Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Euch in der Sänfte tragen lassen. Geht jeden Tag ein Stück spazieren, schwimmt, wenn Ihr Gelegenheit dazu habt. Ein Kind wird ungefähr zwei Wochen nach dem Ende der Regel empfangen. Um diese Zeit müsst Ihr viel ruhen und auch viel bei Eurem Manne liegen. Versucht, bei einer Mahlzeit nur mäßig zu essen und trinkt so wenig von ihrem verfluchten Dünnbier wie möglich.«
Katharina schmunzelte, als sie sich selbst bestätigt sah. »Kennt Ihr Spanien?«
»Ich wurde dort geboren. Meine Eltern flohen aus Malaga, als Eure Mutter die Inquisition dorthin brachte, weil sie fürchteten, sie würden zu Tode gefoltert werden.«
»Das tut mir leid«, sagte die Königin verlegen.
»Wir werden zurückkehren, so steht es geschrieben«, sagte Yusuf zuversichtlich.
»Ich sollte Euch warnen, dass Ihr mitnichten zurückkommen werdet.«
»Ich weiß, dass es eines Tages geschieht. Ich habe die Prophezeiung selbst gesehen.«
Sie schwiegen bedrückt.
»Soll ich Euch nun Rat erteilen? Oder soll ich sofort gehen?«, fragte er, als sei es ihm gleichgültig.
»Ratet mir«, sagte Katharina. »Danach kann ich Euch entlohnen, und Ihr könnt gehen. Wir wurden geboren, um Feinde zu sein. Ich hätte Euch nicht holen lassen sollen.«
»Wir sind beide Spanier, wir lieben unsere Heimat. Wir dienen unserem Gott. Vielleicht wurden wir geboren, um Freunde zu sein.«
Katharina musste sich zurückhalten, um ihm nicht die Hand zu reichen. »Vielleicht«, sagte sie ruppig und wandte den Kopf ab. »Aber ich wurde dazu erzogen, Euer Volk und Euren Glauben zu hassen.«
»Ich wurde dazu erzogen, niemanden zu hassen«, entgegnete der Maure sanft. »Vielleicht wäre dies die wichtigste Lehre, die Ihr von mir empfangen könntet.«
»Lehrt mich nur, wie ich einen Sohn empfangen kann«, wiederholte sie.
»Schön. Trinkt nur abgekochtes Wasser, esst so viel frisches Obst und Gemüse, wie Ihr bekommen könnt. Kennt Ihr Salatgemüse in diesem Land?«
***
Für einen Moment bin ich wieder im Garten von Burg Ludlow und fühle seine leuchtenden Augen auf mir ruhen.
»Acetarii?«
»Ja. Salat.«
»Was genau ist das?«
***
Er sah, wie das Gesicht der Königin aufleuchtete.
»Woran denkt Ihr?«
»An meinen ersten Gemahl. Er schlug vor, ich könnte spanische Gärtner kommen lassen, die Salat zu pflanzen verstünden. Aber ich habe es nie getan.«
»Ich habe Samen«, sagte der Maure unvermittelt. »Ich kann Euch einige Samen geben, dann könnt Ihr die Gemüse anpflanzen, die Ihr braucht.«
»Ihr habt welche?«
»Ja.«
»Würdet Ihr sie mir geben ... würdet Ihr sie mir verkaufen?«
»Ja. Ich schenke sie Euch.«
Einen Moment lang schwieg Katharina, betroffen von seiner Großzügigkeit. »Ihr seid sehr freundlich«, brachte sie schließlich heraus.
Der Maure lächelte. »Wir sind beide Spanier und fern der Heimat. Wiegt das nicht schwerer als die Tatsache, dass ich schwarz bin und Ihr weiß? Dass ich zu meinem Gott bete, indem ich nach Mekka schaue, und Ihr zu Eurem, indem Ihr nach Westen blickt?«
»Ich bin ein Kind des einzig wahren Glaubens, und Ihr seid ein Ungläubiger«, beharrte sie, aber mit weniger Überzeugung als je zuvor in ihrem Leben.
»Wir sind beide gläubige Menschen«, entgegnete Yusuf ruhig. »Unsere Feinde sollten die Menschen sein, die keinen Glauben haben, die weder an Gott noch an andere Götter glauben, nicht einmal an sich selbst. Wir sollten einen Kreuzzug gegen jene Völker führen, welche Grausamkeit in die Welt bringen, nur weil sie die Macht dazu besitzen. Es gibt genug Sünde und Schlechtigkeit zu bekämpfen, man muss nicht die Waffen gegen Menschen richten, die an einen versöhnlichen Gott glauben und versuchen, ein gutes und gottesfürchtiges Leben zu führen.«
Katharina stellte fest, dass sie darauf keine Antwort wusste. Auf der einen Seite standen die Lehren ihrer Mutter, auf der anderen die schlichte Güte dieses maurischen Mannes. »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich, und es war, als müsse sie sich mit Worten befreien. »Ich weiß es nicht. Ich möchte diese Frage Gott vorlegen. Ich würde um seinen Rat bitten. Ich maße mir nicht an, es zu wissen.«
»So beginnt wahre Weisheit«, stimmte er leise zu. »Dessen immerhin bin ich mir sicher. Zu wissen, dass man nicht weiß, bedeutet, dass man bescheiden fragt, statt hochmütig zu urteilen. Dies ist der Beginn der Weisheit. Wichtig ist nun, dass ich nach Hause eile und Euch eine Liste der Dinge aufschreibe, die Ihr nicht essen dürft, und dass
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