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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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sagte Juda. »Wir sind nicht direkt dagegen geflogen, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Stattdessen haben wir ihn nur gestreift, so dass der rechte Flügel abriss. Wenige Sekunden später wurde der linke ebenfalls abgerissen und wir verwandelten uns in einen rasenden Zylinder, der über den Schnee schoss. Glücklicherweise schafften wir es, mehreren Felsvorsprüngen auszuweichen, wenn auch eher durch Zufall. Nach einer knappen Minute rasender Fahrt erreichten wir den Rand des Plateaus und schossen in die Leere hinaus. Der Journalist und ich waren vor Unschlüssigkeit und Schock wie gelähmt. Doch der Pilot bewahrte einen kühlen Kopf, und als wir über den Rand des Berges hinaus waren und in den freien Fall übergingen, packte er uns beide, griff sich den einzigen vorhandenen Fallschirm, den er hinter seinem Sitz aufbewahrte, und schob uns alle zur Tür hinaus.«
    »Sie sind gesprungen?«, fragte Michael ungläubig. »Aus dem Flugzeug? Mit nur einem Fallschirm?«
    »Meine Idee war das nicht«, sagte Juda. »Ich wäre im Flugzeug geblieben, bis es auf dem Talboden aufgeschlagen wäre. Aber sein schnelles Handeln rettete uns allen das Leben, zumindest für den Augenblick. Wir kamen unsanft auf, verhedderten uns im Fallschirm und rollten einige hundert Meter den Berg hinunter: ein ziemliches Gewirr aus Segeltuch, Armen und Beinen. Erstaunlicherweise schien niemand von uns ernstlich verletzt zu sein. Das Flugzeug war weg, aber wir hatten eine ungefähre Vorstellung davon, wo wir uns befanden. Ich übernahm also die Führung unserer kleinen Expedition und wir schlugen eine Richtung ein, die uns am ehesten zu irgendeiner Art von Siedlung führen würde.«
    »Sind Sie einfach davon ausgegangen, dass es in den Bergen verstreute Dörfer und Klöster gibt, die nur darauf warten, von irgendwelchen glücklosen Wanderern entdeckt zu werden?«, fragte Galen in zweifelndem Ton.
    »Ja«, sagte Juda geradeheraus. »Seit Anbeginn der Zeit haben Menschen im Himalaja gelebt, und es stand außer Zweifel, dass sie sich überall dort niedergelassen hatten, wo es möglich war. Von uns dreien war ich aufgrund meiner Sachkenntnis über Berge am besten in der Lage zu beurteilen, wo sich solche Orte befinden könnten.«
    Galen blinzelte. »Sie machen sicher Witze. Welcher Schwachsinnige würde wirklich glauben, er könnte nach einem Flugzeugabsturz im Himalaja direkt zu einer bewohnten Siedlung laufen?«
    »Einer, der glaubt, dass es nur zwei Arten von Überlebenden eines Flugzeugabsturzes im Himalaja gibt: jene, die direkt zu einer bewohnten Siedlung laufen und jene, die es nicht tun. Ich gehöre zu ersteren, und angesichts der Alternativen schlossen sich meine Gefährten meiner Meinung an.«
    »Einen Moment«, warf Michael ein. »Ich dachte, Ihr Spezialgebiet sei Mathematik.«
    »Meinen ersten Doktor habe ich in Mathematik gemacht«, sagte Juda, »und meinen zweiten in Geomorphologie. Wie Sie vermutlich wissen«, sagte er und neigte seinen Kopf in Galens Richtung, »kamen meine Referenzen als Dozent von Cambridge, aber ich denke, dass meine Reisen mich besser auf die damalige Situation vorbereitet hatten als drei Jahre Unterricht und ein Abschlusszeugnis.«
    »Drei Jahre?«, fragte Michael. »Für zwei Doktortitel?«
    »Eigentlich vier – in Mathematik, Geomorphologie, Angewandter Kosmologie und Public Relations.«
    »Im Ernst?«, sagte Michael.
    »Geomorphologie?«, fragte Galen.
    »Das Studium der Berge.«
    »Mmm-hmm.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Michael. »Ich wüsste nicht, dass irgendjemand auch nur zwei Doktortitel in drei Jahren erworben hätte.«
    »Ich habe es in zwei geschafft«, sagte Galen.
    Michaels Kinnlade klappte herunter und Juda beugte sich amüsiert vor. »Noch Kaffee, Professor?«
    »Nein, danke.« Michael winkte ab. »Ich glaube, es ist Zeit für den Absinth«, sagte er und flüchtete in die Küche.
    Juda wandte sich Galen zu. »Sie haben beide Doktortitel in zwei Jahren erworben?«
    »Eigentlich habe ich den ersten geschenkt bekommen, und der zweite wurde mir erst fünf Jahre später überreicht – aber ich wollte einfach sehen, was er für ein Gesicht macht.«
    Michael kam herein. »Hier sind ein paar Gläser für… Hey, was gibt es da zu lachen? Sagen Sie nicht, dass Sie sich gegen mich verschworen haben.«
    »Noch nicht«, sagte Juda.
     

     
    »Also«, brummte Galen und faltete seine Hände um ein Glas Absinth. »Wie lange haben Sie gebraucht, um eine Siedlung zu erreichen?«
    »Fast neun Tage«, sagte Juda

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