Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Ihr müsst keine Vorkehrungen für meine Abreise treffen. Es könnte sein, dass ich noch eine Weile in England bleibe. Wenn ich mich wieder verheirate, könnte das auch in England geschehen.«
»Wen?«, fragte er sogleich.
Sie wandte den Blick ab. »Woher soll ich das wissen? Das sollen meine Eltern und der König entscheiden.«
***
Ich muss eine Möglichkeit finden, dem König eine Heirat mit Harry in den Kopf zu setzen. Nun, da er erfahren hat, dass ich nicht guter Hoffnung bin, wird ihm doch wohl einfallen, dass die einfachste Lösung des Problems darin besteht, mich mit Harry zu verheiraten?
Würde ich Dr. de Puebla mehr vertrauen, dann würde ich ihn bitten, dem König einen Wink zu geben. Aber ich traue ihm nicht über den Weg. Er hat meinen ersten Ehekontrakt verpfuscht, und ich will nicht, dass es mit dem zweiten ebenso geht.
Wenn ich meiner Mutter einen Brief schicken könnte, ohne dass de Puebla davon erfährt, dann könnte ich ihr von meinem Plan, von Arthurs Plan, berichten.
Aber das ist unmöglich. Ich muss allein damit fertig werden. Ich fühle mich so furchtbar einsam.
***
»Sie werden Prinz Harry zum neuen Prinzen von Wales ernennen«, sagte Doña Elvira in der letzten Juniwoche leise zu Catalina, als sie ihr das Haar bürstete.
Sie hätte erwartet, dass die Prinzessin in Tränen ausbrechen würde, da nun die letzte Verbindung mit der Vergangenheit gekappt war, doch Catalina tat nichts dergleichen. »Lasst uns allein«, befahl sie den Zofen, die ihr Nachthemd ausbreiteten und das Bett aufschüttelten.
Leise gingen die Mädchen hinaus und schlossen die Tür. Catalina warf ihr Haar zurück und begegnete Doña Elviras Blick im Spiegel. Sie reichte ihrer Duenna die Bürste und nickte zum Zeichen, dass sie fortfahren solle.
»Ich möchte, dass Ihr meinen Eltern schreibt und ihnen mitteilt, dass die Ehe mit Prinz Arthur nicht vollzogen wurde«, sagte sie geschmeidig. »Ich bin noch die Jungfrau, als die ich Spanien verließ.«
Doña Elvira war so überrascht, dass sie mitten in der Bewegung innehielt. Offenen Mundes starrte sie die Prinzessin an. »Ihr wurdet unter den Augen vieler Zeugen zu Bett gebracht - vor dem ganzen Hofstaat«, machte sie geltend.
»Er vermochte es nicht«, entgegnete Catalina mit einem Gesicht so hart wie Diamant.
»Ihr seid einmal in der Woche zusammengekommen ...«
»Doch ohne dass sich Erfolg einstellte.« Die Prinzessin war eisern. »Zu seinem großen Leidwesen, und zu meinem ebenfalls.«
»Aber Infantin, Ihr habt nie etwas gesagt! Warum habt Ihr mir nichts davon gesagt?«
Catalinas Blick verschleierte sich. »Was hätte ich denn sagen sollen? Wir waren frisch verheiratet. Er war sehr jung. Ich dachte, es würde sich mit der Zeit geben.«
Doña Elvira gab nicht einmal vor, ihrer Herrin zu glauben. »Prinzessin, Ihr braucht so etwas doch nicht öffentlich zu sagen! Dass Ihr schon einmal verheiratet wart, muss Eure Chancen nicht schmälern. Die Witwenschaft ist kein Hindernis für eine zweite Ehe. Sie werden schon jemanden für Euch finden. Ihr werdet wieder eine gute Partie machen, Ihr müsst also nicht so tun, als ob ...«
»Ich will nicht ›jemanden‹«, widersprach Catalina heftig. »Das solltet Ihr ebenso gut wissen wie ich. Ich wurde geboren, um Prinzessin von Wales und Königin von England zu sein. Es war Arthurs größter Wunsch, dass ich Königin von England würde.« Sie biss sich auf die Lippen, über die soeben gegen ihren Willen sein Name gekommen war. Entschlossen hielt sie die Tränen zurück, atmete tief durch. »Ich bin unberührt, Jungfrau, wie ich vor meiner Abreise in Spanien war. Nur das sollt Ihr ihnen mitteilen.«
»Aber wir müssen doch gar nichts mitteilen, wir können ohnedies nach Spanien reisen«, betonte die ältere Frau.
»Dann werden sie mich an irgendeinen Adeligen verheiraten, wahrscheinlich an einen Erzherzog«, entgegnete Catalina. »Ich will nicht wieder fortgeschickt werden. Wollt Ihr meinem Haushalt auf irgendeiner Burg der spanischen Provinz vorstehen? Oder in Österreich? Oder an einem noch gottverlasseneren Ort? Denn Ihr werdet mit mir kommen müssen, das wisst Ihr sehr gut. Wollt Ihr in den Niederlanden begraben sein oder in Deutschland?«
Doña Elviras Blick flackerte, sie dachte scharf nach. »Niemand würde uns glauben, wenn wir behaupteten, dass Ihr noch Jungfrau wäret.«
»Doch. Ihr müsst es ihnen sagen. Denn niemand würde wagen, mich zu fragen. Ihr aber könnt es ihnen mitteilen. Ihr müsst
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