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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ist! Er ist so schlank und schön, er sieht aus wie ein Page aus den alten Ritterromanen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er die ganze Nacht über den Büchern brütet oder unter einem Burgfenster singt. Er hat blasse, fast silberhelle Haut, er hat feines goldenes Haar, und doch ist er größer als ich und schlank - aber gleichzeitig stark, so wie es einem Jungen auf der Schwelle zum Mannsein wohl ansteht.
    Er lächelt selten und zaghaft, doch wenn sein Lächeln erblüht, dann strahlt er. Und er ist gütig. Das ist viel wert bei einem Ehemann. Er war gütig, als er das Weinglas nahm, er sah, dass ich zitterte, und versuchte, mir zu helfen.
    Ich frage mich, wie er mich findet? Ich möchte ja so gern wissen, wie er mich findet!
 
***
 
    Wie der König gesagt hatte, preschte er am nächsten Morgen in Begleitung seines Sohnes nach Windsor, während Catalinas Zug, bestehend aus der Prinzessin in ihrer Maultiersänfte, großen Reisetruhen mit ihrer Aussteuer, den Hofdamen, der spanischen Dienerschaft und der Leibwache, sich in weitaus gemächlicherem Tempo über die schlammigen Straßen nach London quälte.
    Es war der Infantin nicht erlaubt, den Prinzen vor dem Hochzeitstag wiederzusehen, doch im Städtchen Kingston-upon-Thames machte ihr Zug halt, um den wichtigsten Mann des Reiches, den jungen Edward Stafford, Herzog von Buckingham, zu begrüßen, sowie Henry, Herzog von York, den Zweitgeborenen des Königs. Die beiden sollten der Prinzessin das Geleit zum Lambeth-Palast geben.
    »Ich steige aus«, bestimmte Catalina. Rasch kletterte sie aus der Sänfte und schritt an den Maultieren vorbei. Sie wollte einem neuerlichen Disput mit ihrer Duenna über junge Damen, die vor der Hochzeit junge Männer trafen, zuvorkommen. »Kein Wort jetzt, Doña Elvira! Der Junge ist ein Kind von zehn Jahren. Das ist nicht schlimm. Nicht einmal meine Mutter hätte etwas dagegen einzuwenden.«
    »Zieht wenigstens den Schleier vor das Gesicht!«, bat die Frau. »Der Herzog von Buck ... Buck ... wie auch immer er heißt, erwartet Euch ebenfalls dort. Wenn Ihr vor ihn tretet, müsst Ihr den Schleier tragen, um Euren Ruf zu schützen, Infantin.«
    »Buckingham«, berichtigte Catalina. »Der Herzog von Buckingham. Und nennt mich Prinzessin von Wales. Übrigens wisst Ihr ganz genau, dass ich den Schleier nicht tragen kann, denn er hat bestimmt Befehl, mich genauestens zu mustern. Ihr wisst ja, was meine Mutter gesagt hat: Buckingham ist das Mündel der Königinmutter, dem sein Erbe wieder zuerkannt wurde. Wir müssen ihm größten Respekt bezeugen.«
    Die ältere Frau schüttelte unmutig den Kopf, Catalina aber schritt mit unbedecktem Gesicht voran, wobei der eigene Wagemut sie zugleich ängstlich und vermessen machte. Sie sah, dass die Mannen des Herzogs auf der Dorfstraße Aufstellung bezogen hatten. An der Spitze der Abteilung stand ein Junge. Er hatte den Helm abgenommen, und sein Haar schimmerte in der Sonne.
    Ihr erster Gedanke war, dass er seinem Bruder so gar nicht ähnelte. Im Gegensatz zu Arthur, der blond und schlank und ernst war, blasshäutig und braunäugig, wirkte dieser Junge geradezu strahlend und so, als habe er noch niemals im Leben einen ernsten Gedanken gehabt. Er schlug nicht dem hageren Vater nach, sondern hatte ein rundes Gesicht mit kindlich plumpen Wangen. Sein Lächeln war arglos und freundlich, und seine blauen Augen leuchteten, als gäbe es auf der Welt nur Schönes und Angenehmes zu sehen.
    »Schwester!«, begrüßte er die Infantin voller Freude, sprang vom Pferd und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Bruder Henry«, sagte Catalina und machte einen wohl bemessenen Knicks, da er nur der Zweitgeborene des englischen Königshauses war, sie aber die Infantin von Spanien.
    »Ich freue mich so, Eure Bekanntschaft zu machen«, fuhr er in raschem Latein mit starkem englischem Akzent fort. »Ich hoffte so sehr, Seine Majestät würde mir erlauben, Euch kennenzulernen, bevor ich Euch an Eurem Hochzeitstag nach London begleite. Es wäre doch peinlich gewesen, Euch in der Kirche meinem Bruder zu übergeben, wenn wir uns nicht einmal gesprochen hätten. Und nennt mich doch bitte Harry! Alle nennen mich Harry.«
    »Auch ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Bruder Harry«, sagte Catalina höflich, ein wenig verlegen ob des enthusiastischen Empfangs.
    »Ihr freut Euch? Ihr solltet vor Freude tanzen!«, rief der Junge lebhaft. »Denn Vater hat gesagt, ich dürfte Euch ein Pferd bringen, das eines Eurer Hochzeitsgeschenke

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