Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Dieser große, verwöhnte Maure, der sich in einen Badzuber quetscht, weil er sein tägliches Bad gewöhnt ist, selbst wenn es nur lauwarm oder gar kalt ist ... Danach pflegt er dann zu ruhen, raucht seine Wasserpfeife und schlürft starken, gesüßten Pfefferminztee.
Dieses Bild erinnert mich wieder an mein Entsetzen, als ich nach England kam und entdeckte, dass sie nur höchst selten baden und sich vor den Mahlzeiten nur eben die Fingerspitzen waschen. Ich glaube, dieser maurische Arzt hat es besser gemacht als ich, er hat seine heimischen Gewohnheiten mitgenommen, er hat sich da, wo er ist, Heimat geschaffen. Ich jedoch war so darauf versessen, Königin Katharina von England zu werden, dass ich die spanische Catalina aufgegeben habe.
***
Im Schutz der Dunkelheit wurde der Maure zu Katharina in die Wöchnerinnenkammer gebracht. Bevor er kam, schickte sie ihre Damen unter dem Vorwand fort, allein sein zu wollen. Sie saß in einem Sessel am offenen Fenster, und das Erste, was der Arzt sah, war ihre dünne, vom Kerzenschein beleuchtete Silhouette. Sie sah das Mitleid in seinen Augen.
»Kein Kind.«
»Nein«, erwiderte sie kurz. »Morgen verlasse ich das Wöchnerinnengemach.«
»Habt Ihr Schmerzen?«
»Nein, gar nicht.«
»Nun, das ist gut. Blutet Ihr?«
»Ich hatte in der letzten Woche meine normale Regel.«
Der Maure nickte. »Dann habt Ihr möglicherweise eine Krankheit durchgemacht«, überlegte er. »Dennoch könntet ihr wieder ein Kind empfangen. Es besteht kein Grund zu verzweifeln.«
»Ich verzweifle auch nicht«, erklärte sie. »Ich gebe mich niemals der Verzweiflung hin. Sonst hätte ich Euch nicht rufen lassen.«
»Ihr wollt so rasch wie möglich wieder ein Kind empfangen«, vermutete er.
»Ja.«
Der Maure überlegte einen Moment. »Nun, Infantin, da Ihr bereits ein Kind empfangen hattet, selbst wenn es nicht ausgetragen wurde, wissen wir, dass Ihr und Euer Ehemann zeugungsfähig seid. Das ist doch gut.«
»Ja«, erwiderte Katharina überrascht. Die Fehlgeburt hatte ihr so arg zugesetzt, dass sie gar nicht bedacht hatte, dass mit der Empfängnis ihre Fruchtbarkeit bewiesen war. »Aber warum erwähnt Ihr auch die Fähigkeit des Ehemannes?«
Der Maure lächelte. »Man braucht Mann und Frau, um ein Kind zu zeugen.«
»Hier in England sind sie der Meinung, die Fruchtbarkeit sei allein Angelegenheit der Frau.«
»Ja. Aber darin irren sie, wie in so vielem anderen. Jedes Kind ist aus zwei Teilen gemacht: Der Mann schenkt ihm den Lebensatem und die Frau das Fleisch.«
»Sie sagen, wenn das Kind tot geboren wird, dann ist es die Schuld der Frau, möglicherweise deshalb, weil sie eine schwere Sünde begangen hat.«
Der Arzt runzelte die Stirn. »Das ist möglich«, gab er zu. »Jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Immerhin kann auch eine Mörderin Mutter werden. Und warum sollten Tiere, die doch unschuldig sind, Fehlgeburten erleiden? Ich denke, wir werden mit der Zeit noch lernen, dass Fehlgeburten auf hitzige Körpersäfte oder auf Infektionen zurückzuführen sind. Den Frauen hingegen würde ich keine Schuld daran geben, das hat doch keinen Sinn.«
»Sie sagen, wenn eine Frau unfruchtbar ist, dann deshalb, weil ihre Ehe nicht von Gott gesegnet ist.«
»Er ist Euer Gott«, bemerkte er nüchtern. »Warum sollte er eine unglückliche Frau mit seiner Rachsucht verfolgen, nur um etwas zu beweisen?«
Katharina ging nicht darauf ein. »Sie werden mir die Schuld geben, wenn ich kein lebendes Kind zur Welt bringe«, sagte sie beharrlich.
»Ich weiß. Aber die Wahrheit ist doch: Da Ihr ein Kind getragen und verloren habt, besteht guter Grund zu der Annahme, dass Ihr auch ein weiteres empfangen könnt. Es gibt nichts, was dagegen spräche.«
»Aber das nächste Kind muss ich unbedingt austragen!«
»Wenn ich Euch untersuchen dürfte, könnte ich Euch mehr sagen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
Yusuf bedachte sie mit einem belustigten Blick. »Oh, ihr Wilden.«
Katharina tat, als sei sie überaus entrüstet. »Vergesst bitte nicht, wen Ihr vor Euch habt!«
»Dann schickt mich eben fort.«
Sie wurde wieder ernst. »Nein, bleibt«, drängte sie. »Aber eine Untersuchung kommt natürlich nicht in Frage.«
»Dann lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, wie Ihr am besten ein Kind empfangen und austragen könntet«, äußerte der Maure. »Euer Körper muss gekräftigt werden. Reitet Ihr?«
»Ja.«
»Vor der Empfängnis solltet Ihr im Herrensitz reiten, danach solltet Ihr
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