Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Damit betragen die ausländischen Rettungskredite an Zypern nicht 10 Milliarden, wie uns weisgemacht wird, sondern 22 Milliarden Euro.
Wie ein weiteres Rechenexempel Hans-Werner Sinns demonstriert, könnte der Skandal bald endgültig zum Fanal werden: Die 22 Hilfsmilliarden entsprechen 123 Prozent des zyprischen Bruttoinlandsprodukts. Einen noch höheren Prozentsatz hatten die Hilfen von bislang 320 Milliarden Euro für Griechenland ausgemacht, nämlich 193 Prozent des griechischen BIP . Würden Italien und Spanien mit Zahlungen in vergleichbarer Größenordnung bedacht, so Sinn, müsste Rest-Europa 5 Billionen Euro gewähren. 40 Prozent davon, also 2000 Milliarden Euro, müsste der deutsche Steuerzahler beisteuern – das entspricht der Summe, die deutsche Politiker innerhalb von 60 Jahren an Schulden aufgetürmt haben. »Da jeder weiß, dass das nicht geht«, so Hans-Werner Sinns Fazit, »könnte sich die Stunde der Entscheidungen in Europa schneller nähern, als viele denken.«
Der Schrecken ohne Ende würde in einem Ende mit Schrecken gipfeln. Rückblickend wird man dann sagen, dass die europäische Währungsunion zuerst zur Haftungsunion mutierte, dann zur Schuldenunion verkam, bevor sie zwangsläufig in einer Inflationsunion endete. Und dieses Ende bedeutete den Zerfall jener europäischen Einheit, die gerade durch den Euro befestigt werden sollte.
4. Wie man ein reiches Land ärmer macht
Wie ein Gewitter sich durch Windstille und Schwüle ankündigt, so lässt sich die Inflationsunion bereits an einer Veränderung der innereuropäischen Atmosphäre ablesen. Klar, die meisten Ökonomen meinen, dass es keine Signale für eine heraufziehende Inflation gäbe. Als Segler auf dem Bodensee ist mir dieses Phänomen nur zu gut bekannt. Gerade vor einem Sturm herrscht die Ruhe. Das Großsegel schlottert schlaff am Mast, das Schiff taumelt in den durch Motorboote verursachten seichten Wellen. Wenn dann aber der Föhnsturm einsetzt, ist buchstäblich in Sekunden die Hölle los.
Deutschland hat bereits zweimal die Schrecken einer Inflation durchleben müssen, nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg. Deshalb bemühen sich Politiker, Medien und selbst die Statistiker, von der Tatsache abzulenken, dass die Geldentwertung bereits begonnen hat. Genauso schleichend wie die Selbstermächtigung Brüssels und die Selbstentmündigung der Deutschen wird sich die Erkenntnis breitmachen, dass unsere Euros an Wert verlieren, auch wenn sie im Verhältnis zum Dollar noch stabil erscheinen.
Um das wahre Ausmaß dieses Erosionsprozesses zu verschleiern, wird behauptet, die Inflation des Euro sei geringer als früher die der D-Mark. So berichtete der Spiegel im November 2011, dass die »Teuerung in Deutschland seit Einführung der Gemeinschaftswährung deutlich niedriger gewesen ist als zu Zeiten der D-Mark«. Im Oktober 2012 stand in der Wirtschaftswoche zu lesen: »In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise seit der Euro-Einführung im Schnitt um rund 1,6 Prozent pro Jahr. Zu D-Mark-Zeiten, in den Siebziger- und Achtzigerjahren, lag sie noch bei knapp 4 Prozent.« Und im April 2013 frohlockte die Tagesschau , dass die »Inflation auf den tiefsten Stand seit 2010« gesunken sei.
Eine makellose Bilanz, so scheint es, und zudem von Dauer. Tatsächlich gab es in den Siebzigerjahren zu Zeiten der Ölkrisen und dann unter Helmut Schmidt eine galoppierende Inflation, und viele werden sich noch an sein fatales Wort erinnern: »5 Prozent Inflation sind nicht so schlimm wie 5 Prozent Arbeitslosigkeit.« So sprechen Schuldenmacher.
Tatsache ist: Eine Gegenüberstellung »damals – heute« ist irrelevant, weil man den Vergleich, den man zur objektiven Beurteilung bräuchte, gar nicht ziehen kann. Die Zeiten waren einfach zu verschieden. Eigentlich müsste die Frage lauten: Wie hätte sich in Deutschland die Inflation entwickelt, wenn wir die D-Mark beibehalten hätten? Und auch: Wie wäre die Teuerungsrate in den Ländern gewesen, denen ich den Nord-Euro empfehle? Nimmt man beispielsweise Skandinavien oder die Schweiz, die nicht zum Euro-Pakt gehören, so haben sich deren Währungen besser entwickelt als der Euro.
Auf die Tatsache, dass uns mit solchen Statistiken blauer Dunst vorgemacht wird, hat auch Professor Roland Vaubel von der Uni Mannheim hingewiesen, der ebenfalls die Alternative für Deutschland unterstützt. Vergleicht man nämlich, so demonstrierte er mir, die Inflationsentwicklung von Euroländern und europäischen
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