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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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beteiligten Länder einebnen. Entscheidend dabei ist, dass die Produktivitätsunterschiede zwischen den nördlichen und den südlichen Ländern verringert werden. Nur so lassen sich die Fliehkräfte, die den Euro auseinanderzureißen drohen, dauerhaft bändigen.
    Niemand weiß das besser als Angela Merkel, die 2011 voll Stolz verkündete, dass der Fiskalpakt die Südländer dazu verpflichte, ihre Wirtschaft mehr oder weniger nach dem deutschen Modell zu organisieren. Dazu gehört vor allen Dingen die Selbstbeschränkung im Schuldenmachen: Man darf nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. Das war die zentrale Idee, und die ist immer noch das Feigenblatt für alle jene, die wider besseres Wissen am Euro festhalten.
    Man behauptet, alles halte sich an den Pakt, und weiß doch genau, dass er nur auf dem Papier steht. Wann immer ich einen Vertreter des BDI , einen Unternehmensführer, Bundespolitiker oder Ökonomen auf die unhaltbare Lage des Euro anspreche, bekomme ich die stereotype Antwort zu hören: »Ja, ja, Sie haben ja recht, alles ist schiefgelaufen. Aber zum Glück haben wir den Fiskalpakt.«
    Welch ein Selbstbetrug! Wie bereits im Merkel-Kapitel berichtet, zeigen sämtliche jüngere Statistiken aus den Südländern, dass die der Troika zugesicherten strengen Vorgaben, gut gemeinten Selbstverpflichtungen und heiligen Versprechen ausnahmslos für die Katz waren. Das Wachstum ist rückläufig, die Arbeitslosigkeit steigt, in allen Südländern lässt sich das Horrorszenario der Rezession beobachten, die sich höhnisch gegen Merkels mit rosa Schleifchen versehenen Fiskalpakt durchsetzt.
    Als ich 2010 in Rettet unser Geld! auf den beginnenden Zwist innerhalb der Euroländer hinwies, wurde ich von vielen Kritikern zurechtgewiesen: Ich hätte wohl nicht begriffen, dass der Euro im Gegenteil die große einigende Kraft sei, die mit den früher herrschenden Spannungen endgültig Schluss gemacht habe.
    Leider hat sich meine düstere Voraussage seitdem bestätigt, wurden meine Befürchtungen sogar noch übertroffen. Es ist noch nicht lange her, dass Deutschland laut EU -Umfragen die beliebteste Nation Europas war, selbst in Griechenland, das periodisch von der Erinnerung an die deutsche Besetzung und dem Glauben an gewaltige Schadenersatzansprüche heimgesucht wird.
    Als Angela Merkel im Oktober 2012 das Land besuchte, das von allen Euroländern am meisten Grund hätte, ihr dankbar zu sein, musste sie von 7000 Polizisten beschützt werden. Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten, Vermummte warfen Molotowcocktails, die Polizei antwortete mit Knüppeln, Wasserwerfern, Tränengas. Das bei linken Protesten übliche Spektakel. Aber die Demonstranten waren nicht nur Linke, sondern Vertreter aller Bevölkerungsschichten. Und mittendrin zündeten sie eine am Galgen hängende Merkel-Puppe an.
    »Die Wütenden von Athen machen einige Denkfehler«, schrieb damals der Zürcher Tages-Anzeiger . »Nicht die deutsche Kanzlerin ist für die Misere des Mittelmeerlandes verantwortlich, sondern die Griechen selbst.« Die Griechen selbst mit ihrem Schuldenberg – mehr aber noch der Euro, der ihnen das Schuldenmachen leicht gemacht hat.
    In gewisser Weise habe ich sogar Verständnis dafür, dass die Griechen auf die Barrikaden gehen, damals auf dem Syntagma-Platz, heute in Brüsseler Konferenzsälen. Denn den Schuh der Euro-Retter haben wir uns selbst angezogen. Die undankbare Rolle, in der wir uns befinden, ist die des größten potenziellen Gläubigers, der streng auf Einhaltung der Geschäftsgrundlage und auf Rückzahlung des geliehenen Geldes besteht. Wenn man den Euro retten will – und darin lassen die Nachbarn uns gern den Vortritt –, dann muss man den Schuldnern unablässig die Leviten lesen.
    Fragt sich nur, ob die Anklage stimmt. Denn das Problem ist nicht nur das Akkumulieren von Euro-Schulden, sondern auch der Euro selbst, der es möglich machte. Er wurde für Länder wie Griechenland zum süßen Gift, mit dem man sich in Form von billigem Geld sämtliche Wohlfahrts- und Immobilienträume erfüllen konnte.
    Natürlich haben die Griechen wie die meisten anderen Südländer eine falsche Haushaltspolitik betrieben und sozusagen von der Hand in den Mund gelebt – der Hand der kreditgebenden Banken, versteht sich. Aber erst seitdem wir mit ihnen eine Gemeinschaftswährung haben, fühlen wir uns aufgerufen, ihnen unablässig in die Wirtschaftspolitik hineinzureden. Die Ursache liegt jedoch eben nicht nur in der

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