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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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meines Vaters Bitte hin, um mir den Weg zu ebnen.
    Als man mir vom Tode Warwicks berichtete, schwieg ich, denn ich bin die spanische Infantin. Zuallererst bin ich die Tochter meiner Mutter. Ich heule nicht wie ein kleines Mädchen und vertraue nicht aller Welt meine geheimsten Gedanken an. Aber am Abend in den Gärten der Alhambra, als die Sonne unterging und die Welt kühl und süß duftete, schritt ich neben einem langen Wassergraben einher und glaubte, ich könnte nie mehr unter den schattigen Bäumen spazieren und das Spiel des Sonnenlichts genießen, ohne an Edward, Herzog von Warwick, zu denken, der diese Sonne nie mehr sehen darf, damit ich ein Leben in Reichtum und Luxus bekomme. Damals betete ich inständig, dass mir die Schuld am Tode dieses Unschuldigen vergeben werden möge.
    Meine Mutter und mein Vater haben in Aragón und Kastilien gekämpft, sie haben ganz Spanien durchquert, um noch in den kleinsten Dörfern Gerechtigkeit zu verbreiten - damit kein Spanier um einer Laune des Nachbarn willen sein Leben verlöre. Selbst die höchsten Adeligen dürfen keine Bauern ermorden, auch sie sind dem Gesetz unterworfen. Als es jedoch um die Verbindung mit der europäischen Macht England ging, da vergaßen meine Eltern ihre hehren Grundsätze. Sie vergaßen, dass wir in einem Palast lebten, in dem sogar auf den Mauern Zusicherungen auf Gerechtigkeit eingemeißelt waren: »Tritt ein und bitte. Scheue dich nicht, Gerechtigkeit zu fordern, denn hier wirst du sie erlangen.« Stattdessen ließen sie König Heinrich wissen, dass ich erst dann englischen Boden betreten würde, wenn Warwick tot wäre, und kurz darauf wurde, ihrem Wunsche entsprechend, Warwick hingerichtet.
    Und manchmal, wenn ich die spanische Infantin oder die Prinzessin von Wales hinter mir lasse und nur mehr Catalina bin, ein kleines Mädchen, das staunend hinter der allmächtigen Mutter durch das große Tor in die Alhambra einzog - dann frage ich mich ganz kindlich, ob meine Mutter nicht einen großen Fehler gemacht hat? Legte sie Gottes Willen nicht zu großzügig aus? Denn diese meine Heirat gründet sich auf eine Bluttat, sie schwimmt auf einem Meer unschuldig vergossenen Blutes. Wie soll eine solche Trauung jemals der Beginn einer glücklichen Ehe sein? Muss sie nicht zwangsläufig ebenso tragisch und blutig enden? Wie können Prinz Arthur und ich jemals glücklich werden, wenn unser Glück um einen solch hohen Preis erkauft wurde? Und selbst wenn wir glücklich würden - wäre es nicht ein absolut sündiges Glück?
 
***
 
    Prinz Harry, der zehnjährige Herzog von York, war so stolz auf seinen Anzug aus weißem Taft, dass er Catalina kaum einen Blick gönnte. Erst als sie zum Westportal der St.-Pauls-Kathedrale gelangten, schaute er sie an und versuchte, hinter der feinen weißen Spitze der Mantilla ihr Gesicht zu erkennen. Vor ihnen zog sich durch die gesamte Länge des Kirchenschiffes ein hoher, mit rotem Tuch bespannter und mit goldenen Nägeln beschlagener Steg, auf Kopfhöhe der Zuschauer, und gewährte einen guten Blick auf das Schauspiel. Vor dem Altar harrte ein bleicher, nervöser Prinz Arthur seiner Braut, sechshundert langsame, feierliche Schritte entfernt.
    Catalina lächelte dem Knaben an ihrer Seite ermutigend zu, und er strahlte vor Freude. Er reichte ihr seinen Arm, und sie legte eine ruhige Hand darauf. Harry wartete noch einen Augenblick, bis auch jeder in dem riesigen Gotteshaus seine und der Prinzessin Anwesenheit bemerkt hatte. Das Stimmengemurmel erstarb, alle reckten die Köpfe, um die Braut zu sehen, und erst dann, mit Gespür für das Drama des Augenblickes, führte er sie hinein.
    Catalina hörte die Leute zu ihren Füßen tuscheln, während sie hoch über ihnen dahinschritt, auf dieser Bühne, deren Errichtung König Heinrich befohlen hatte, damit jeder sehen sollte, wie die spanische Blume auf den englischen Rosenstrauch traf. Der Prinz wandte sich um, als er ihr Nahen fühlte, wirkte jedoch für einen Moment gereizt, als er sah, dass sein Bruder die Prinzessin führte, als wäre er selbst der Bräutigam: Blicke hierhin und dorthin werfend und die Ehrenbezeugungen der Menschen mit einem selbstgefälligen Lächeln quittierend.
    Dann gelangten sie vor den Altar, und Harry musste, wenn auch widerwillig, seinem Bruder den Platz abtreten. Die Prinzessin und der Prinz traten Seite an Seite vor den Erzbischof und knieten auf weißen Taftkissen nieder, die eigens für diesen Anlass bestickt worden waren.
    Wohl nie hat es ein

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