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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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einige Minuten lang auf dem Hügel umher, ehe Juda schließlich das Wort ergriff.
    »Was wissen Sie über die Forschung, mit der wir uns in dem Institut für Physik beschäftigt haben?«, fragte Juda beiläufig, die Hände auf dem Rücken.
    Galen und Michael gaben verlegen zu, dass sie nur sehr wenig von Physik verstanden, und noch weniger von den speziellen Aufgabenfeldern, mit denen Juda sich beschäftigte.
    Er war eindeutig das mathematische Genie von ihnen dreien.
    »Nun gut«, sagte Juda. »Es ist nicht so furchtbar wichtig, obwohl es vielleicht hilfreich gewesen wäre, um Ihnen einige der komplexeren Gedankengänge zu erklären. Lassen Sie uns also mit etwas Allgemeinerem anfangen: Was ist Zeit?«
    »Zeit?«, fragte Michael. »Die Messung von, nun… hmm, Zeit«, schloss er lahm.
    Galen verdrehte die Augen und blickte Juda an. »Zeit ist die Messung von Wahrnehmung – sie ist die Grundlage für jede Form von Ordnung.«
    »Gute Antwort. Wie sieht Zeit aus?«
    »Wie sie aussieht?«, fragte Galen.
    »Hat sie einen Anfang oder ein Ende?«
    Galen runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht«, sagte er zögernd.
    »Hat sie eine Gestalt? Können wir uns eine Vorstellung von ihr machen?«
    »Wir nehmen sie als linear wahr. Eben, gerade, unendlich und in eine Richtung verlaufend.«
    »Ich glaube, Zeit ist kreisförmig«, meinte Michael. »Darum kann sie keinen Anfang und kein Ende haben – sie durchläuft einfach immer wieder eine Schleife.«
    »Hm«, sagte Juda. »Und was ist, wenn die Schleife so groß ist, dass wir sozusagen niemals denselben Abschnitt zweimal durchlaufen?«
    »Dann nehme ich an, könnte Galen wirklich Recht haben«, sagte Michael, »Sie würde vollkommen linear erscheinen und auch unendlich – ohne jegliche Grenzen.«
    »Also gut, dann überlegen Sie sich Folgendes – was passiert, wenn die Schleife kleiner wäre? Sagen wir eine Milliarde Jahre? Oder eine Million? Oder Eintausend?«
    Sie dachten einen Augenblick darüber nach, bevor Galen widersprach. »Unwahrscheinlich – wenn das wahr wäre, müsste es überall Anzeichen dafür geben.«
    »Was ist mit den Büchern in Meru?«
    Galen schnaubte verächtlich. »Ich dachte, das hätten wir geklärt. Die Bücher in dieser ›Bibliothek‹ waren apokryph. Die Widersprüchlichkeiten waren nichts weiter als das -Geschichten. In dem von Ihnen angedeuteten Sinn hatten sie nicht mehr Bedeutung, als würde ich Ihnen meinen Armani-Mantel reichen und behaupten, er sei von Jonas im Bauch des Wals gestrickt worden.«
    »Denken Sie nach«, entgegnete Juda. »Was würde es bedeuten, wenn sie tatsächlich sind, was ich gesagt habe?«
    »Das spielt keine Rolle – sie sind allesamt verbrannt.«
    »Wenn es irgendeine andere Möglichkeit gäbe, die Theorie zu erläutern«, sagte Michael, »dann wäre ich bereit, Sie wenigstens anzuhören. Das ist das Mindeste, was wir tun können, nachdem Sie uns die Edda gebracht haben.«
    Galen starrte den Historiker an und nickte widerstrebend. »Einverstanden.«
    »Ausgezeichnet – denn das ist genau der Grund, warum ich Sie hierher geführt habe«, sagte Juda.
    »Nach Jugoslawien?«, fragte Galen skeptisch, »auf einen Haufen Erde und Gras an der Donau?«
    »Ja«, sagte Juda. »Wie ich Ihnen bereits mehrere Male im Laufe unserer Bekanntschaft erklärt habe: Alles was Sie suchen, umgibt Sie – Sie müssen sich nur entschließen, es zu sehen.«
    »Also gut«, sagte Michael und setzte sich auf einen seltsam geformten Erdbuckel, »lassen Sie hören. Erzählen Sie uns etwas über die Zeit, warum auch immer.«
     

     
    »James Usher, Erzbischof von Armagh, schrieb in der Mitte des 17. Jahrhunderts in einer Abhandlung mit dem Titel Annalen des Alten und Neuen Testaments, dass die Welt am 22. Oktober, 4004 v. Chr., um sechs Uhr abends erschaffen wurde. Überraschenderweise gelangte er allein durch das Studium von alten griechischen, lateinischen und hebräischen Texten zu dieser Schlussfolgerung. Noch überraschender ist, dass er Recht hatte, fast auf die Stunde genau.«
    »Hah«, machte Galen. »Das lässt sich leicht behaupten – schließlich gibt es keine Möglichkeit, es zu überprüfen.«
    Juda überging diese Bemerkung und fuhr fort, allerdings in festerem Tonfall, der verdeutlichte, dass er Galens Kommentar eher auf seine eigenen Schlussfolgerungen bezogen hatte, als auf Ushers.
    »Fast überall auf der Welt wird die Zeit nach dem Gregorianischen Kalender gemessen, der eigentlich nicht viel mehr ist, als eine korrumpierte

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