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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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geendet hatte, sah Michael auf – doch er war nicht im Entferntesten auf den Ausdruck in Galens Gesicht vorbereitet. Der Mann war vollkommen entsetzt.
    »Woher haben Sie das?«, schrie er. »Hat Juda Ihnen das gegeben? Antworten Sie mir, Langbein!«
    Michael holte langsam Luft. »Ganz ruhig, Galen. Der Tanz befand sich das ganze Jahr über hier an der Universität, erinnern Sie sich? Sie waren einer der Verwaltungsangestellten, die seine Anschaffung genehmigt haben.«
    Galen schien die Beherrschung wiederzugewinnen. Schließlich wandte er sich ab und blickte auf den Hof hinaus. »Also, was schlagen Sie vor?«
    »Ich glaube, wir sollten mit Juda reden.«
     

     
    Der Gang zu Judas Büro dauerte nur fünf Minuten. Sehr viel mehr Zeit verbrachten sie damit, sich bestürzt in dem Zimmer umzusehen, das vollkommen leergeräumt war. Die Schreibtische, Maschinen, wissenschaftliche Ausrüstung, Aktenschränke, alles – nun, fast alles.
    Im hinteren Teil des Zimmers stand auf einem kleinen Allzwecktisch die Anabasis-Maschine.
    Michael und Galen tauschten einen Blick, dann sahen beide die Maschine an.
    »Haben Sie einen Schraubenzieher?«, fragte Galen.
     

     
    »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir das tun sollten«, setzte Michael an, doch Galen hatte bereits einen kleinen Schraubenzieher aus dem Labor nebenan unter die Deckplatte gezwängt, die den Mittelteil des Gerätes abschloss. Ächzend hebelte er erst eine Kante hoch, dann die andere, bewegte die flache Spitze seitlich entlang der Naht und schob schließlich die stabile Metallschicht beiseite.
    Michael hatte bereits einen Schritt nach vorn gemacht, als er Galens erstauntes Keuchen hörte und den Schraubenzieher zu Boden poltern sah.
    »Donnerwetter«, sagte Michael.
    »Das ist ein Trick«, hauchte Galen. »Es muss einer sein.«
    Wo sie Spulen und Drähte erwartet hatten oder kleine sich drehende Teilchen oder einen Gremlin oder zumindest etwas in der Größenordnung von atomwaffenfähigem Plutonium, sahen sie stattdessen gähnende Leere.
    In der Maschine befand sich nichts. Sie war vollkommen leer.
     

     
    Sie stürmten in weit größerem Tempo als zuvor in Galens Büro zurück. In den Augen des Rektors brannte ein Feuer, von dem Michael nicht zu sagen wusste, ob es gut war oder schlecht. Zumindest hatte sich die allgemeine Aufmerksamkeit von Michaels angeblichen finanziellen Ungereimtheiten abgewendet. Er war sich jedoch noch nicht sicher, ob es ihm besser gefiel, wenn stattdessen Juda genauer unter die Lupe genommen wurde, was in Anbetracht der Umstände unumgänglich zu sein schien.
    Galen schritt zu schnell durch die Bürotür, als dass Michael der Sekretärin noch einmal ein spöttisches Lächeln hätte zuwerfen können. Als Galen jedoch bewusst wurde, wer da auf einem Stuhl im Wartebereich saß, drehte er sich auf der Stelle um und lief wieder hinaus ins Foyer.
    Es war ein Kurier – Sonderzustellung. Und in seinen Händen hielt er einen Umschlag, auf dem das Wahrzeichen der Wagnerfestspiele prangte.
    Galen riss ihn an sich und fetzte ihn auf, während Michael dem verblüfften Kurier ein Trinkgeld gab. Dann blieb die Zeit stehen.
    Galen erstarrte, und die Wellen, die er aussandte, ließen alles um ihn herum ebenfalls still stehen. Er war kalter Marmor ohne Glanz, nur Marmor bis ins Innerste, doch ebenso schnell verwandelte er sich ins Gegenteil: Schreiend stürmte er durch die Tür und aus dem Gebäude hinaus.
    Während Galens Sekretärin ihm nachlief, hob Michael den Brief aus Bayreuth auf und las darin das Todesurteil für Galens geistige Gesundheit.
    Die Leitung des Festivals dankte ihm höflich für sein Angebot, ihnen Mittel zukommen zu lassen, lehnten jedoch mit Bedauern ab. Scheinbar hatte eine private Gesellschaft mit Namen Eidolon-Stiftung der Gruppe der Freunde von Bayreuth gerade eine Summe vermacht, die ausreichte, um das Festival mehrere Jahre lang zu finanzieren – unter der einzigen Bedingung, dass es Mikaal Gunnar-Galen, dem Rektor der Universität Wien, niemals gestattet sein dürfe, sich an Planung, Ausführung, Finanzierung oder in irgendeiner anderen Weise am Festival zu beteiligen, außer als zahlender Zuschauer.
    Der Brief räumte weiterhin ein, dass es sich um einen ungewöhnlichen Wunsch handle, dem man nicht gern zustimme, es jedoch keine Möglichkeit gab, das Geschenk abzulehnen, und man hoffe, in ihm weiterhin einen Freund des Festivals zu haben.
    Michael zerknüllte den Brief, warf ihn in den Papierkorb zu dem Artikel

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