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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Version des Julianischen Kalenders. Dieser setzte sich nur deshalb durch, weil Cäsar jeden, der sich nicht nach ihm richten wollte, den Löwen vorwarf. Trotzdem bezieht sich der moderne Jahreskalender auf ein Ereignis – die Geburt von Jesus dem Nazarener.«
    »Eine egozentrische westliche Tradition, die dem Rest der Welt aufgezwungen wurde«, sagte Michael boshaft. »Die Chinesen verfügen über eine Geschichtsschreibung, die sechstausend Jahre zurückreicht. Sie mögen sich in Geschäft und Handel nach dem Gregorianischen Kalender richten, aber ihr eigenes Zählsystem haben sie ebenfalls beibehalten.«
    »Müßige Spekulation. Wenn sie beschlossen hätten, sich enger an ihr eigenes System zu halten, hätten sie gegenüber dem Rest der Welt die Trumpfkarte in der Hand. Tatsache ist, dass sie genauso verwirrt sind wie wir alle.«
    »Verwirrt worüber?«, fragte Galen.
    »Das werde ich gleich erläutern«, sagte Juda. »Ich sollte Ihnen zur Orientierung zunächst ein paar Eckdaten liefern, mit den Römern angefangen. Von ihnen stammt die Bezeichnung – Kalendra –, und sie sind auch an dem allgemeinen Durcheinander Schuld. Die Sumerer waren vermutlich die ersten Menschen, die einen Kalender geschaffen haben. Sie nutzten die Mondphasen und zählten 12 Mondumläufe als ein Jahr. Um die Abweichung zum Sonnenjahr auszugleichen, haben sie etwa alle vier Jahre einen zusätzlichen Monat in den Kalender eingefügt. Die alten Ägypter, die Griechen und die semitischen Völker haben diesen Kalender nachgeahmt. Später dachten sich die Ägypter einen Kalender aus, der fast genau dem Sonnenjahr entsprach. Die alten Römer benutzten auch einen Kalender, der auf dem Mond basierte und bei dem das Jahr 355 Tage lang war. Die Monate, die März, Mai, Juli und Oktober entsprachen, maßen jeweils 31 Tage, der Februar hatte 28 Tage, und der Rest 29. In etwa jedem vierten Jahr wurde ein zusätzlicher Monat hinzugefügt. Die Hohepriester regelten den Kalender, und an den Kalenden oder ›Tagen des Neumonds‹, verkündeten sie den Menschen die Zeiten der Nonen – des ersten Mondviertels – und der Iden – des Vollmonds – für den jeweiligen Monat.«
    »Schon klar«, sagte Michael. »Aber haben sie ihre Sache nicht ziemlich schlecht gemacht? Ich meine, soviel ich weiß, haben die Priester von Anfang an Mist gebaut.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt«, sagte Juda. »Als Julius Cäsar an die Macht kam, begannen die Sommermonate im Frühling. Cäsar hat diese Situation 46 v. Chr. berichtigt, von einem alexandrinischen Astronomen namens Sosigenes beraten – und damit begann der Julianische Kalender. Sosigenes schlug ein 365tägiges Jahr vor, dem jedes vierte Jahr oder Schaltjahr ein weiterer Tag hinzugefügt wurde. Er verteilte die neu hinzu gekommenen zehn Tage auf die 29tägigen Monate und schuf damit die heutigen Monate. Der Monat Quintilis wurde Juli genannt, nach Julius Cäsar, und irgendwann später wurde Sextilis in August umbenannt, zu Ehren von Kaiser Augustus. Gerüchten zufolge hat Kaiser Augustus die Anzahl der Tage in seinem Monat von 30 auf 31 verändert, damit er genauso lang wurde wie Cäsars.«
    »Das ist wahrscheinlich apokryph«, sagte Michael.
    »Wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Juda. »Ich glaube sogar, dass Ergänzungen und Auslassungen dieser Art mehr zu den allgemeinen Ungenauigkeiten des Kalendersystems beigetragen haben als alles andere. Keine mathematische oder astronomische Finesse, kein religiöser oder metaphysischer Eifer ist in der Lage, einen herrscherlichen Temperamentsausbruch auszugleichen. Sogar die Franzosen haben versucht, einen neuen Kalender auf der Grundlage der Revolution zu schaffen. Aber er hielt sich genau zwölf Jahre, bevor er sich auf Grund allgemeiner Unvereinbarkeit mit dem Rest der Welt in Luft auflöste. Julius Cäsars Korrektur von einem Tag in vier Jahren – eigentlich sechs Stunden pro Jahr – machte das Kalenderjahr länger als das Sonnenjahr. Also kamen die Jahrestage jedes Jahr immer früher und früher, und 1582 fiel der Frühlingsanfang auf den 11. März, statt auf das korrekte Datum, den 21. März. Papst Gregor XIII behob dies, indem er Anweisung gab, dass zehn Tage aus dem Kalender gestrichen werden sollten und der Tag nach dem 4. Oktober 1582 der 15. Oktober sein würde. Außerdem verfügte er, dreimal in vierhundert Jahren die Schaltjahrregelung auszulassen. Der neue Kalender wurde der Gregorianische oder ›Kalender nach neuem Stil‹ genannt und

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