Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
sein soll. Nun können wir zusammen nach Lambeth reiten. Arthur meinte zwar, Ihr solltet damit bis zum Hochzeitstage warten, ich aber sagte: Warum soll sie warten? Am Tag ihrer Hochzeit hat sie doch keine Gelegenheit zu reiten. Da hat sie alle Hände voll mit dem Heiraten zu tun. Aber wenn ich ihr das Pferd jetzt bringe, können wir sofort zusammen reiten.«
»Das war überaus freundlich von Euch.«
»Ich höre überhaupt nie auf Arthur«, bekannte Harry fröhlich.
Catalina musste ein Kichern unterdrücken. »Ach nein?«
Der Knabe schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Er ist immer so furchtbar ernst«, plapperte er. »Ihr würdet staunen, wie ernst er ist. Er studiert ganz furchtbar viel, aber er ist nicht begabt. Aber ich bin begabt, das sagen alle, vor allem in Sprachen, aber auch in Musik. Wir können uns auf Französisch unterhalten, wenn Ihr möchtet, ich spreche es für mein Alter erstaunlich gut. Man hält mich auch für einen ziemlich guten Musiker. Und sportlich bin ich außerdem. Geht Ihr auf die Jagd?«
»Nein«, bekannte Catalina, ein wenig überwältigt von dem Wortschwall des Jungen. »Oder sagen wir so: Ich folge der Jagd, wenn es auf Wildschweine oder Wölfe geht.«
»Wölfe? Das würde mir gefallen! Gibt es eigentlich wirklich Bären in Spanien?«
»Ja, in den Bergen.«
»Ich würde so gern auf Bärenjagd gehen. Werden Wölfe zu Fuß gejagt, wie Wildschweine?«
»Nein, zu Pferde«, erwiderte sie. »Sie sind sehr schnell, und man braucht sehr schnelle Hunde, um sie niederzureißen. Es ist eine grässliche Jagd.«
»Das würde mir nichts ausmachen«, versicherte Harry. »Alle sagen, dass ich in solchen Dingen furchtbar tapfer bin.«
»Das glaube ich gern«, stimmte die Prinzessin lächelnd zu.
Ein ansehnlicher Mann von Mitte zwanzig trat nun auf sie zu und verneigte sich. »Oh, das ist Edward Stafford, Herzog von Buckingham«, beeilte sich Harry zu sagen. »Darf ich ihn Euch vorstellen?«
Catalina streckte ihre Hand aus, und der Mann verneigte sich erneut. Auf seinem klugen, schönen Gesicht stand ein freundliches Lächeln. »Seid willkommen in Eurem eigenen Lande«, sprach er in fehlerlosem Kastilisch. »Ich hoffe, die Reise ist zu Eurer Zufriedenheit verlaufen? Habt Ihr vielleicht einen Wunsch?«
»Nein, denn man hat gut für mich gesorgt.« Catalina errötete vor Freude, in ihrer eigenen Sprache begrüßt zu werden. »Und auf dem ganzen Wege bin ich allerorten auf das Freundlichste willkommen geheißen worden.«
»Seht, da ist Euer neues Pferd«, unterbrach Harry, als der Reitknecht eine wunderschöne schwarze Stute vorführte. »Natürlich seid Ihr edle Pferde gewöhnt. Reitet Ihr immer Berberpferde?«
»Meine Mutter besteht auf Berberpferden für die Kavallerie«, erwiderte sie.
»Oh!«, stieß er hervor. »Weil sie so schnell sind?«
»Sie können zum Kämpfen ausgebildet werden«, erklärte Catalina, trat einen Schritt vor und hielt der Stute die ausgestreckte Handfläche entgegen. Das Tier beschnupperte sie und begann dann, an ihren Fingern zu knabbern.
»Pferde, die kämpfen können?«, fragte Harry.
»Die Sarazenen züchten Pferde, die ebenso kämpfen können wie ihre Reiter, und auch Berberpferde können dazu ausgebildet werden«, erläuterte die Prinzessin. »Sie bäumen sich auf und schlagen einen Soldaten mit ihren Vorderhufen nieder, und man kann sie auch dazu bringen, mit der Hinterhand auszuschlagen. Die Pferde der Osmanen heben ein Schwert vom Boden auf und reichen es ihrem Reiter. Meine Mutter sagt, dass ein gutes Pferd zehn Soldaten wert ist.«
»Ich hätte so gerne solch ein Pferd«, sagte Harry sehnsüchtig. »Ob ich wohl jemals eines bekomme?«
Er machte eine kunstvolle Pause, aber Catalina schluckte den Köder nicht. »Wenn mir jemand so ein Pferd schenkte, dann würde ich schon lernen, wie man es reitet«, äußerte er nun direkter. »Vielleicht zu meinem Geburtstag ... oder nächste Woche, zu Eurer Hochzeit, denn ich bekomme ja überhaupt keine Geschenke. Weil sich keiner um mich kümmert.«
»Vielleicht«, vertröstete ihn Catalina, die schon erlebt hatte, wie ihr Bruder mit genau derselben Bettelei ans Ziel gelangte.
»Ich sollte endlich richtig reiten lernen«, fuhr der Junge unbeirrt fort. »Obwohl ich später Priester werden soll, hat Vater versprochen, dass ich bei der Quintana, dem Ringstechen, mitmachen darf. Aber Mylady Königinmutter sagt, dass ich niemals einen Zweikampf, einen Tjost, austragen darf. Und das ist wirklich
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