Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
absurde Vorstellung das ist.
Selbst wenn wir nur die zehn EU -Länder nehmen, die ohne den Euro auskommen, möchten alle, dass es auch so bleibt. Der Euro wird seit einigen Jahren von allen auffällig gemieden. Eine Ausnahme: die rumänische Bevölkerung. Eine andere Ausnahme bilden Politiker, die wie Donald Tusk nur so tun, als wollten sie den Euro, wohl wissend, dass sich keine heimische Mehrheit dafür finden wird.
2012 habe ich die baltischen Länder Lettland, Estland und Litauen besucht, von denen Estland den Euro bereits eingeführt hat. Obwohl diese Länder vergleichsweise arm sind, wird der Euro dort nicht weniger kritisch gesehen als in Tschechien oder Polen. Wenn man ihn trotzdem haben möchte, dann nur, weil er eine weitere Abgrenzung gegenüber Russland bildet und damit eine zusätzliche Sicherung der eigenen Unabhängigkeit.
Eine andere Gleichsetzung, die ebenso häufig angewandt wird, um dem Bürger blauen Dunst vorzumachen, setzt die Euro-Zone mit dem Binnenmarkt gleich. Nur weil wir den Euro haben, so wird suggeriert, haben wir einen so gut funktionierenden europäischen Waren- und Dienstleistungsaustausch.
Auch das ist nicht wahr. Den europäischen Binnenmarkt gibt es nämlich schon seit 1992. Er bedeutet, dass Güter ohne Zollerhebung, Mehrwertsteuerausgleich oder andere Beschränkungen von einem Land der EU in ein anderes aus- respektive eingeführt werden dürfen. Er ist der wahre Grund für den enormen Aufschwung innerhalb der Europäischen Union. Dieser freie Warenaustausch hat dazu geführt, dass jedes Land unbegrenzt das anbieten durfte, was es am besten konnte und was es anderen voraushatte.
Die Deutschen glänzten mit Automobilindustrie und Maschinenbau, die Franzosen mit ihren Flugzeugen, die Holländer mit Käse, Tomaten und Tulpen – und weil es keine Strafzölle gab, konnte man ungehemmt verkaufen und verdienen. Mit dem Euro hing das nicht zusammen. Dass mit der Vergrößerung von Binnenmärkten auch der Wohlstand steigt, kann man auf der ganzen Welt beobachten. Als 1994 zwischen Kanada, den USA und Mexiko die Freihandelszone NAFTA – North American Free Trade Agreement – gebildet wurde, hat sie allen Beteiligten nur Vorteile gebracht, obwohl dabei bewusst auf nationenübergreifende Regierungsformen wie in der EU verzichtet wurde.
Dass der Euro nicht mit dem erfolgreichen Binnenmarkt identisch ist, lässt sich schon daran erkennen, dass wir Deutschen genauso gut in die Nicht-Euroländer Polen, Dänemark oder Schweden exportieren können wie in die Euroländer Portugal oder Zypern. Den einzigen Unterschied machen die paar Cent Wechselgebühren pro Euro aus, die im Vergleich zu den Kosten der Euro-Rettungsschirme geradezu lächerlich sind.
Deshalb halte ich es für eine Irreführung, wenn unsere Politiker, wie auch der BDI , der es besser wissen müsste, ständig darauf hinweisen, dass unsere Exporte zu 60 Prozent in Europa bleiben. Denn mit dem Euro und seinen 17 Ländern hat das gar nichts zu tun, sondern mit den vielen Ländern, die zusammen Europa bilden und gern bei uns einkaufen. Weil aber von unseren weltweiten Exporten die in die Euro-Zone vergleichsweise bescheidene 37 Prozent ausmachen, wird diese Zahl nie genannt – ebenso wenig wie die Tatsache, dass unser Außenhandel mit ebendiesen Euroländern zu D-Mark-Zeiten noch 46 Prozent der Exporte betrug.
Dass 60 Prozent unserer weltweiten Exporte in Europa landen, ist wahr, aber irrelevant. Dass über 60 Prozent unserer Exporte außerhalb der Euro-Zone landen, ist nicht nur wahr, sondern höchst relevant.
2. Wir profitieren vom Euro
Ganz klar: Das stimmt nicht. Alle behaupten es landauf und landab, innerhalb und außerhalb des Bundestages, wenn Spatzen pfeifen könnten, würden sie es von den Dächern tun. Und wenn sogar »wissenschaftliche« Untersuchungen wie die von der Bertelsmann-Stiftung bei der Prognos AG in Auftrag gegebene uns »beweisen«, dass wir am meisten vom Euro profitieren, stimmt es nicht. Übrigens hat der emeritierte Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler Roland Vaubel ein Gegengutachten erstellt, in dem er das Auftragsgutachten der Bertelsmann-Stiftung zerpflückt.
Zunächst einmal muss man die Fakten sehen: Seit Einführung des Euro hat Deutschland massiv Kapital in andere europäische Länder exportiert und für deren Wachstum gesorgt. Dafür importiert Deutschland die Inflation und sorgt so für unsere eigene Schwächung.
Und wie war es früher? Der sagenhafte Erfolg der deutschen
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