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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Schuldenpolitik, sondern auch in unserer eigenen harten Währung, die wir den Griechen zugänglich gemacht haben. Und dies führte zum Gegenteil dessen, was blauäugig angestrebt wurde. Nicht die große Völkersympathie war das Ergebnis, sondern Streit, Hader und das, was bei einem freiheitsliebenden Volk wie den Hellenen besonderen Hass auslöst: Bevormundung durch die Deutschen. Ralf Dahrendorf hat das schon vor 20 Jahren alles vorhergesehen. Ich nicht.
    Erschwerend für uns kommt hinzu, dass die anderen Nordländer wie Österreich, die Niederlande und Finnland schlau genug sind, auf die Rolle des Mahners und Levitenlesers zu verzichten. Obwohl sie in derselben unangenehmen Lage wie Deutschland sind und ganz ähnliche Positionen gegenüber den Schuldenstaaten vertreten, halten sie sich mit Kritik diskret zurück – das übernimmt dankenswerterweise Frau Merkel für sie. Sie bekommt die Prügel ab, doch von dem, was sie mit ihrem rigiden Kurs erreicht, profitieren auch die Schweiger im Hintergrund.
    Im Mai 2013 kamen die französischen Sozialisten auf die Idee, Merkel als »egoistisch« zu bezeichnen, wobei ich diesen Vorwurf insofern seltsam finde, als mir altruistisches Verhalten aufseiten Frankreichs nie aufgefallen ist. Das werfe ich ihnen nicht einmal vor, denn alle Euroländer wahren ihren Vorteil. Außer die Deutschen. Sie übernehmen den Löwenanteil der Schulden wie der Schmähungen. Letzteres auch, weil die Deutschen sich nun einmal als klassische Buhmänner eignen.
    Die traurige Wahrheit ist, dass der Euro nicht eint, sondern spaltet. Schon seine Einführung führte zur unvermeidlichen Konsequenz, dass der stärkste Partner sich in einer Rolle wiederfindet, vor der die schwächeren sich wohlweislich hüten: Zahlmeister und Zuchtmeister in einem zu sein. Das hätte man schon zu Zeiten von Maastricht vorhersehen können, und spätestens im Mai 2010 war die Rollenverteilung ein für alle Mal geklärt: Die Deutschen sind die Bremser, denen Frankreich Beine machen muss. Gelingt es, streichen die Franzosen den Triumph ein, und die Deutschen bezahlen die Rechnung.
    Während bei uns alles von Griechenland, Zypern und Italien spricht, ist längst unser französischer Nachbar zum größten Gefahrenherd geworden, sowohl für die Währungsunion als auch für Deutschland. Frankreich, so brachte es der britische Economist auf den Punkt, ist die Zeitbombe Europas. Seine Neuverschuldung war 2011 dreimal so hoch wie die deutsche.
    Der Hauptgrund für die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs liegt im übergroßen öffentlichen Anteil der Wirtschaft von fast 57 Prozent. Peu à peu ist das zweitgrößte Land der EU zur Staatswirtschaft mutiert. Klagen wir Deutschen schon über ein Zuviel an Staatsdienern – immerhin 50 pro 1000 Einwohner –, so sind es in Frankreich mit 90 Beamten pro 1000 Bürger deutlich mehr.
    Vor allem wegen der exorbitant hohen Sozialbeiträge liegen die dortigen Arbeitskosten weit über den deutschen. Der Sozialist François Hollande hat sich bei den Franzosen für seine Wahl bedankt, indem er die Mindestlöhne und zugleich die Unternehmenssteuern erhöhte. Von den Arbeitnehmern dürfen nun, statt wie bisher mit 62, 190000 schon mit 60 Jahren aus dem Berufsleben scheiden. Dafür müssen die Deutschen bis 67 arbeiten.
    Und wie will Frankreich seine Privilegien auf Dauer finanzieren? Die Antwort kennen wir: Deutschland soll sich via Bankenunion und Euro-Bonds an den Schulden seines Nachbarn beteiligen. Dieser Gedanke hat in Frankreich lange Tradition. Als Deutschland im Ersten Weltkrieg besiegt und in Versailles zu ungeheuren Reparationen verpflichtet wurde, gab es in Paris bei jeder Gelegenheit das geflügelte Wort zu hören: »L’Allemagne paiera« – »Deutschland wird zahlen.«
    Sehr aufschlussreich schien mir, dass zu Zeiten der Maastricht-Verträge der Chefredakteur des Figaro schrieb: »Deutschland wird zahlen, das sagte man in den Zwanzigerjahren. Heute bezahlt es Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg.« Übrigens zahlte Deutschland am 3. Oktober 2010 mit 200 Millionen Euro die letzte Rate aus dem Versailler Vertrag, bei dem es, daran sei erinnert, um die Niederlage des kaiserlichen Heeres 1918 gegangen war. Wie damals, so wanderte auch jetzt ein Teil des Geldes in französische Taschen. Vive l’amitié francoallemande.
    Auch sonst gelang es Frankreich, die eigenen Interessen gegen die seiner »besten Freunde« durchzusetzen. Von den einstigen Bedingungen, unter denen

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