deutschland »Blut spenden«, also seinen Reichtum abgeben muss, sinkt der Wert des Euro aus der Perspektive der Deutschen – zwar noch nicht gegenüber dem Dollar, sehr wohl aber im Vergleich zu den Weltwährungen insgesamt. Wer sich heute als Deutscher über diese systematische Aufweichung der Gemeinschaftswährung beklagt, sollte nicht vergessen, dass die EZB -Mitglieder Axel Weber und Jürgen Stark, die zum Schutz ihres Volkes Einspruch erheben wollten, von der eigenen Regierung abserviert worden sind. Dagegen sitzt jetzt der Steinbrück/Schäuble-Günstling Jörg Asmussen an Mario Draghis Seite und sieht dabei zu, wie der andere Merkel-Vertraute, Jens Weidmann, ein ums andere Mal von der Mehrheit überstimmt wird.
Welch geniales Doppelspiel der Zirkusdirektorin Merkel: In Gestalt Weidmanns lehnt sie ab, was sie in Gestalt Asmussens befürwortet. So oder so ist sie immer auf der Seite des Gewinners. Ob die Steuerzahler in Deutschland auch zu den Gewinnern gehören? Das wird sich möglicherweise in Karlsruhe zeigen, wo das Verfassungsgericht die Euro-Rettungspolitik der vergangenen Jahre auf den Prüfstand stellt. Hier kam es, als bisheriger Höhepunkt Merkel’schen Doppelspiels, zu einem Aufeinandertreffen von Jens Weidmann und Jörg Asmussen, die sich, wie das Handelsblatt Ende Mai 2013 titelte, ein »deutsch-deutsches Duell vor dem Verfassungsgericht« lieferten. Dabei repräsentierten die beiden Deutschen diametral entgegengesetzte Standpunkte. Asmussen vertrat die Sicht der EZB , Weidmann die der Bundesbank. Der eine plädierte für die Staatsanleihen-Käufe, der andere dagegen. Wie immer der Disput ausgeht – Merkel wird auf der richtigen Seite stehen. So ähnlich wie beim deutsch-deutschen Champions-League-Finale im Wembley-Stadion.
Die entscheidende Frage, was tatsächlich gut für Deutschland ist, wollen die meisten Medien nicht stellen. Sie ziehen es vor, den historischen Skandal der deutschen Selbstentmachtung, wie er sich auch im Duell in Karlsruhe zeigt, totzuschweigen. Auch dies gehört zur Euro-Lüge, mit der die Deutschen über den Umstand beruhigt werden sollen, dass sie am Ende die Kosten zu tragen haben – bestenfalls in einer Größenordnung, die sie auf das wirtschaftliche Niveau Frankreichs herabdrückt; schlimmstenfalls in einer astronomischen Größenordnung, die Deutschlands wirtschaftlichen Ruin bedeutet.
Und keiner in Europa würde uns
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