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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Wie viele überschuldete Länder, die laut Schäuble »nicht systemrelevant« sind, zerstören das Währungssystem und den Wirtschaftsraum gleich mit?
    Im Frühjahr 2012 meldete sich das tschechische Präsidialamt in meinem Büro: Das Staatsoberhaupt, Václav Klaus, wolle mich gerne sehen. Mit meiner Frau fuhr ich im Zug von Berlin nach Prag. Vor der Ehrenwache auf dem Hradschin holte mich der Büroleiter ab, führte mich durch uralte Gänge, holzgetäfelte historische Räume und mehrere Sicherheitsschleusen, bis ich vom Assistenten des Präsidenten in einen Sitzungssaal gebeten wurde. Aus den Fenstern bot sich ein herrlicher Blick über das »goldene Prag« und die im Sonnenlicht funkelnde Moldau.
    Ganz besonders wies mich der Assistent auf ein Fenster im Seitenflügel des Alten Königspalastes hin, und ich fragte, was es damit auf sich habe. »Aus diesem Fenster«, erklärte er, »haben meine Landsleute 1618 die königlichen Statthalter samt Sekretär gestürzt, wodurch der Dreißigjährige Krieg ausgelöst wurde.« Ich dachte an dieses epochale Ereignis, und dabei fiel mir die Parallele zur Gegenwart auf: Das kleine Volk der böhmischen Protestanten hatte sich damals gegen die Zentralmacht der katholischen Habsburger erhoben, die von Wien aus über ihre Köpfe hinweg entschied. Die Böhmen aber wollten ihr Geschick in die eigenen Hände nehmen, und das ging eben nicht ohne Gewalt ab.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich Václav Klaus traf. 1996, als er noch Ministerpräsident, war, hatte ihn Helmut Kohl zur Eröffnung der neuen Leipziger Messe eingeladen, und ich saß neben ihm. Die Rede, die Klaus damals hielt, habe ich nie vergessen: Auf eine ruhige, leise, aber unglaublich deutliche Weise übte er Kritik am deutschen Kanzler. Der gelernte Wirtschaftswissenschaftler Klaus sah sich als Vertreter einer Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards, und da die CDU damals die »neue ökologische« Marktwirtschaft proklamiert hatte, bat er um eine »Marktwirtschaft ohne Adjektive«, in der Leistung zählt und nicht Ideologie.
    Zwar störte mich sein Festhalten an den unsäglichen Bene š -Dekreten zur Entrechtung und Vertreibung der Deutschen – aber als Ökonom gefiel er mir sehr. Noch nie habe ich einen Regierungs- oder Staatschef getroffen, der so viel von Wirtschaft versteht wie er. Bei den Prinzipien der Erhard’schen Ökonomie ist Václav Klaus nie Kompromisse eingegangen. Bis heute profitiert die tschechische Gesellschaft davon, dass er die Einführung des Euro in Tschechien verhindert hat. Nicht einmal dem Fiskalpakt, der, mit Ausnahme der Briten, für alle EU -Länder gelten soll, hat er zugestimmt.
    Nach ein paar Minuten, die ich mit dem Ausblick auf Prag verbrachte, saß ich mit Václav Klaus an einem Tischchen, Tee wurde auf schönem böhmischen Porzellan gereicht. Wir waren uns einig, dass in den Euroländern immer weniger Marktwirtschaft, dafür immer mehr Staats- und Planwirtschaft betrieben wird. Über der sich wiederum, als Zentralgewalt, die Brüsseler Planungsbehörde erhebt.
    Hauptgrund und zugleich Symbol für diese Verschiebung ist für Václav Klaus der Euro. Er hatte Rettet unser Geld! gelesen und war sehr interessiert an meinen Thesen, deshalb hatte er mich eingeladen. Was ihn besonders interessierte, war mein Vorschlag eines Nord-Euro. Während ich meine Gedanken dazu erläuterte, sah ich an seiner Mimik, dass ich bei ihm offene Türen einrannte. »Wissen Sie, Herr Henkel«, sagte er, »wenn Sie diesen Euro einführten, wären wir wohl mit dabei.«
    Das fand ich umso bemerkenswerter, als Václav Klaus von Anfang an entschiedener Gegner der Gemeinschaftswährung gewesen war. Im Gegensatz zu den anderen EU -Staatschefs hatte er nämlich erkannt, dass der Euro einen großen Umverteilungsmechanismus auslösen würde. Vielleicht hatten die anderen Staatschefs das auch begriffen, aber verschwiegen es, weil sie sich davon einen Vorteil erhofften. Dieses Spiel, in dem die Deutschen die big players zu sein glauben, in Wahrheit aber die big payers sind, wollte Václav Klaus nicht mitspielen. Sein Volk übrigens auch nicht. In Tschechien, so sagte er mir, gebe es keine einzige Partei, die heute den Euro noch einführen möchte. Bei einer Umfrage im April 2013 votierten 77 Prozent gegen den Euro-Beitritt, zu einem klaren Ja zur Einheitswährung bekannten sich nur 4 Prozent.
    »Mit einem Nord-Euro«, so sagte er, »wäre das vermutlich anders. Was Sie da vorhaben, kann man nämlich machen.« Und er stimmte

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