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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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werdet bald merken, dass meine Mutter ihre Sphäre ebenso beherrscht wie ich die meine«, entgegnete der König, immer noch kichernd ob der Vorstellung, dass dieses Kind die Zukunft seines Hofes in die Hände nehmen wollte. »Sie wird Euch wie einer Tochter Anweisungen erteilen, und Ihr werdet gehorchen. Gebt Euch darüber keiner Täuschung hin, Catalina! Wenn Ihr an meinem Hofe lebt, habt Ihr mir zu gehorchen, und in den Gemächern meiner Mutter habt Ihr dieser zu gehorchen. Ihr werdet die Königin von England und bekommt die Krone, so viel ist gewiss. Aber Ihr werdet auch meine Frau sein, und ich lege stets Wert darauf, eine gehorsame Frau an meiner Seite zu haben.«
    Heinrich hielt inne. Er wollte sie nicht abschrecken, doch stärker noch als sein Begehren nach ihr war sein Beharren, das Reich, für das er so hart gekämpft hatte, unter seiner Herrschaft zu behalten. »Ich bin kein Kind mehr wie Arthur«, fuhr er in ruhigerem Tone fort. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sein sanfter Sohn dieser willensstarken jungen Frau alle möglichen Dinge versprochen hatte. »Ihr werdet nicht an meiner Seite herrschen. Ihr werdet für mich eine Kindsbraut sein. Ich werde Euch lieben und Euch glücklich machen. Ich tue, was in meiner Macht steht, damit Ihr froh sein sollt, mich zum Manne genommen zu haben. Ich werde sanft mit Euch sein. Ich bin großzügig. Ich gebe Euch alles, was Ihr wollt. Aber ich werde Euch nicht zur Herrscherin machen. Selbst nach meinem Tode sollt Ihr mein Land nicht regieren.«
 
***
 
    In dieser Nacht träumte mir, ich sei die Königin mit einem Zepter in der einen Hand und einem Reichsapfel in der anderen. Auf meinem Kopfe saß die Krone. Ich hob das Zepter und merkte, dass es sich verwandelt hatte: Es war nun ein Zweig geworden, ein Blütenstängel, es war wertlos. In meiner anderen Hand hielt ich nicht länger den schweren Reichsapfel, sondern Rosenblätter. Ich roch ihren Duft. Ich tastete nach meiner Krone, doch auf meinem Kopf saß lediglich ein aus Blumen geflochtener Kranz. Dann schmolz der Thron unter mir fort, und ich saß im Sultansgarten der Alhambra, und meine Schwestern flochten Blütenkränze aus Gänseblümchen, die wir uns gegenseitig aufsetzten.
    »Wo ist die Königin von England?«, rief eine Stimme von der Terrasse herauf.
    Ich erhob mich von der Wiese voller Kamillenblüten und roch deren bittersüßen Duft, während ich versuchte, am Brunnen vorbei zum Torbogen am Ende des Gartens zu laufen. »Hier bin ich!«, rief ich, doch das plätschernde Wasser im Marmorbecken übertönte meine Stimme.
    »Wo ist die Königin von England?«, vernahm ich nun viele Stimmen.
    »Hier bin ich!«, rief ich, doch niemand hörte mich.
    »Wo ist Königin Katharina von England?«
    »Hier! Hier! Hier!«
 
***
 
    Der Gesandte, der bei Tagesanbruch nach Durham House bestellt worden war, hielt es nicht für nötig, vor neun Uhr zu erscheinen. Catalina wartete bereits in ihren Privatgemächern auf ihn, in Gesellschaft von Doña Elvira.
    »Ich habe schon vor Stunden nach Euch schicken lassen«, sagte die Prinzessin ärgerlich.
    »Ich hatte Angelegenheiten für Euren Vater zu erledigen und konnte nicht früher kommen«, rechtfertigte sich de Puebla geschmeidig, wobei er die Zornesmiene der Prinzessin geflissentlich übersah. »Weshalb habt Ihr mich rufen lassen?«
    »Ich sprach gestern mit dem König, und er hat mir noch einmal einen Antrag gemacht«, verkündete Catalina, nicht ohne Stolz.
    »Tatsächlich?«
    »Aber dann sagte er, ich müsse am Hofe in den Gemächern seiner Mutter wohnen.«
    »Oh.« Der Gesandte nickte verständnisvoll.
    »Und er sagte ferner, dass meine Söhne in der Thronfolge erst nach Prinz Harry kämen.«
    Wieder nickte der Gesandte.
    »Können wir ihn nicht überreden, dass er Prinz Harry übergeht? Können wir nicht einen Ehevertrag aufsetzen, in dem der Prinz zugunsten meines Sohnes zurückgesetzt wird?«
    Der Gesandte schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
    »Ein Mann kann doch selbst bestimmen, wer sein Nachfolger wird!«
    »Nein. Nicht, wenn ein König erst vor so kurzer Zeit zu seinem Thron gekommen ist. Nicht, wenn es sich um einen englischen König handelt. Und selbst wenn er es könnte, würde er es nicht tun.«
    Wütend sprang Catalina auf und stolzierte zum Fenster. »Mein Sohn wird der Enkel der spanischen Könige sein!«, rief sie. »Abkömmling eines jahrhundertealten Geschlechts! Prinz Harry dagegen ist lediglich Sohn der Elizabeth von York und ein

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