Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
ungerecht! Sie sollten es mir erlauben. Wenn ich ein gutes Pferd hätte, dann könnte ich am Tjost teilnehmen, und ich würde bestimmt alle schlagen!«
»Dessen bin ich sicher«, bestätigte sie.
»Also, was ist, reiten wir?«, fragte er, da er merkte, dass er mit dem Betteln um ein Pferd nicht weiterkam.
»Ich darf nicht zu Pferde sitzen, ich müsste erst mein Reitkleid auspacken lassen.«
Harry zögerte. »Könnt Ihr denn nicht in diesem Kleid reiten?«
Catalina musste lachen. »Dieses Kleid ist aus Samt und Seide. Es ist zum Reiten ungeeignet. Außerdem kann ich nicht durch England ziehen wie eine fahrende Komödiantin.«
»Oh«, machte der Junge. »Also müsst Ihr in der Sänfte reisen? Macht uns das nicht furchtbar langsam?«
»Es tut mir leid, aber mir wurde befohlen, in der Sänfte zu reisen«, sagte die Prinzessin. »Mit heruntergelassenen Vorhängen. Ich denke, nicht einmal Euer Vater würde mir erlauben, mit aufgesteckten Röcken im Lande umherzuziehen.«
»Natürlich darf die Prinzessin heute nicht reiten«, bestimmte der Herzog von Buckingham. »Wie ich Euch bereits gesagt habe. Sie muss in ihrer Sänfte reisen.«
Harry zuckte die Achseln. »Das hab ich nicht gewusst. Niemand hat mir gesagt, was für ein Kleid Ihr tragen würdet. Kann ich dann vorausreiten? Meine Pferde sind viel schneller als diese Maultiere.«
»Ihr könnt vorausreiten, aber nicht zu weit«, bestimmte Catalina. »Da Ihr zu meiner Eskorte gehört, solltet Ihr schon in meiner Nähe bleiben.«
»Wie ich bereits sagte«, bemerkte der Herzog von Buckingham ruhig und tauschte ein leises Lächeln mit der Prinzessin.
»Ich warte an jedem Kreuzweg auf Euch«, versprach Harry. »Denn ich gebe Euch Geleitschutz, denkt daran. Und an Eurem Hochzeitstag werde ich Euch ebenfalls das Geleit geben. Da komme ich in einem weißen Anzug mit goldenen Schlitzen.«
»Wie hübsch Ihr darin aussehen werdet«, sagte sie, und der Knabe errötete vor Freude.
»Ach, ich weiß nicht ...«
»Ich bin sicher, alle werden sagen, was für ein hübscher Junge Ihr doch seid«, bekräftigte die Infantin.
»Die Menschen jubeln mir immer sehr laut zu«, vertraute ihr Harry an. »Und ich habe es gern, wenn sie mich mögen. Vater sagt, der einzige Weg, den Thron zu behalten, ist, die Liebe des Volkes zu gewinnen. Das war König Richards Fehler, sagt Vater.«
»Meine Mutter pflegt zu sagen, den Thron zu behalten sei der Auftrag Gottes.«
»Oh«, machte er, sichtlich unbeeindruckt. »Nun ja, andere Länder, andere Sitten, nehme ich an.«
»Wir werden also zusammen reisen«, sagte Catalina. »Ich sage meinem Gefolge, dass es nun weitergeht.«
»Ich sage es Eurem Gefolge«, entgegnete der Junge. »Ich bin Euer Geleitschutz. Ich werde die Befehle geben, während Ihr in Eurer Sänfte ruht.« Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu. »Wenn wir am Lambeth- Palast ankommen, bleibt Ihr in der Sänfte, bis ich Euch hole. Ich werde die Vorhänge zurückziehen und Euch an der Hand ins Schloss geleiten.«
»Das würde mir sehr gefallen«, versicherte Catalina und sah, wie ihm wieder die Röte in die Wangen stieg.
Harry eilte davon, und der Herzog verneigte sich mit einem Lächeln vor der Prinzessin. »Er ist ein sehr kluger und eifriger Knabe«, sagte er. »Ihr müsst ihm seinen Eifer nachsehen. Er ist sehr verwöhnt.«
»Der Liebling seiner Mutter?«, fragte sie und dachte an ihre Mutter, die den einzigen Sohn ebenfalls vergötterte.
»Schlimmer noch«, sagte der Herzog lächelnd. »Seine Mutter liebt ihn, wie es sich geziemt, aber er ist der Augapfel seiner Großmutter, und sie ist die eigentliche Herrscherin des Hofes. Zum Glück ist er ein lieber Junge mit guten Manieren. Er hat einen zu guten Charakter, um verdorben zu werden, und die Königinmutter verwöhnt ihn nicht nur, sondern erzieht ihn auch.«
»Neigt sie denn zum Verwöhnen?«, fragte Catalina.
Der Herzog stieß ein glucksendes Lachen aus. »Nur ihrem Sohn gegenüber. Wir anderen finden sie - ähm
- eher majestätisch denn mütterlich.«
»Das interessiert mich. Können wir in Lambeth weiter darüber reden?«, fragte die Prinzessin, die mehr über das Haus erfahren wollte, dessen Mitglied zu werden sie im Begriff stand.
»Ob in Lambeth oder London, ich bin Euch stets mit Freuden zu Diensten«, sagte der junge Mann mit einem bewundernden Blick. »Ihr müsst nur befehlen, was Ihr wünscht. Ich werde in England stets Euer verlässlicher Freund sein.«
***
Ich sollte Mut besitzen,
Weitere Kostenlose Bücher