Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
diejenige sein, die das Geheimnis preisgibt. Denn Euch, die Ihr mir so nahe seid wie eine Mutter, werden sie glauben.«
»Bis jetzt habe ich noch gar nichts gesagt.«
»Und das war recht so. Doch jetzt werdet Ihr sprechen. Doña Elvira, wenn es so wirkt, als wüsstet Ihr nichts, oder wenn Ihr das eine sagt und ich das andere, dann wissen alle, dass Ihr nicht meine Vertraute seid, dass Ihr nicht so für mich gesorgt habt, wie Ihr solltet. Sie würden glauben, dass Ihr meine Interessen vernachlässigt hättet, dass Ihr nicht mehr meine geliebte Duenna wäret. Mutter würde Euch in Unehren entlassen, wenn sie glaubte, dass ich noch Jungfrau sei und Ihr es nicht einmal wüsstet. Und wenn alle glaubten, dass Ihr nicht für mich gesorgt hättet, könntet Ihr nie mehr an einem Königshofe dienen.«
»Alle sahen doch, wie sehr er in Euch verliebt war!«
»Nein, das ist nicht wahr. Alle haben gesehen, dass wir zusammen waren, als Prinzenpaar. Alle können bezeugen, dass er nur deswegen in meine Kammer kam, weil es ihm befohlen worden war. Mehr nicht. Niemand weiß doch, was hinter der geschlossenen Kammertür vor sich ging. Niemand weiß es - außer mir. Und ich sage, er vermochte es nicht. Wer seid Ihr, dass Ihr das bestreiten wolltet? Wollt Ihr mich etwa der Lüge bezichtigen?«
Die Duenna neigte ehrerbietig den Kopf, um Zeit zu gewinnen. »Wenn Ihr es sagt«, meinte sie vorsichtig. »Wie Ihr wünscht, Infantin.«
»Prinzessin.«
»Prinzessin«, wiederholte die Frau gehorsam.
»Ich wünsche es. Dies ist mein Weg in die Zukunft. Übrigens auch der Eure. Wir können diese eine kleine Tatsache betonen und in England bleiben - oder wir können trauernd nach Spanien zurückkehren und in Bedeutungslosigkeit versinken.«
»Natürlich kann ich den Majestäten mitteilen, was Ihr wünscht. Wenn ich sagen soll, dass Euer Ehemann impotent war und Ihr immer noch Jungfrau seid, kann ich das natürlich tun. Aber wie soll Euch das dazu verhelfen, Königin zu werden?«
»Da die Ehe nicht vollzogen wurde, kann es keine Einwände dagegen geben, dass ich Prinz Arthurs Bruder Harry heirate«, erwiderte Catalina mit harter, entschlossener Stimme.
Doña Elvira schnappte vor Schreck nach Luft.
Doch Catalina fuhr unbarmherzig fort. »Wenn dieser neue Abgesandte aus Spanien eintrifft, könnt Ihr ihm mitteilen, dass es Gottes Wille und mein Wunsch ist, wieder Prinzessin von Wales zu werden. Er soll darüber mit dem König sprechen. Er soll nicht über mein Witwenerbe verhandeln, sondern über meine nächste Hochzeit.«
Doña Elvira starrte sie offenen Mundes an. »Ihr könnt doch nicht Eure eigene Ehe stiften!«
»Doch, das kann ich«, sagte Catalina mit Nachdruck. »Ich werde es tun, und Ihr werdet mir dabei helfen.«
»Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, dass sie Euch Prinz Harry heiraten lassen?«
»Warum denn nicht? Die Ehe mit seinem Bruder wurde nicht vollzogen. Ich bin noch Jungfrau. Die Mitgift ist zur Hälfte bezahlt. Der König kann seine Hälfte behalten, und wir geben ihm noch den Rest dazu. Er muss mir kein Witwenerbe zahlen. Der Ehekontrakt ist unterzeichnet und besiegelt, sie müssen nur noch die Namen ändern, und außerdem bin ich bereits in England. Es ist die beste Lösung, für uns alle. Ohne diese Ehe bin ich nichts, und Ihr seid auf jeden Fall ein Niemand. Euer Ehrgeiz, der Ehrgeiz Eures Mannes, alles wäre umsonst gewesen. Doch wenn wir uns durchsetzen, werdet Ihr die Herrin eines königlichen Haushaltes sein, und ich werde sein, was ich immer schon werden sollte: Prinzessin von Wales und Königin von England.«
»Das werden sie niemals zulassen!«, keuchte Doña Elvira, entsetzt über den Ehrgeiz ihres Schützlings.
»Doch«, entgegnete Catalina heftig. »Wir müssen eben darum kämpfen. Wir müssen das werden, wozu wir immer schon bestimmt waren - nicht mehr und nicht weniger.«
Die wartende Prinzessin
W INTER 1503
König Heinrich und seine Königin, getrieben durch den Verlust ihres Sohnes, erwarteten wieder ein Kind, und Catalina, die sich ihrer Gunst versichern wollte, saß in den ersten Februartagen am Kamin des kleinsten Gemachs von Durham House und nähte eine feine Babyausstattung. Ihre Damen, die mit dem Säumen der Kleidchen beschäftigt waren, saßen ein wenig abseits; Doña Elvira konnte also frei sprechen.
»Diese Kleider sollten für Euer Baby sein«, sagte sie vorwurfsvoll und gedämpft. »Schon ein Jahr seid Ihr bereits Witwe, und nichts hat sich getan. Was soll nur aus Euch
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