Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
nicht so sehr auf unsere eigene Kappe als vielmehr auf die unserer Euro-Freunde gehen. Doch hier gilt das Prinzip »Mitgefangen, mitgehangen«.
In meinem 2009 erschienenen Buch Die Abwracker – Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen habe ich eine Empfehlung abgegeben, wie man sein Erspartes am besten krisensicher anlegt. Damals schrieb ich: »Da ich beschlossen habe – zum ersten Mal in meinem Leben –, unter Aufnahme von möglichst hohen Schulden ein Zinshaus mit ein paar Wohnungen zu kaufen, informiere ich mich regelmäßig über den Immobilienmarkt. Im Fall der Inflation, mit dem ich rechne, wird der Wert des Hauses stabil bleiben, wenn nicht sogar steigen – die Schulden dagegen, die ich zur Finanzierung aufgenommen habe, werden mit jedem Inflationsprozent leichter zurückzuzahlen sein.«
Meinen damaligen Entschluss habe ich realisiert und es nicht bereut. Aber nicht deshalb habe ich das Zitat gebracht. Mir kommt es seit einiger Zeit vor, als hätten in den Großstädten alle mein Buch und meine Empfehlung gelesen. Aber Scherz beiseite – was sich im Augenblick in den deutschen Ballungszentren abspielt, macht sprachlos. Selbst in Berlin, wo seit Jahren ein gewaltiger Leerstand besteht, werden den Maklern die Wohnungen sprichwörtlich aus der Hand gerissen, oft ohne dass die Käufer sie überhaupt angesehen haben. Ähnliches höre ich aus Hamburg, Stuttgart, München.
Auf meiner Dachterrasse in Berlin-Mitte, die einen weiten Rundblick über die Stadt bietet, waren wir zu Anfang des letzten Jahrzehnts umgeben von einem Wald aus Kränen, die nachts teilweise witzig beleuchtet waren und zu Weihnachten Christbäume mit bunten Lichterketten trugen. Ab Mitte des letzten Jahrzehnts war der Wald aus Kränen plötzlich verschwunden, was übrig blieb, ließ sich an einer Hand abzählen.
Wenn ich heute, im Sommer 2013, auf meiner Terrasse sitze, bietet sich wieder der vertraute Anblick: Der Wald von Kränen ist wieder zwischen den Häusern emporgewachsen und deutet mit seinen Auslegern in alle Himmelsrichtungen. Genau wie in den frühen 2000ern wird überall gebaut, werden Büro- und Apartmenthäuser in Windeseile emporgezogen.
Und doch stelle ich beim Bummeln durch die Straßen fest, dass es in Berlin weiterhin einen riesigen Leerstand gibt. Es werden neue Bürogebäude errichtet, und zugleich stehen überall Büros leer. Es werden neue Läden hingestellt, und doch stehen massenhaft Läden leer. Und über den Straßen sehe ich leere Wohnungen, viele ganz neu, bestens ausgestattet, mit herabgelassenen Jalousien.
Die einzige Erklärung, die ich dafür finde, ist die Angst der Menschen vor Inflation. Sie kaufen Häuser, Wohnungen und Grundstücke, nicht um sie zu nutzen, sondern um ihr Erspartes in Sicherheit zu bringen, bevor es der Inflation oder einem in Brüssel beschlossenen haircut zum Opfer fällt. Auch wenn nicht offen darüber geredet wird, weil man damit gegen die P olitical Correctness verstößt, haben viele das Vertrauen in den Euro verloren. Was kann eine Währung auf Dauer wert sein, die ihre Besitzer schnellstmöglich loswerden wollen?
Im Frühjahr 2013 befindet sich Deutschland im Kaufrausch, hat das Verbrauchervertrauen einen neuen Fünf-Jahres-Rekord erklommen. Wenn die Politiker allerdings glauben, damit ließe sich das Vertrauen der Deutschen in den Euro belegen, dann täuschen sie sich. Das Gegenteil ist der Fall.
Nach der neuesten Umfrage zur Akzeptanz von Währungen vertrauen in der Schweiz über 90 Prozent dem Franken, in Schweden 87,1 Prozent ihrer Krone, selbst die Türken stehen zu 80,9 Prozent zur Lira. Einst haben auch die Deutschen ihrer Währung vertraut: 90 Prozent glaubten an die D-Mark. An den Euro glauben 2013 nur 38,4 Prozent.
Das legt den Schluss nahe, dass die Deutschen deshalb so viel einkaufen, weil sie nur eines wollen: rein in die Waren, raus aus dem Euro.
Man braucht sich nur zwei Fragen zu stellen und für sich selbst zu beantworten. Erstens: Wer profitiert von der Inflation? Die Antwort: immer der Schuldner. Die zweite Frage: Wer ist der größte Schuldner? Die Antwort: der Staat.
5. Europa zerbricht am Euro
Im Bewusstsein der meinungsbildenden Klasse ist das langsam erwachende Misstrauen der Deutschen gegenüber dem Euro noch nicht angekommen. Tapfer hält man an der Einheitswährung fest, und man glaubt auch das Patentrezept zu kennen. Wenn man den Euro erhalten will, so hört man, dann muss man die Unterschiede in den Volkswirtschaften der
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