Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
werden?«
Catalina schaute von ihrer Schwarzstickerei auf. »Seid friedlich, Doña Elvira. Alles wird so kommen, wie Gott und meine Eltern und der König entscheiden.«
»Siebzehn seid Ihr nun.« Stur und mit gesenktem Kopf verfolgte die Duenna ihr Thema weiter. »Wie lange wollt Ihr noch in diesem gottverlassenen Lande bleiben, wo Ihr weder Braut noch Ehefrau seid? Wo Ihr weder bei Hofe noch an einem anderen prächtigen Ort leben dürft? Während die Rechnungen sich türmen und Euer Witwenerbe immer noch nicht bezahlt ist?«
»Doña Elvira, wenn Ihr wüsstet, wie sehr Eure Worte mich schmerzen, dann würdet Ihr nicht so sprechen«, sagte Catalina mit klarer Stimme. »Und auch wenn Ihr sie in Eure Stickerei murmelt wie einen altägyptischen Fluch, höre ich sie. Wenn ich erführe, was mit uns geschehen soll, dann würde ich es Euch unverzüglich mitteilen. Dass Ihr aber Befürchtungen vor Euch hinmurmelt, wird uns gewiss nicht helfen.«
Die Frau schaute auf und begegnete Catalinas offenem Blick.
»Ich denke eben an Euch«, gab sie der Prinzessin zu verstehen. »Auch wenn es sonst keiner tut. Selbst wenn dieser törichte Gesandte und dieser Dummkopf von Abgesandtem keinen Gedanken an Euer Wohlergehen verschwenden. Wenn der König nicht bald Eure Vermählung mit dem Prinzen anordnet, was soll dann aus Euch werden? Wenn er Euch nicht gehen lässt, wenn Eure Eltern nicht auf Eurer Rückkehr bestehen, was dann? Wird er Euch ewig hier festhalten? Und seid Ihr nun eine Prinzessin oder eine Gefangene? Es dauert schon fast ein Jahr. Seid Ihr eine Geisel, damit das Bündnis mit Spanien bestehen bleibt? Wie lange könnt Ihr warten? Ihr seid siebzehn, wie lange könnt Ihr noch warten?«
»Ich warte«, erwiderte Catalina ruhig. »Geduldig. Bis der Knoten gelöst ist.«
Die Duenna schwieg nun. Catalina hätte auch nicht mehr die Kraft zu einer Diskussion gehabt. Sie wusste, dass sie im Laufe des Trauerjahres zunehmend an den Rand des Hoflebens gedrängt worden war. Ihre Behauptung, noch Jungfrau zu sein, hatte nicht zu einem neuen Verlöbnis geführt, wie sie gehofft hatte - im Gegenteil, sie war zur Bedeutungslosigkeit hinabgesunken. Nur zu den feierlichsten Ereignissen wurde sie an den Hof zitiert, und sie war vollkommen abhängig von der Freundlichkeit Königin Elizabeths.
Die Königinmutter, Lady Margaret, kümmerte sich herzlich wenig um die verarmte spanische Prinzessin. Catalina hatte sich als unfruchtbar erwiesen und behauptete zudem, die Ehe sei nie vollzogen worden. Sie war verwitwet und brachte der königlichen Schatzkammer kein Geld mehr ein. Sie war dem Hause Tudor nicht von Nutzen, abgesehen von ihrer Rolle als Schachfigur in dem unaufhörlichen Streit mit Spanien. Sie konnte ebenso gut in ihrem Hause in der Strand bleiben wie zu Hofe geladen zu werden. Außerdem gefielen der Königinmutter die Blicke nicht, die der frischgebackene Prinz von Wales seiner verwitweten Schwägerin zuwarf.
Wann immer Prinz Harry die Spanierin traf, heftete er seine Augen mit ergebenem hündischem Blick auf sie. Die Königinmutter hatte insgeheim beschlossen, die beiden nicht mehr zusammenkommen zu lassen. Sie fand, das Mädchen lächele zu freundlich, vermutlich ermutigte sie den Prinzen mit seiner jungenhaften Anbetung, um ihre ausländische Eitelkeit zu befriedigen. Lady Margaret empörte sich über jedweden Einfluss auf den einzigen überlebenden Sohn und Thronfolger, der nicht von ihr selbst ausging. Außerdem misstraute sie Catalina. Warum sollte die junge Witwe einen Schwager ermutigen, der sechs Jahre jünger war? Was hoffte sie durch solch eine Freundschaft zu gewinnen? Sie musste doch wissen, dass der Prinz noch wie ein Kind gehalten wurde: Er schlief in der Kammer seines Vaters, wurde Tag und Nacht umsorgt und behütet und unablässig bewacht. Was hoffte die spanische Witwe zu erreichen, wenn sie ihm Bücher schickte, ihm Spanisch beibrachte, über seine Aussprache lachte und ihm bei der Quintana zusah, als sei er ihr Ritter?
Nichts Gutes würde daraus erwachsen. Solche Avancen waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Königinmutter erlaubte keinem Menschen Vertraulichkeiten mit Harry, und so sorgte sie dafür, dass Catalinas Besuche bei Hofe kurz und selten waren.
Der König selbst zeigte sich liebenswürdiger, wenn er seine Schwiegertochter sah, aber Catalina hatte das Gefühl, dass er sie stets musterte wie einen geraubten Schatz. In seiner Gegenwart kam sie sich immer wie eine Trophäe vor und nicht wie
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