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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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noch nicht gefragt.«
    »Weil Ihr fürchtet, dass Euch die Antwort nicht gefallen wird?«
    Sie nickt. Langsam mache ich kehrt, und wir schreiten schweigend am Fluss zurück.
 
***
 
    Katharina und Heinrich schritten der Hofgesellschaft voraus in die Große Halle und ließen sich Seite an Seite unter dem goldenen Thronbaldachin nieder. An jenem Abend waren Sänger vom französischen Hofe zu Gast. Sie sangen ohne Instrumentenbegleitung rein und klar und in vielen unterschiedlichen Stimmlagen. Es war ein sehr abwechslungsreicher und schöner Gesang, und Heinrich war davon gefesselt. Als die Sänger ein Lied beendet hatten, applaudierte er frenetisch und bat sie, das Lied sogleich zu wiederholen. Die Sänger lächelten über seine Begeisterung und stimmten von Neuem an. Heinrich bat um eine weitere Wiederholung und sang dann selbst den Tenorpart ohne eine falsche Note.
    Nun waren die Sänger an der Reihe, dem König zu applaudieren, und sie ermunterten ihn, mit ihnen den Teil des Liedes zu singen, den er so rasch gelernt hatte. Katharina beugte sich interessiert vor und lächelte, während ihr hübscher junger Mann mit seiner klaren, jungen Stimme sang, und die Damen des Hofes klatschten laut vor Begeisterung.
    Als die Musiker zu spielen begannen und die Tänzer sich formierten, kam Katharina von ihrem Podium herab und tanzte mit Heinrich, das Gesicht strahlend vor Freude. Von ihr ermutigt, tanzte Heinrich auf italienische Manier, mit raschen Trippelschritten und hohen Sprüngen. Katharina klatschte vor Entzücken in die Hände und bestellte einen weiteren Tanz, als wäre ihr Leben eitel Freude und Ausgelassenheit. Eine ihrer Hofdamen beugte sich zu dem Höfling, der gewettet hatte, dass die Königin es herausfinden würde. »Ich glaube, ich werde meine Ohrringe behalten«, flüsterte sie dem Manne zu. »Er hat sie getäuscht. Er hat sie für dumm verkauft, und nun ist er Freiwild für jede von uns. Sie hat ihren Einfluss auf ihn verloren.«
 
***
 
    Ich warte, bis wir allein sind, und dann warte ich, bis er mich mit seiner eifrigen Begierde beschlafen will - und schlüpfe aus dem Bett und bringe ihm einen Becher Dünnbier.
    »Nun erzählt mir die Wahrheit, Heinrich«, beginne ich schlicht. »Was steckt in Wahrheit hinter Eurem Streit mit Buckingham, und was habt Ihr mit seiner Schwester zu schaffen?«
    Sein rascher Seitenblick verrät mehr als alle Worte. Gleich wird er mir eine Lüge auftischen. Mit starrem Blick höre ich seine Geschichte: Ein Maskenspiel, und alle waren verkleidet, und die Damen haben mit den Herren getanzt, und Compton und Anne haben ganz lange zusammen getanzt ... und ich weiß genau, dass es von Anfang bis Ende erlogen ist.
    Es ist eine schmerzvolle Erfahrung, die ich bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Wir sind nun fast ein Jahr verheiratet, und stets hat er mir gerade in die Augen sehen können. Stets habe ich Wahrhaftigkeit in seiner Stimme vernommen, auch Prahlsucht, gewiss, die Überheblichkeit eines jungen Mannes - aber nie solch unsicheres, doppelzüngiges Zaudern. Er lügt mir ins Gesicht. Fast wäre mir ein unverfrorenes Geständnis der Untreue lieber als dieser halb abgewandte Blick, dieser Mund voller Lügen.
    Ich gebiete ihm Einhalt, ich kann es nicht mit ansehen. »Genug. Ich weiß immerhin genug, um zu wissen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Sie war Eure Geliebte, nicht wahr? Und Compton agierte als Euer Freund und Schutzschild?«
    Er ist entsetzt. »Katharina ...«
    »Sagt einfach die Wahrheit.«
    Seine Lippen zittern. Er bringt es nicht über sich, zu gestehen. »Es lag nicht in meiner Absicht ...«
    »Das weiß ich«, sage ich. »Ich bin sicher, dass Ihr in schrecklicher Versuchung wart.«
    »Ihr wart so lange fort ...«
    »Ich weiß.«
    Ein furchtbares Schweigen senkt sich über uns. Ich hatte mir vorgestellt, wie er mich anlügen würde, wie ich ihm auf die Schliche kommen und ihm seine Lügen und seinen Ehebruch vorhalten würde, mit dem rechtschaffenen Zorn einer Kriegerkönigin. Doch ich bin nur traurig und fühle mich, als hätte ich eine Niederlage erlitten. Wenn Heinrich mir nicht einmal drei Monate treu bleiben kann, während ich im Wöchnerinnengemach weile und unser innig ersehntes Kind erwarte, wie soll er mir dann treu bleiben, bis dass der Tod uns scheidet? Wie soll er sein Gelübde der Entsagung erfüllen, wenn er so leicht davon abgebracht werden kann? Was kann ich tun, was vermag eine Frau überhaupt zu tun, wenn ihr Mann wie ein Narr eine

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