Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Vor-Euro-Wirtschaft war auch Folge der starken, stabilen und inflationsarmen Währung. Insgesamt 17 Aufwertungen hat die D-Mark erlebt, und jede führte zu einer Verbesserung der Kostendisziplin, der Innovationsfähigkeit und der Kreativität der Unternehmen. Wer höhere Preise verlangt, muss auch bessere Leistung liefern. Deutschland lieferte, und beständig wuchs sein Wohlstand.
Mit dem Euro kam die Wende. So hat Professor Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut nachgewiesen, dass die deutsche Wirtschaft seit Einführung des Euro im Vergleich zu anderen Euroländern viel langsamer gewachsen ist – weil durch die Einheitswährung die Zinsen für geliehenes Geld aus deutscher Sicht viel zu hoch, für die Südländer viel zu niedrig waren. Das heißt, durch die falsche Zinssteuerung wurde die Konjunktur im Süden Europas künstlich aufgeheizt, während sie bei uns ausgebremst wurde.
Wenn man sich die neuesten Statistiken der Bundesbank über das tatsächliche Vermögen der Europäer ansieht, dann wird einem ein anderes Ungleichgewicht drastisch vor Augen geführt. Die angeblich so reichen Deutschen sind in Wahrheit vergleichsweise arm, während unsere Not leidenden Freunde in Frankreich, Italien, Spanien die Reichen sind. Das mittlere Vermögen der Franzosen beträgt 113500 Euro, das der Italiener 163900 Euro, das der Spanier gar 178300 Euro. Das deutsche Vermögen beläuft sich auf ganze 51400 Euro.
Dieser Vergleich, der im März 2013 von der Bundesbank veröffentlicht wurde, war natürlich vielen EU -Funktionären längst bekannt. Nur durfte er nicht publik werden, da ihnen sonst das Hauptargument entglitten wäre, warum die Deutschen am meisten beitragen müssen – eben weil sie die Reichsten seien. Und deshalb müssen sie auch den armen Zyprern kräftig unter die Arme greifen, die wochenlang in jeder Tagesschau ihre Armut zu Markte trugen. Laut Spiegel beträgt das mittlere Nettovermögen eines zyprischen Haushalts 266900 Euro.
Voraussehbar war die Reaktion der Euro-Verteidiger: In der Bild -Zeitung, wo sonst, meinte die Kanzlerin, die Bundesbankstudie verzerre die Wirklichkeit, man habe die Deutschen nur arm gerechnet. So hätten in den Südstaaten viel mehr Menschen Immobilien als Altersvorsorge, während jeden Deutschen »hohe Rentenansprüche« erwarten. »Deshalb sehen die Durchschnittsvermögen kleiner aus, als sie sind.« Merkel übersah schlicht, dass Häuser nicht nur zur Altersvorsorge dienen, sondern veräußerbarer Besitz sind, mit dem sich trefflich spekulieren lässt. Sie übersah auch, dass die deutschen Rentensysteme alles andere als sicher sind und außerdem mit »Vermögen« im Sinn der Studie nichts zu tun haben. Es handelt sich nämlich nicht um Vermögen, sondern Versprechen der Generationen untereinander. Außerdem behauptete sie, dass die Auslandsimmobilien der Deutschen in dieser Statistik nicht erfasst seien, was schlicht falsch war.
Sieht man einmal davon ab, dass die Zahlen für Zypern durch die Investitionen russischer Oligarchen künstlich aufgebläht sind und die durchschnittliche Anzahl der in den europäischen Haushalten wohnenden Personen unterschiedlich ist, waren die Statistiken im Kern nicht zu widerlegen. Deshalb mussten die eurohörigen Politiker und Medien umgehend den Kriegsschauplatz wechseln: Statt wie in der Bundesbankstudie über die Ungleichheit der Vermögen in Europa, wurde über die in Deutschland geschrieben. Man ahnt, mit welchem Resultat. Dass das nur ein billiges Ablenkungsmanöver war, scheint kaum einem aufgefallen zu sein.
Im April 2013 kam die nächste Euro-Überraschung, und wieder war es für die Deutschen eine böse: Die Studie der OECD über europäische Rentenansprüche war schon 2011 erschienen, aber totgeschwiegen worden. Sie zeigte nämlich, dass deutsche Ruheständler doppelt angeschmiert sind: Sie müssen länger für ihre Rente arbeiten und bekommen am Ende weniger als die anderen.
In allen Punkten, so der Spiegel , liegen die Deutschen unter dem Durchschnitt – »vom höheren Renteneintrittsalter über die Bezugsdauer bis zur Rentenhöhe«. In einer Quote der OECD -Statistik liegt der europäische Durchschnitt bei 69 Prozent des letzten Einkommens, italienische Rentner kommen auf 79 Prozent, Spanier auf 84 Prozent und griechische Rentner, nach deutscher Medienüberzeugung die Ärmsten der Armen, liegen sogar bei 110 Prozent.
Was die Arbeitsjahre betrifft, sieht es für die Deutschen ähnlich düster aus. Um eine Rente ohne Abschläge zu
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