Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Schlammspritzern im bleichen, faltigen Gesicht bis hinunter zu den staubigen Stiefeln. Diese Engländer waren ein erstaunlich schmutziges Volk, nicht einmal ein Palast wie dieser verfügte über einen ansprechenden Hamam oder fließendes Wasser. »Oder vielleicht mögt Ihr Euch nicht waschen?«
    Der König stieß ein raues Kichern aus. »Ihr könnt mir einen Krug Bier bringen lassen und frische Kleider und heißes Wasser in das beste Schlafzimmer, dann werde ich mich vor dem Essen umziehen.« Er hob eine Hand. »Das tue ich nicht Euch zu Ehren. Ich wasche mich stets vor dem Essen.«
    Arthur bemerkte, dass die Infantin sich auf die Lippe biss, als nähme sie von einer sarkastischen Erwiderung Abstand. »Ja, Euer Gnaden«, sagte sie bereitwillig. »Wie Ihr wünscht.« Sie winkte ihre Hofdame herbei und erteilte ihr in raschem Spanisch Anweisungen. Die Frau knickste und führte den König hinaus.
    Dann wandte sich die Prinzessin an Prinz Arthur.
    »Et tu?«, fragte sie auf Latein.
    »Ich? Was?«, stammelte er.
    Er hatte das Gefühl, dass sie einen Seufzer der Ungeduld unterdrückte.
    »Möchtet Ihr Euch waschen und Euren Mantel ablegen?«
    »Ich habe mich schon gewaschen«, erwiderte Arthur. Sobald die Worte aus seinem Mund gekommen waren, hätte er sich die Zunge abbeißen mögen. Er hörte sich an wie ein Kind, das von seiner Kinderfrau gescholten wird, fand er. »Ich habe mich schon gewaschen.« Ach ja? Und was wollte er als Nächstes tun? Ihr etwa seine Handflächen hinhalten, damit sie sich überzeugen konnte, dass er ein braver Junge war?
    »Möchtet Ihr dann vielleicht ein Glas Wein? Oder Bier?«
    Catalina wandte sich dem Tischchen zu, das von den Dienern eilends mit Bechern und Flaschen eingedeckt wurde.
    »Wein.«
    Sie nahm Glas und Flasche zur Hand, und die beiden Gefäße klirrten aneinander. Erstaunt sah er, dass ihre Hände zitterten.
    Rasch schenkte sie Wein ein und reichte ihm das Glas. Sein Blick wanderte von ihrer Hand und der leicht schwankenden Flüssigkeit zu ihrem blassen Gesicht.
    Sie machte sich gar nicht lustig über ihn, erkannte er plötzlich. Sie fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Seines Vaters Grobheit hatte ihren Stolz angestachelt und ihren Kampfgeist herausgefordert, doch nun, allein mit ihm, war sie lediglich ein junges Mädchen, vielleicht ein paar Monate älter als er, aber dennoch ein Mädchen. Die Tochter der beiden gewaltigsten Herrscher Europas - und dennoch nur ein junges Mädchen, dem die Hände zitterten.
    »Ihr müsst keine Angst haben«, sagte Arthur sanft. »Mir tut dies alles sehr leid.«
    Er meinte: Euer gescheiterter Versuch, dieser Begegnung auszuweichen; die schroffe Formlosigkeit meines Vaters; meine Unfähigkeit, ihm Einhalt zu gebieten oder sie abzumildern; und - endlich und vor allem - das Elend, welches diese ganze Angelegenheit für Euch bedeuten muss: dass Ihr fern der Heimat unter Fremden Euren Bräutigam kennenlernt und unter Protest aus dem Bett gezerrt wurdet.
    Die Infantin hatte die Augen niedergeschlagen. Der Prinz bewunderte die makellose Blässe ihrer Haut, ihre hellen Wimpern und blassen Brauen.
    Dann schaute sie wieder zu ihm auf. »Es macht nichts«, sagte sie. »Ich habe Schlimmeres erlebt als dies, ich bin an furchtbaren Orten gewesen und habe schlechtere Menschen als Euren Vater gesehen. Ihr braucht mich nicht zu trösten. Ich fürchte mich vor gar nichts.«
 
***
 
    Niemand wird je erfahren, was mein Lächeln mich kostete, was es mich kostete, vor Eurem Vater zu stehen und nicht zu zittern. Ich bin noch nicht einmal sechzehn Jahre, meine Mutter ist weit fort, ich bin in einem fremden Land, ich beherrsche die Sprache nicht und kenne niemanden. Ich habe hier keine Freunde außer meinen Begleitern und Dienern aus Spanien, und diese erwarten, dass ich sie beschütze, während sie überhaupt nicht auf den Gedanken kommen.
    Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich muss für die Engländer eine spanische Prinzessin sein und für die Spanier eine englische Prinzessin. Ich muss heiter und gelassen erscheinen, wenn ich es nicht bin, und Selbstvertrauen vortäuschen, wenn ich vor Angst vergehe. Ihr mögt zwar mein Ehemann werden, aber noch sehe ich Euch kaum, ich habe noch kein Gefühl für Euch. Ich hatte noch keine Zeit, über Euch nachzudenken, ich bin vollauf damit beschäftigt, die Prinzessin zu sein, die Euer Vater gekauft hat, die Prinzessin, welche meine Mutter übergeben hat. Ich bin die Prinzessin, die den Handel perfekt machen und das Bündnis

Weitere Kostenlose Bücher