Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
eine junge Frau von siebzehn Jahren.
Wenn Catalina sich überwunden hätte, zu ihrer Schwiegermutter oder dem König über Arthur zu sprechen, dann wären diese vielleicht auf sie zugekommen, um ihren Schmerz zu teilen. Aber sie konnte seinen Namen nicht missbrauchen, um Vorteile für sich herauszuschlagen. Selbst jetzt noch, ein Jahr nach Arthurs Tod, konnte sie nicht an ihn denken, ohne eine solche Enge in der Brust zu verspüren, dass sie fürchtete, sie würde ihr den Atem nehmen. Immer noch konnte sie seinen Namen nicht laut aussprechen. Und deshalb konnte sie ihre Trauer nicht ausspielen, um sich Vorteile bei Hofe zu sichern.
»Aber was wird nun geschehen?«, nahm Doña Elvira den Faden wieder auf.
Catalina wandte den Kopf ab. »Ich weiß es nicht.«
»Wenn die Königin einen Sohn bekommt, wird uns der König vielleicht nach Spanien schicken.«
Catalina nickte. »Das mag sein.«
Die Duenna kannte ihren Schützling gut genug, um Catalinas schweigende Entschlossenheit zu deuten. »Das Problem ist nur, dass Ihr immer noch nicht gehen wollt«, flüsterte sie. »Mag sein, dass der König Euch als genehme Geisel behält, um die restliche Mitgift zu bekommen, mag sein, dass Eure Eltern nicht auf Eurer Rückkehr bestehen - aber wenn Ihr es unbedingt wolltet, dann könntet Ihr heimkehren. Ihr aber glaubt immer noch, Ihr könntet sie dazu bringen, Euch mit Harry zu vermählen - aber wenn dies geschehen sollte, wäret Ihr längst mit ihm verlobt. Ihr müsst dieses Vorhaben aufgeben, Prinzessin. Wir sind nun schon ein Jahr hier, und es hat sich immer noch nichts getan. Ihr werdet uns hier in einer Falle gefangen halten, während Eure Pläne scheitern.«
Catalinas sandfarbene Wimpern senkten sich wie ein Schleier über ihre Augen. »Oh nein«, sagte sie. »Das glaube ich nicht.«
In diesem Augenblick erscholl lautes Klopfen an der Tür. »Dringende Nachricht für die Prinzessinwitwe von Wales!«, rief eine Stimme.
Catalina ließ ihre Stickarbeit fallen und erhob sich. Auch ihre Damen sprangen auf. Es geschah so selten etwas in der Abgeschiedenheit von Durham House, dass alle in Verwirrung gerieten.
»Nun, lasst den Boten herein!«, rief Catalina.
Maria de Salinas riss die Tür auf, und herein stürmte einer der königlichen Kammerherrn und kniete vor der Prinzessin nieder. »Ernste Nachrichten«, sagte er. »Ein Sohn, ein Prinz, ist der Königin geboren worden und bald darauf gestorben. Auch Ihre Gnaden die Königin ist gestorben. Gott stehe Seiner Gnaden in seiner königlichen Trauer bei.«
»Was?«, stieß Doña Elvira hervor, ganz überwältigt von der Fülle an Neuigkeiten.
»Gott schütze ihre Seele«, erwiderte Catalina geziemend. »Gott erhalte den König.«
***
»Vater im Himmel, nimm deine Tochter Elizabeth in deine Obhut. Du musst sie lieben, denn sie war eine Frau von großer Güte und Anmut.«
Ich höre auf zu beten und erhebe mich von meinem Betstuhl. Ich glaube, das Leben dieser Königin, das so tragisch endete, war ein trauriges Leben. Wenn Arthurs Fassung des Skandals stimmt, dann stand sie kurz davor, König Richard zu ehelichen, auch wenn dieser ein verabscheuungswürdiger Tyrann war. Sie hatte ihn heiraten und Königin werden wollen. Aber dann zwangen ihre Mutter, die Königinmutter und der Sieg bei Bosworth sie dazu, König Heinrich zu nehmen. Sie war dazu geboren, Königin von England zu werden, und hat am Ende den Mann geheiratet, der ihr den Thron geben konnte.
Hätte ich es geschafft, ihr von meinem Versprechen zu erzählen, dann hätte sie gewusst, welcher Schmerz mich jedes Mal wie Eis durchbohrt, wenn ich an Arthur denke. Sie hätte von meinem Versprechen erfahren, Harry zu heiraten. Sie hätte vielleicht verstanden, dass eine Frau, die zur Königin von England geboren wurde, Königin werden muss - wen sie zum Manne nimmt, ist dann nicht mehr von größtem Belang.
Ohne ihre sanfte Anwesenheit bei Hofe habe ich das Gefühl, mit größeren Risiken zu leben, weiter denn je von meinem Ziel entfernt zu sein. Königin Elizabeth war freundlich und liebevoll zu mir. Ich wartete mein Trauerjahr ab und vertraute darauf, dass sie eine Ehe mit Harry einfädeln werde. Ich baute darauf, dass sie ebenfalls einen Mann geheiratet hatte, der ihr gleichgültig war, und ihm dennoch eine gute Ehefrau war.
Nun aber wird der Hof von der Königinmutter beherrscht, einer Furcht erregenden Frau, die niemandem verpflichtet ist außer ihren eigenen Zielen, und die keine Zuneigung zu irgendeinem
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