Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Nicht-Euroländern, dann fällt das Ergebnis eindeutig zuungunsten des Euro aus.
Wie sehr der übliche Euro/D-Mark-Vergleich in die Irre führt, wird deutlich, wenn man das viel relevantere Zinsniveau heranzieht. Dem deutschen Sparer wird zwar vorgerechnet, die Inflation seiner Einlagen betrage nur knapp 2 Prozent, doch weiß er genau, dass ihm sein Festgeldkonto nur 0,4 Prozent einbringt. Das bedeutet, dass der Deutsche mit der moderaten Inflation und den minimalen Zinsen nur negative Renditen erzielt. Wer spart, dem wird sein Geld geschrumpft. 2012 nannte der Focus das eine »heimtückische Enteignung«.
Dahinter steckt natürlich System. Denn nicht nur die Vermögen der Sparer werden kleiner, sondern auch die Schulden der Staaten. »Wenn Deutschland, Frankreich, Italien & Co.«, so der Focus , »nur noch Zinsen bezahlen müssen, die unterhalb der Inflationsrate liegen, sinkt auch der reale Wert ihrer Kreditberge und sie können mit neuen Staatsanleihen billiger neue Schulden auftürmen.« Nimmt man das Geldvermögen der Bundesbürger, sind davon fast 3 Billionen Euro in zinsabhängigen Papieren angelegt. Wird der Zins nur um einen einzigen Prozentpunkt gesenkt, »entgehen den Sparern damit schon gut 30 Milliarden Euro Einnahmen pro Jahr«. So viel zu Mario Draghis hochgelobter Niedrigzins-Politik.
Obwohl wir uns bereits in einer Phase systematischer Geldvernichtung befinden, gibt die Bundesregierung vor, nichts davon zu wissen, oder vielmehr: Sie gibt es nicht einmal vor – sie schweigt darüber, damit die Deutschen nicht auf abwegige Gedanken kommen: etwa darüber, dass die Regierung nicht mehr im Interesse der eigenen Bürger handelt. Eigentlich müssten deutsche Sparer deutlich mehr Zinsen bekommen, aber sie tun es nicht, weil die Euro-Rettungspolitik eine One-size-fits-all -Zinspolitik voraussetzt. Die EZB kann schlecht sagen: In Deutschland nehmen wir reichlich Zinsen, in Spanien dagegen nur wenig. Im selben Moment hätten sie die alten Währungen wieder. Da sich der Euroraum in einer rezessiven Phase befindet, wüsste ich nicht, wie man aus dieser Klemme herauskommen könnte. Es sei denn, man löste den Euro, wie ich es vorschlage, in zwei unterschiedlich starke Blöcke auf.
In diesem Jahr 2013 wird die Weltwirtschaft um knapp 3 Prozent wachsen. Dagegen wird die Euro-Zone schrumpfen. Das schlägt sich unter anderem in den 19 Millionen Arbeitslosen nieder, die wiederum nicht zum Wachstum beitragen, sondern vom Minuswachstum mitfinanziert werden müssen. Nebenbei bemerkt, handelt es sich hier um den höchsten Stand der Arbeitslosigkeit, der je in der Euro-Zone registriert wurde.
Und all das soll mit dem Euro nichts zu tun haben? Wie kommt es dann, dass sich die Arbeitslosenzahlen in den europäischen Nicht-Euroländern weniger dramatisch entwickeln? Uns bleibt nichts, als festzustellen, dass die Euro-Zone in eine Rezession hineingeschlittert ist, von der jetzt auch Deutschland erfasst wird. Unsere Nachbarn, die auf den Euro verzichtet haben, bleiben dagegen verschont.
Aber unsere Politiker bringen dieses Faktum mit dem Taschenspielertrick zum Verschwinden, dass sie unser Land gern mit anderen Ländern der Euro-Zone vergleichen. Da schneiden wir natürlich blendend ab – wie der Einäugige unter den Blinden. Man verkündet zufrieden, dass die anderen Euroländer alle schrumpfen, während die deutsche Wirtschaft wieder um 0,3 oder 0,4 Prozent wächst. Doch, wie gesagt, gleichzeitig wächst die Weltwirtschaft um fast 3 Prozent. Die Vereinigten Staaten legten im ersten Quartal 2013 aufs Jahr hochgerechnet um 2,5 Prozent zu. Und doch sprach Wirtschaftsminister Philipp Rösler von der deutschen »Erfolgsgeschichte« und sah das Wirtschaftswachstum wegen der kommenden Bundestagswahl sehr optimistisch bei 0,5 Prozent. Sollte er in seiner Euphorie übersehen haben, dass das amerikanische Wachstum fünfmal so hoch liegt?
Trotz des für unsere Exportwirtschaft sehr attraktiven, weil schwachen Euro-Kurses, der sich, wie beschrieben, den Subventionen durch deutsche Sparer verdankt, beginnt auch unsere Wirtschaft zu schwächeln, was unweigerlich zu steigenden Arbeitslosenzahlen führen wird. Ich will hier nicht die Kassandra spielen, aber angesichts des Brüsseler Euro-Rettungskurses lässt sich das gar nicht vermeiden. In Abwandlung von Helmut Schmidts Satz über Arbeitslosigkeit und Inflation wage ich die Prognose: Wir werden 4 Prozent Inflation und 8 oder gar 10 Prozent Arbeitslosigkeit haben. Das wird zwar
Weitere Kostenlose Bücher