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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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war schon lange zerstört. Doch dafür fanden wir das Mosaikbild von Jesus Christus, das Celestina vor Jahren so beeindruckt hatte, dass sie begann, sich mit seiner Ethik zu beschäftigen.
    Von der Akropolis hatten wir einen herrlichen Blick auf die Agora, in der Antike das Zentrum des öffentlichen Lebens und nun eine blühende Wiese. Dort unten hatten Sokrates und Platon ihre Schüler belehrt! Nicht weit entfernt stand das Haus von Onkel Philippos. Und nur ein paar Schritte weiter, am Turm der Winde, lag Celestinas Palast, der nun, wie die Ca’ Tron am Canal Grande, ihrem Cousin Antonio gehörte.
    Am Morgen des dritten Tages nahmen wir Abschied von Onkel Philippos. Dann kehrten wir zurück auf die türkische Galeere und stachen wieder in See.
    Nachdem wir in einiger Entfernung den Berg Athos passiert hatten, erreichten wir Istanbul, wo wir drei Tage Aufenthalt hatten, bevor uns ein anderes Schiff nach Akko bringen würde. Wir versuchten, die Familie der Palaiologoi zu finden, um ihnen von Menandros’ tragischem Tod zu erzählen – aber vergeblich!
    Am Abend vor der Abreise besuchten wir die Hagia Sophia – für die anderen Sehenswürdigkeiten blieb keine Zeit mehr. Schließlich bestiegen wir das ägyptische Segelschiff und fuhren die türkische Küste entlang, bis wir den Hafen von Akko erreichten.
    Welch ein schicksalhafter Augenblick für David und mich: Wir waren in Israel angekommen!
    Beide dachten wir an jene furchtbaren Tage im Hafen von Málaga, als wir verzweifelt auf ein Schiff gewartet hatten, das uns noch vor dem 9. Aw 1492 aus Spanien herausbringen sollte – nach Alexandria und weiter nach Jeruschalajim. Wie lange war das her? Vierundzwanzig Jahre – unser halbes Leben!
    Tief bewegt trugen wir unsere Taschen an Land, brachten Celestina und Netanja in einen Khan, eine Karawanserei in der Stadt, und suchten den Markt, um Maultiere zu kaufen.
    Das durch eine hohe Seemauer stark befestigte Akko, das berühmte Saint Jean d’Acre der Kreuzfahrer, liegt auf einem nach Süden gerichteten Küstenstreifen, der eine kleine Bucht mit einem Fischerhafen bildet. Von dieser blühenden orientalischen Stadt segelten einst große Handelsflotten über das Meer nach Westen – und die Kreuzfahrer landeten in diesem Hafen.
    Immer wieder erobert durch Alexander den Großen, Sultan Sala ad-Din und König Richard Löwenherz, wurde Akko 1229 christlich, als Kaiser Friedrich II . nach zähen Verhandlungen mit dem Sultan die Rückgabe der heiligen Stätten an die Christen erreichte, ohne einen Kreuzzug geführt zu haben. Geschwächt durch die Streitigkeiten der Handelskontore von Pisa, Genua und Venedig, fiel Akko jedoch beim Ansturm der ägyptischen Mamelucken – seither erklang der Gebetsruf der Muezzins über der Stadt.
    Vor dreihundert Jahren, als die fränkischen Könige über Jeruschalajim geherrscht hatten, war Akko die prunkvollste Metropole ihres Reichs und die bevorzugte Residenz der Monarchen gewesen. Im Norden befand sich die so genannte Kreuzfahrerstadt, die einstige Festung des Johanniterordens. Im Jahr 1219 hatte Francesco von Assisi ein Kloster in Akko gegründet, und vierzig Jahre später entstand zwischen den muslimischen Moscheen und Koranschulen eine jüdische Talmudschule. Wie Jeruschalajim war Akko eine Stadt der drei Religionen.
    Am Morgen nach unserer Ankunft brach unsere kleine Karawane durch die galiläischen Hügel in Richtung des Sees Gennesaret auf. Die kleinen Dörfer, die blühenden Wiesen und die sanft geschwungenen Hügel erinnerten mich an mein geliebtes Al-Andalus. Wie oft dachte ich an diesen beiden Tagen: Hinter dem nächsten Hügel liegt unser Landsitz in Alhama de Granada!
    Aber dann blickten wir auf den im Sonnenlicht funkelnden, tief blauen See Gennesaret hinab.
    Am Ufer fanden wir einen Fischer, der seine Netze flickte. Bis Kafarnaum sei es nicht mehr weit, sagte er uns, nur ein paar Meilen! Und so ritten wir am Ufer des Sees nach Norden, bis wir die Ruinen von Jeschuas Heimatstadt fanden.
    Kafarnaum war zerstört – ein verlassenes Trümmerfeld inmitten von Eukalyptusbäumen. Die größte Ruine war eine Synagoge. War es das Gebetshaus, wo Jeschua gelehrt hatte?
    Die dreischiffige Basilika war aus weißen Kalksteinquadern errichtet worden, die Säulen schmückten schön verzierte Kapitelle. Zwischen den eingestürzten Wänden kletterte ich in die Synagoge und kämpfte mich durch die Trümmer bis zu der Stelle, wo die Rabbinen und auch Jeschua gepredigt hatten.
    Tief bewegt ließ

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