Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
ich wirklich von deiner Hand gesegnet bin, wenn ich von dir erwählt wurde, warum fühle ich mich dann so schrecklich einsam?
***
Botschafter de Puebla sah sich in der unbehaglichen Lage, einem der mächtigsten und reizbarsten Könige der Christenheit schlechte Nachrichten überbringen zu müssen. Zu seiner Unterstützung hatte er verbindliche Absagebriefe der spanischen Majestäten dabei, Catalinas Entschlossenheit, Prinzessin von Wales zu werden, und seinen eigenen schwindenden Mut, dessen Reste er für diese beschämende Unterredung zusammengekratzt hatte.
Der König hatte gesagt, er werde den Botschafter im Stallhof von Whitehall treffen, wo er eine Lieferung Berberpferde begutachten wollte, die er zur Auffrischung der englischen Zucht gekauft hatte. De Puebla gedachte, eine elegante Anspielung auf fremdes Blut zu machen, welches das heimische auffrische, sowie auf eine Zucht, die am besten mithilfe junger Tiere gedeihe ... doch als er Heinrichs finsteres Gesicht gewahrte, erkannte er, dass es aus seiner prekären Lage keinen einfachen Ausweg geben würde.
»Euer Gnaden«, grüßte er mit tiefer Verbeugung.
»Botschafter«, sagte der König kurz angebunden.
»Ich habe hier die Antwort der spanischen Majestäten auf Euren höchst schmeichelhaften Antrag - doch vielleicht sollte ich Euch zu passenderer Gelegenheit aufsuchen?«
»Hier ist Zeit und Gelegenheit genug. Ich kann schon anhand Eurer Leisetreterei erkennen, wie die Antwort Ihrer Majestäten lautet.«
»Die Wahrheit ist ...« De Puebla bereitete sich darauf vor zu lügen. »Sie wollen, dass ihre Tochter heimkehrt, und können eine Heirat mit Euch nicht in Betracht ziehen. Besonders die Königin lehnt dies mit aller Entschiedenheit ab.«
»Und warum?«, wollte der König wissen.
»Weil sie ihre Tochter, ihre jüngste, liebste Tochter, mit einem Fürsten ihres eigenen Alters vermählen will. Es ist so eine Frauenlaune ...« Der Diplomat machte eine Geste, die seine Zweifel ausdrücken sollte. »Nur eine Frauenlaune. Aber den mütterlichen Wunsch gilt es zu respektieren, nicht wahr? Was meinen Euer Gnaden?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte der König wenig hilfreich. »Was aber sagt die Prinzessinwitwe selbst dazu? Ich dachte, wir hätten uns geeinigt. Soll sie ihrer Mutter doch selbst erzählen, was ihr lieber ist.« Während er dies sagte, ruhten seine Augen auf einem Araberhengst, der mit stolz erhobenem Kopf um den Hof tänzelte. Die Ohren des edlen Rosses zuckten vor und zurück, es hatte den Schweif hoch erhoben und den Hals stolz gebogen. »Ich nehme doch an, dass sie für sich selbst sprechen kann?«
»Sie sagt, sie wird Euch wie immer gehorchen, Euer Gnaden«, sagte de Puebla diplomatisch.
»Aber?«
»Aber sie muss ihrer Mutter gehorchen.« Er schrak vor dem zornigen Blick des Königs zurück. »Sie ist eben ein gutes Kind, Euer Gnaden. Sie ist ihrer Mutter stets gehorsam gewesen.«
»Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht, und sie hat angedeutet, dass sie annimmt.«
»Sie würde niemals einen König wie Eure Majestät zurückweisen. Wie könnte sie? Aber wenn ihre Eltern nicht einverstanden sind, werden sie nicht um päpstlichen Dispens ersuchen. Und ohne Dispens ist diese Ehe nicht zu schließen.«
»Wie ich gehört habe, wurde ihre Ehe nicht vollzogen. Wir brauchen vermutlich nicht einmal einen Dispens. Dieser wäre nur eine Höflichkeit, eine Formalität.«
»Wir alle wissen, dass die Ehe nicht vollzogen wurde«, beeilte sich de Puebla zu versichern. »Die Prinzessin ist immer noch Jungfrau und bereit zur Ehe. Dennoch muss der Papst einen Dispens erteilen. Und wenn Ihre Majestäten von Spanien nicht darum ersuchen, was sollte man dann in dieser Sache tun?«
Der König richtete seinen dunklen, finsteren Blick auf den Gesandten. »Ich weiß es nicht, noch nicht. Ich dachte, ich wüsste es. Doch jetzt bin ich verwirrt. Sagt Ihr es mir: Wer kann in dieser Sache etwas tun?«
Der Gesandte erinnerte sich des beständigen Mutes seines Volkes, der Juden, der ihm schon in vielen gefährlichen Lagen ein Trost gewesen war. Wie schlimm es auch kam, Angehörige seines Volkes überlebten stets, irgendwie.
»Niemand kann etwas tun«, gestand er. Er versuchte ein mitfühlendes Lächeln und merkte, dass es hämisch wirkte. Sogleich verlieh er seiner Miene wieder den angemessenen Ernst. »Wenn die spanische Königin nicht um päpstlichen Dispens ersuchen will, dann kann niemand etwas tun. Und sie ist unerschütterlich.«
»Ich bin keines
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