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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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also vom Bund, also von den Deutschen ausgelegte Geld muss abgeschrieben werden. Für die Griechen waren die Lastwagen kostenlos, und wir sind unsere Forderungen los.
    Warum, fragt man sich dann, wollen die Griechen eigentlich ihre Pleite abwenden? Würden sie doch die Importe aus Deutschland zum Nulltarif bekommen haben. Nun, eben deshalb: Sie wollen sie weiterhin zum Nulltarif bekommen. Deshalb wollen sie ihren Ausstieg aus dem Euro verhindern, koste es, was es wolle. Wissen sie doch: Kosten wird es nicht sie etwas, sondern die Deutschen.
    Wen wundert es also, wenn die Bundesbank diesen unglaublichen Missstand nach Kräften zu vertuschen sucht und »ins Kleingedruckte« verschiebt? Aber ganz und gar unerträglich ist es, wenn unsere Politiker ihn zwar erkennen, ihn dann aber, statt die Bürger zu warnen, ebenfalls mit Stillschweigen übergehen.
    Ausgerechnet Finanzminister Schäuble tat sich damit hervor, die wissenschaftlich fundierte Darstellung Professor Sinns als »Milchmädchenrechnung« abzutun. Auf dem Weg zum Markt, so die alte Fabel, träumt eine Milchverkäuferin davon, was sie mit dem Erlös ihrer Ware alles kaufen kann, um damit zur reichen Bäuerin zu werden – und verschüttet im Überschwang ihre Milch. Schäuble will damit sagen, dass die Rechnung, die das ifo-Institut hier aufmacht, von einer Naivität zeugt, die ernsten Widerspruch nicht wert ist. Fragt sich nur, wer hier so naiv ist, eine Wunschvorstellung – die Griechen werden uns unser Geld schon zurückgeben – mit der Wirklichkeit – sie husten uns was – gleichzusetzen.
    Die beleidigende Antwort des Finanzministers zeugt entweder von Nichtwissen oder Nichtwissen-Wollen, was einen beides nur den Kopf schütteln lässt. Der ifo-Chef hat den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. Im Juli 2012 konterte er: »Als von Bund und Ländern geförderte Forschungseinrichtung hat das ifo-Institut die Aufgabe und Verantwortung, Politik und Öffentlichkeit ungeschönt über die wahren Risiken einer potenziellen Zahlungsunfähigkeit Griechenlands zu informieren … Das Ifo-Institut appelliert an die Bundesregierung, die möglichen deutschen Vermögensverluste aus den Target-Krediten der Deut schen Bundesbank nicht länger unter den Tisch zu kehren … Die Target-Kredite stiegen zuletzt immer noch progressiv und machten mit etwa 730 Milliarden Euro drei Viertel des deutschen Nettoauslandsvermögens der Deutschen aus. Dahinter steht ein entsprechender Teil der Ersparnisse der deutschen Bürger …«
    Wenn ich das harte Wort von den Euro-Lügnern benutze, dann meine ich damit auch die notorischen Unter-den-Teppich-Kehrer, die Beschöniger und Beschwichtiger. Sie wollen, so scheint es, die Deutschen zu ihrem Glück zwingen. Das ist aber die wahre Milchmädchenrechnung: Unversehens kann das Glück, das sie sich für die Zukunft so überschwänglich ausgemalt haben, in der Gegenwart zur Katastrophe führen.
    4. Mythos USA
    In den Diskussionen über den Euro weisen mich die Euro-Verteidiger gern auf die Vereinigten Staaten hin, die, wie der Name sagt, aus vielen verschiedenen Staaten zusammengesetzt sind – und doch mit einer einzigen Währung auskommen, und zwar blendend. Obwohl die 50 Staaten ökonomisch, mentalitätsmäßig und vom Vermögen her völlig verschieden sind, haben sie alle den gleichen Dollar in der Tasche. Und obwohl die wirtschaftliche Situation in Detroit eine andere ist als im Silicon Valley, die Produktivität von Texas mit der von Alaska nur wenig Ähnlichkeit aufweist und Kalifornien mehr Schulden hat als Massachusetts, funktioniert die gemeinsame Währung, der Dollar, so gut, dass er seit dem letzten Jahrhundert zur Weltwährung Nummer eins aufgestiegen ist. Warum also soll der Euro nicht der Dollar Europas sein?
    Deshalb, weil es zwei wesentliche Unterschiede gibt: Zum einen käme in den USA keiner auf die Idee, dass ein Staat die Schulden eines anderen übernehmen würde. Wenn Kalifornien beim reichen Texas anfragte, ob es ihm eine Schuldentilgungshilfe geben könnte, würde es nur ungläubiges Staunen auslösen. Denn wer die Schulden macht, so die Devise, der soll sie auch bezahlen.
    Ein Äquivalent der Rettungspakete, die wir für Griechenland, Portugal oder Zypern geschnürt haben, gibt es in den Vereinigten Staaten nicht. Das liegt nicht daran, dass sie weniger Solidarität als wir Europäer hätten, sondern dass sie mehr common sense , Menschenverstand und praktische Vernunft, besitzen als wir. Mit anderen Worten: Obwohl die

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