Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Es war reine Zeitverschwendung.«
»Euer Leibarzt ...«
»Was weiß der schon? Er weiß doch nur, was Ihr ihm mitteilt!«
»Er hat mir versichert ...«
»Ärzte wissen überhaupt nichts!«, fauchte Heinrich unversehens. »Immer lassen sie sich von den Weibern beschwatzen, das kennt man doch. Und eine Frau kann behaupten, wonach ihr der Sinn steht: Bekommt sie ein Baby, bekommt sie kein Baby ... Ist sie noch Jungfrau, ist sie keine mehr? Nur eine Frau kann das wissen, wir Männer aber werden stets zum Narren gehalten.«
Katharinas Gedanken rasten. Sie versuchte herauszufinden, was ihn so gekränkt haben mochte und was sie sagen könnte, um ihn zu beruhigen. »Ich habe Eurem Arzt vertraut«, sagte sie. »Er war seiner Sache sicher. Er versicherte mir, ich würde ein Kind erwarten, deshalb habe ich das Wöchnerinnengemach bezogen. Beim nächsten Mal werde ich es besser wissen. Es tut mir wahrhaftig leid, Liebster. Es ist mir ein großer Kummer gewesen.«
»Und ich stehe wie ein Trottel da!«, beschwerte er sich. »Kein Wunder, dass ich ...«
»Dass Ihr was?«
»Nichts«, meinte Heinrich verdrießlich.
***
»Das Wetter ist so angenehm, ich möchte spazieren gehen«, sage ich freundlich zu meinen Damen. »Nur Lady Margaret wird mich begleiten.«
Sie hüllen mich in meinen Umhang und streifen mir die Handschuhe über. Dann gehen wir. Der Weg zum Fluss ist feucht und schlüpfrig. Lady Margaret nimmt meinen Arm. Vorsichtig tasten wir uns die Stufen hinunter. In den Hecken blühen weiße Primeln, und die Sonne scheint. Auf der Themse schwimmen viele weiße Schwäne, die geschickt sämtlichen Barken und Jollen ausweichen. Ich atme tief durch, es tut so gut, aus diesem engen Gemach zu kommen und wieder die warme Sonne auf dem Gesicht zu spüren, dass ich am liebsten schweigen möchte. Aber wir müssen über Lady Anne sprechen.
»Ihr wisst doch sicherlich, was dahintersteckt?«, beginne ich ohne Umschweife.
»Ich habe einiges an Klatsch gehört«, antwortet Lady Margaret. »Doch nichts Bestimmtes.«
»Was hat den König nur so in Zorn versetzt?«, frage ich. »Er ist wütend auf mich, weil ich so lange im Wöchnerinnengemach gewesen bin. Was plagt ihn? Sicherlich doch nicht die Liebelei der kleinen Stafford mit Compton?«
Lady Margarets Gesicht ist ernst. »Der König hängt sehr an William Compton«, sagt sie. »Er könnte es nicht ertragen, wenn sein Freund eine Kränkung erlitte.«
»Diese Sache sieht aber eher so aus, als sei Compton der Urheber einer Kränkung«, entgegne ich. »Denn Lady Anne und ihr Mann sind in ihrer Ehre gekränkt worden. Ich hätte eigentlich gedacht, dass der König auf William böse ist. Lady Anne ist ja kein junges Mädchen mehr, das sich hinter einer Gartenmauer verführen lässt. Wer sich mit ihr einlässt, muss bedenken, dass sie Familie hat. Warum hat der König Compton nicht ermahnt, Lady Anne in Ruhe zu lassen?«
Lady Margaret hebt die Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagt sie. »Keines der Mädchen will es mir offenbaren. Sie hüllen sich in Schweigen, als wäre es eine todernste Sache.«
»Aber warum denn, es war doch kaum mehr als eine dumme Liebelei? Im Überschwang des Frühlings.«
Sie schüttelt den Kopf. »Wirklich, ich weiß es nicht. Man sollte meinen, dass es so war. Doch wenn es nur ein Flirt war, warum ist der Herzog dann so eingeschnappt? Warum hat er mit dem König gestritten? Warum bleiben die Mädchen so ernst, anstatt Anne auszulachen, weil sie sich erwischen ließ?«
»Und noch etwas ...«, setze ich an. »Warum hat der König auch noch für Comptons Balz bezahlt? Denn die Gage für die Sänger, welche Lady Anne ein Ständchen brachten, findet sich unter den Rechnungen des königlichen Haushalts.«
Lady Margret runzelt die Stirn. »Warum Comptons Balz auch noch ermutigen, in der Tat? Der König muss doch gewusst haben, dass der Herzog sehr erzürnt sein würde ...«
»Und Compton bleibt dennoch einer seiner Günstlinge?«
»Sie sind unzertrennlich.«
Nun spreche ich den Gedanken aus, der mir wie ein Eisklumpen im Herzen sitzt. »Man könnte folglich annehmen, dass Compton nur ein Schutzschild ist und dass die Liebelei sich eigentlich zwischen dem König, meinem Ehemann, und Lady Anne abspielte?«
Lady Margarets ernste Miene verrät mir, dass auch ihre Befürchtungen in diese Richtung gehen. »Ich weiß es nicht«, sagt sie jedoch, loyal wie immer. »Wie ich schon sagte, die Mädchen wollen mir nichts verraten, und so deutlich wie Ihr habe ich
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