Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
zwischen England und Spanien besiegeln wird.
Niemand wird je erfahren, dass ich die Gelassenheit, die Selbstsicherheit, die Anmut vortäusche. Natürlich habe ich Angst. Aber ich werde sie niemals, niemals zeigen. Und wenn sie meinen Namen ausrufen, werde ich stets vortreten.
***
Nachdem er sich gewaschen und vor dem Mahl ein paar Gläser Wein getrunken hatte, zeigte sich der König der jungen Prinzessin gegenüber äußerst umgänglich und entschlossen, die erste Begegnung zu vergessen. Einoder zweimal ertappte sie ihn dabei, wie er sie von der Seite ansah, als wolle er sie einschätzen, und da wandte sie sich ihm ganz zu, die eine helle Braue leicht erhoben, als wollte sie etwas fragen.
»Ja?«, sagte er.
»Ich bitte um Vergebung«, sagte die Prinzessin schlicht. »Ich dachte, Euer Gnaden benötigten etwas. Ihr schautet mich so an.«
»Ich dachte gerade, dass Ihr Eurem Porträt nicht ähnlich seht«, erklärte er.
Catalina errötete ein wenig. Porträts dienten vornehmlich dazu, dem Modell zu schmeicheln, und wenn das Modell zudem eine Königstochter war, die auf dem Heiratsmarkt feilgeboten wurde, war es noch viel wichtiger.
»Denn Ihr seht besser aus«, gab Heinrich widerwillig zu, um sie zu beruhigen. »Jünger, weicher und hübscher.«
Doch die Prinzessin brachte für das Lob keine Begeisterung auf, wie er erwartet hatte. Sie nickte nur, als hätte er eine interessante Bemerkung gemacht.
»Ihr habt eine schlimme Reise hinter Euch«, fuhr der König fort.
»Eine sehr schlimme«, bestätigte die Infantin. Sie wandte sich an den Prinzen. »Als wir im Begriff waren, von La Coruña abzulegen, erhoben sich schwere Stürme, und wir mussten warten. Als wir dann endlich Segel setzten, war die See immer noch sehr rau, und wir wurden nach Plymouth abgetrieben. Es war überhaupt nicht möglich, Southampton zu erreichen! Wir waren überzeugt, dass wir ertrinken müssten.«
»Nun, über Land hättet Ihr ja schwerlich kommen können«, erklärte Heinrich rundweg, der an die prekäre Lage Frankreichs und die Feindschaft des französischen Königs dachte. »Ihr wäret für den König eine dermaßen kostbare Geisel gewesen, dass er Euch ohne Zögern hätte entführen lassen. Gott sei Dank seid Ihr nicht in die Hände des Feindes gefallen.«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Gott gebe, dass dies auch in Zukunft nicht geschehe.«
»Nun, das Ungemach einer Seereise wird Euch nicht erneut befallen«, schloss Heinrich. »Das nächste Schiff, das Ihr betretet, wird die königliche Barke sein, die Euch über die Themse bringt. Wie würde es Euch gefallen, Prinzessin von Wales zu werden?«
»Ich bin Prinzessin von Wales, seit ich drei Jahre alt war«, berichtigte sie. »Sie haben mich stets Catalina, die Infantin, Prinzessin von Wales, genannt. Ich wusste, dass dies mein Schicksal ist.« Sie schaute Arthur an, der immer noch still und beobachtend dabeisaß. »Ich wusste mein ganzes Leben lang, dass wir heiraten würden. Es war sehr freundlich von Euch, mir so oft zu schreiben. Das gab mir das Gefühl, dass wir einander nicht vollkommen fremd sind.«
Der Prinz errötete. »Man befahl mir zu schreiben«, sagte er beklommen. »Es gehörte zu meinem Schulunterricht. Aber Eure Antwortbriefe haben mir sehr gefallen.«
»Meine Güte, Junge, du bist nicht gerade brillant, was?«, sagte sein Vater beißend.
Arthur errötete bis über beide Ohren.
»Du musstest ihr nicht sagen, dass du auf Befehl geschrieben hast«, kanzelte ihn der Vater ab. »Es wäre besser, sie dächte, du hättest aus eigenem Antrieb geschrieben.«
»Das macht nichts«, sagte Catalina ruhig. »Auch mir wurde befohlen, Antworten zu verfassen. Und was mich betrifft, so würde ich es stets vorziehen, wenn wir einander die Wahrheit sagen.«
Der König stieß ein bellendes Lachen aus. »Aber schon in einem Jahr nicht mehr!«, prophezeite er. »Dann werdet auch Ihr den Vorzug der höflichen Lüge zu schätzen wissen. Der große Segen einer Ehe ist das gegenseitige Nichtwissen.«
Arthur nickte gehorsam, aber Catalina lächelte nur, als wären Heinrichs Einsichten zwar von Interesse, aber nicht notwendigerweise wahr. Er spürte einen Groll auf das Mädchen, dessen Aussehen ihn jedoch immer noch erregte.
»Ich würde behaupten, auch Euer Vater teilt Eurer Mutter nicht jeden Gedanken mit, der ihm in den Sinn kommt«, fügte er hinzu, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.
Damit hatte er Erfolg. Lange schaute sie ihn aus blauen Augen abwägend an.
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