Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Frau für den Augenblick begehrt und darüber die Frau vergisst, der er Treue für die Ewigkeit gelobte?
»Lieber Ehemann, Ihr habt höchst sündig gehandelt«, sage ich traurig.
»Es lag daran, dass mich solche Zweifel befielen. Mich überkam der Verdacht, dass wir nicht rechtmäßig miteinander verheiratet seien«, gesteht Heinrich.
»Ihr vergaßet unsere Ehe?«, frage ich ungläubig.
»Nein!« Nun sieht er mich reuig an, und seine blauen Augen stehen voller Tränen. »Ich dachte, da unsere Ehe nicht gültig sei, müsse ich auch nicht an ihr festhalten.«
Ich bin überaus erstaunt. »Unsere Ehe? Warum sollte sie nicht gültig sein?«
Heinrich schüttelt nur den Kopf. Er schämt sich so sehr, dass er kein Wort herausbringt. Ich dränge ihn. »Warum nicht?«
Er kniet neben dem Bett und bohrt sein Gesicht ins Laken. »Ich mochte sie und ich begehrte sie, und sie hat ein paar Dinge gesagt, die mich ins Grübeln brachten ...«
»Welche Dinge?«
»Was ist, wenn Ihr bei unserer Trauung keine Jungfrau mehr wart?«
Sogleich bin ich auf der Hut, wie ein Verbrecher nahe dem Ort seiner Tat, wie ein Mörder, bei dessen Näherkommen der Leichnam erneut zu bluten beginnt. »Was meint Ihr damit?«
»Sie war noch Jungfrau ...«
»Anne?«
»Ja. Sir George ist impotent. Das wissen alle.«
»Ach ja?«
»Ja. Also, sie war Jungfrau. Und es war nicht ...« Er reibt sein Gesicht am Laken. »Es war nicht wie bei Euch. Sie ...« Er sucht nach Worten. »Sie hat vor Schmerz laut geschrien. Sie hat geblutet, ich bekam Angst, als ich das viele Blut sah ...« Wieder bricht er ab. »Beim ersten Mal ging es nicht mehr. Ich musste aufhören. Sie hat geweint, ich habe versucht, sie zu trösten. Sie war noch Jungfrau. So ist es, wenn man bei einer Jungfrau schläft. Ich war ihr erster Mann. Das habe ich gemerkt. Sie hatte vor mir keinen anderen.«
Wir schweigen. Kälte breitet sich aus.
»Sie hat Euch genarrt«, sage ich schließlich grausam, schmähe mit einem Schlag ihren guten Ruf und seine Liebe zu ihr, stempele sie zu einer Dirne und ihn zu einem gutgläubigen Narren, alles, alles für das große Ziel.
Entsetzt schaut er mich an. »Was hat sie?«
»Es hat ihr gar nicht so wehgetan, sie hat es nur vorgetäuscht.« Ich schüttele meinen Kopf über die Verderbtheit junger Frauen. »Es ist ein alter Trick. Sie hat eine Blutblase in der Hand gehalten und diese zerdrückt, damit Euch ob der Blutlache unbehaglich werden sollte. Sie hat geschrien, natürlich. Ich nehme an, dass sie von Anfang an gewimmert und geklagt hat, sie könne es nicht mehr aushalten.«
Heinrich ist bass erstaunt. »Das stimmt!«
»Sie war auf Euer Mitleid aus.«
»Aber ich hatte ja Mitleid mit ihr!«
»Natürlich. Doch Ihr solltet obendrein glauben, Ihr hättet ihr die Jungfernschaft genommen und müsstet sie deshalb beschützen.«
»Genau das hat sie gesagt!«
»Sie hat versucht, Euch in eine Falle zu locken«, sage ich erbarmungslos. »Sie war nicht mehr Jungfrau, sie hat Euch nur etwas vorgespielt. Ich kam als Jungfrau in Euer Bett, und unsere erste Nacht war sehr leise und sehr sanft. Erinnert Ihr Euch?«
»Ja.«
»Es gab keine Tränen und kein Geschrei wie auf der Bühne. Alles war sehr leise und liebevoll. Nehmt dies als Maßstab«, sage ich. »Ich war wirklich noch Jungfrau. Für Euch und mich war es das erste Mal. Wir haben keine Schauspielerei, keine Übertreibung gebraucht. Haltet an der Wahrheit unserer Liebe fest, Heinrich. Ihr seid von einer Nachahmung genarrt worden.«
»Sie hat gesagt ...«, beginnt er.
»Was hat sie gesagt?« Ich habe keine Angst mehr. Ich bin fest entschlossen, dass Anne Stafford nicht trennen soll, was Gott und meine Mutter zusammengefügt haben.
»Sie hat gesagt, Ihr müsstet mit Arthur zusammen gewesen sein.« Er zögert, als er mein weißes, grimmig entschlossenes Gesicht sieht. »Ihr müsstet bei ihm gelegen haben, und ...«
»Das ist nicht wahr.«
»Ich wusste ja nicht, ob es stimmte.«
»Es ist nicht wahr.«
»Natürlich nicht.«
»Die Ehe mit Arthur ist nicht vollzogen worden. Ich kam als Jungfrau zu Euch. Ihr wart mein erster Mann. Wagt es jemand, etwas anderes von mir zu behaupten?«
»Natürlich nicht«, beeilt er sich zu sagen. »Nein. Niemand soll jemals etwas anderes von Euch behaupten dürfen.«
»Und auch nicht von Euch.«
»Und auch nicht von mir.«
»Würde irgendjemand wagen, mir ins Gesicht zu sagen, dass ich nicht Eure erste Liebe bin, eine unberührte Jungfrau, Eure rechtmäßig
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