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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Granada zurück nach Ägypten. Ich weiß, warum er so entschied: Das Gelobte Land und Jeruschalajim sind ein Teil des ägyptischen Reiches. Unser Vater wollte, seiner Vision von einem unabhängigen Israel folgend, Mosches Weg durch die Wüste Sinai gehen, um am Ende dort anzukommen, wo wir ›Söhne Davids‹ seit eintausendvierhundert Jahren nicht mehr gewesen waren: im Gelobten Land.«
    Celestina nickte still, während David redete. Hatte sie mir nicht in der Synagoge erzählt, sie wäre in der Wüste Sinai gewesen? Und am Berg, wo Mosche von Gott die Gebote empfangen hatte? Hatte sie dort nicht dasselbe gefunden wie wir Kinder Israels: die Freiheit?
    Als sie meinen Blick bemerkte, wandte sie sich zu mir um. Ihr Lächeln war voller Wärme und Mitgefühl.
    »Und wenn die Vision vom unabhängigen Reich Israel scheitern sollte, hatten wir immer noch die Hoffnung auf Cristóbal Colóns Reise«, erklärte ich. »Sollte Colón das Paradies auf seiner Reise nach Westen tatsächlich finden, wollten wir dorthin gehen.«
    Überrascht blickte sie mich an. »Ich verstehe nicht …«
    »Cristóbal Colón ist an dem Tag in Palos losgesegelt, nachdem der letzte Jude das Land verlassen hatte. Wusstest du, dass ein Drittel seiner drei Schiffsmannschaften jüdische Conversos waren? Wusstest du, dass nicht die Reyes Católicos seine Entdeckungsreise finanzierten, wie allgemein angenommen wird, sondern reiche Conversos, die in engem Kontakt mit dem königlichen Hof standen und daher wussten, dass die Juden ausgewiesen werden würden?
    Wusstest du, dass die Entdeckung neuer Seewege nach Asien nur eine vorgeschobene Begründung war, aber nicht der wahre Grund, diese gefährliche Reise über das unbekannte Meer anzutreten?«
    Als sie den Kopf schüttelte, fuhr ich fort:
    »Über die Vertreibung der Juden aus Kastilien und Aragón korrespondierten die Reyes Católicos seit Januar 1483 mit dem Großinquisitor Tomás de Torquemada, doch die endgültige Ausweisung wurde aus finanziellen Gründen immer wieder verschoben. Isabel und Fernando brauchten das Geld der Juden und der durch die Inquisición hingerichteten reichen Conversos, um den endlosen Krieg gegen Granada zu finanzieren. Erst als das Sultanat 1492 gefallen war, wurden die Juden ausgewiesen – entgegen allen Versprechungen!
    Warum hätten reiche und mächtige Conversos wie Luis de Santángel, Alonso de la Caballería, Juan Cabrero oder Gabriel Sanchez und ihre jüdischen Freunde Colóns Reise finanzieren sollen, da sie doch wussten oder zumindest ahnten, dass sie bald das Land verlassen mussten und den Gewinn und Erfolg dieser monatelangen Reise nach Asien vielleicht niemals in Spanien genießen durften? Falls Colón Erfolg hatte und falls er von seiner gefährlichen Reise zurückkehrte!«
    Celestina sah mich fragend an.
    »Luis de Santángel war der Schatzmeister des Königs von Aragón. Die Santángels gehörten zu den Conversos, die schon in den ersten Jahren der Inquisición die Scheiterhaufen bestiegen, und im Juli 1491 wurde auch Luis de Santángel vor Gericht gestellt. Als Fernandos Günstling und Vertrauter musste Torquemada ihn schließlich wieder gehen lassen«, erklärte ich. »Alonso de la Caballería war Vizekanzler des Königs von Aragón. Auch er wurde, wie Luis de Santángel, durch die Inquisición beschuldigt. Der Prozess gegen ihn zog sich fast zwanzig Jahre lang hin, bis er 1501 durch ein Dekret des Königs geschützt wurde.
    Juan Cabrero war königlicher Kämmerer, ein treuer Gefolgsmann und Vertrauter von König Fernando – aber auch seine Verwandten wurden Opfer der Inquisición. Gabriel Sanchez war Minister in Aragón – sein Bruder Juan war vor der Inquisición nach Florenz geflohen, während er in Saragossa zum Tode verurteilt wurde. Und Diego de Deza war Dominikaner, Bischof von Salamanca, Professor der berühmten Universität und für kurze Zeit Großinquisitor.
    Was also veranlasste diese Conversos, Cristóbal Colón mit Hilfe ihres Einflusses auf die Reyes Católicos und mit ihrem privaten Vermögen zu unterstützen? Und warum finanzierte auch unser Vater wenige Wochen vor unserer Vertreibung Colóns Reise?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie.
    »Weil Cristóbal Colón nicht China gesucht hat, von dem Marco Polo berichtete, sondern einen jüdischen Staat, in dem Juden – nicht Christen oder Muslime – über Juden herrschten.
    Es gibt Reiseberichte, die von großen jüdischen Gemeinden in Arabien, Persien, Indien und China sprechen. Rabbi

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