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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Vater hielt die englischen Truppen in Fuenterrabia fest, damit die Franzosen, alarmiert durch einen so mächtigen Feind in ihrer Flanke, sich auf eine defensive Taktik verlegten. Weil sie glaubten, gegen die Engländer gefechtsbereit sein zu müssen, hatten sie keine Reserven, um meinen Vater anzugreifen, und dieser marschierte nun fröhlich und unbehelligt an der Spitze seines Heeres in das schutzlose Königreich Navarra ein und nahm sich das, was er schon so lange haben wollte, ohne einen einzigen seiner Männer zu verlieren.
    »Mein Liebster, es ist ja nicht so, als wären Eure Soldaten zum Kampfe gefordert worden und hätten sich als feige erwiesen«, spreche ich meinem verzweifelten jungen Ehemann Mut zu. »An der Tapferkeit der Engländer kann kein Zweifel bestehen. Auch an Eurem Mut wird gewiss niemand zweifeln.«
    »Er sagt aber ...« Heinrich wedelt mit dem Brief meines Vaters. »Es spielt keine Rolle, was er sagt«, fahre ich ruhig fort. »Achtet nur auf das, was er tut.«
    Das Gesicht meines Gemahls ist dermaßen betrübt, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihm zu erzählen, wie mein Vater ihn benutzt, ihn zum Narren gehalten hat. Dass er seine Truppen, ja sogar mich, seine Tochter, in seinem Schachspiel benutzt hat, um Navarra zu erobern.
    »Mein Vater hat lediglich seinen Lohn vor der Arbeit eingestrichen«, sage ich ironisch. »Nun müssen wir dafür sorgen, dass er noch die versprochene Arbeit verrichtet.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragt Heinrich verwirrt.
    »Gott vergebe mir, dass ich das sage, aber mein Vater ist ein meisterhafter Betrüger. Wenn wir Verträge mit ihm schließen wollen, dann müssen wir ebenso schlau sein wie er. Er hat versprochen, er werde uns gegen Frankreich unterstützen. Doch stattdessen haben wir ihm geholfen, Navarra zu erobern, weil unsere Armee ihm den Rücken sicherte.«
    »Meine Armee ist verächtlich gemacht worden. Ich bin mit Schande bedeckt worden!«
    Er versteht einfach nicht, was ich ihm veranschaulichen will. »Eure Armee hat genau das getan, was mein Vater wollte. In dieser Hinsicht war es ein höchst erfolgreicher Feldzug.«
    »Meine Soldaten haben doch gar nicht gekämpft! In seinem Brief beschwert er sich, dass sie nichts zu leisten vermögen!«
    »Nun, mit diesem ›Nichts‹ haben sie die Franzosen erfolgreich von einem Angriff abgehalten. Bedenkt doch! Die Franzosen haben Navarra verloren.«
    »Ich werde Dorset vor ein Kriegsgericht stellen!«
    »Ja, das können wir tun, wenn Ihr es wünscht. Aber die Hauptsache ist doch, dass wir immer noch eine Armee haben, wir haben nur zweitausend Mann verloren, und Vater ist immer noch unser Verbündeter. Für diesen Feldzug schuldet er uns was. Im nächsten Jahr könnt Ihr wieder gegen Frankreich reiten, und dann wird Vater für uns kämpfen müssen, und nicht umgekehrt.«
    »Er gelobt, die Guyenne für mich zu erobern, wenn ich es nicht selber kann! Er spricht zu mir, als wäre ich ein Schwächling mit einer nutzlosen Streitmacht!«
    »Gut«, sage ich zu seinem Erstaunen. »Dann soll er uns die Guyenne erobern.«
    »Er will aber, dass wir ihn dafür bezahlen.«
    »Dann zahlen wir eben. Was spielt es für eine Rolle, solange Vater unser Verbündeter ist, wenn wir gegen Frankreich in den Krieg ziehen? Wenn er uns die Guyenne erobert, gut, wenn er es nicht schafft, die Franzosen jedoch so weit ablenkt, dass wir im Norden über Calais einfallen können, dann ist dies ebenso gut.«
    Einen Moment starrt er mich offenen Mundes an. Ihm schwirrt der Kopf. Dann versteht er endlich, wovon ich spreche. »Er soll während unseres Vormarsches die Franzosen in Schach halten, so wie wir in Fuenterrabia?«
    »Ganz genau.«
    »Wir benutzen ihn, so wie er uns benutzte?«
    »Ja.«
    Heinrich ist bass erstaunt. »Hat Euer Vater Euch das gelehrt: einen Feldzug zu planen wie eine Schachpartie?«
    Ich schüttele den Kopf. »Gewiss lag es nicht in seiner Absicht. Aber als Kind meines Vaters konnte ich nicht umhin, die Kunst der Diplomatie zu erlernen. Wisst Ihr, dass sogar Machiavelli meinen Vater einen bedeutenden Staatsmann nennt? Und ich habe immerhin am Hofe meines Vaters gelebt, ich habe ihn auf seinen Feldzügen begleitet, deshalb weiß ich, dass er stets auf seinen Vorteil bedacht ist. Er hat es mich jeden Tag durch Anschauung gelehrt. Ich weiß, wie er denkt. Ich weiß, wie ein Befehlshaber denken muss.«
    »Doch wie seid Ihr auf die Idee gekommen, dass wir über Calais einfallen sollen?«
    »Oh Liebster, wo sonst sollte England

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