Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
hatte aus der Fleischküche einen riesigen Zuber herbeischaffen lassen, in dem gewöhnlich Tierkadaver ausgekocht wurden. Diesen hatte sie von drei Küchenjungen ausscheuern, mit linnenen Tüchern auslegen und bis zum Rand mit heißem Wasser auffüllen lassen; sodann wurden Rosenblätter und Rosenöl hineingegeben, wohlriechende Ingredienzien, welche die Spanier mitgebracht hatten. Hingebungsvoll überwachte sie die Waschung von Catalinas langen weißen Beinen, ihre Pediküre, ihre Maniküre, die Zahnpflege und schließlich die dreimalige Waschung der Haare. Wieder und wieder wurden die fassungslosen englischen Mägde zur Tür geschickt, um weitere Eimer heißen Wassers von erschöpften Pagen entgegenzunehmen, die unverzüglich in den Zuber ausgeleert wurden, um die Wassertemperatur zu halten.
»Wenn wir doch nur ein richtiges Badehaus hätten!«, murrte Doña Elvira. »Mit Dampf und einem Tepidarium und einem anständigen Marmorboden! Heißes Wasser aus dem Rohr und einen Sitz für Euch, damit wir Euch ordentlich waschen können!«
»Regt Euch nicht auf«, murmelte Catalina träumerisch, während sie ihr aus dem Bad halfen und sie mit wohlriechenden Tüchern abtupften. Eine Magd wrang das Wasser aus ihrem Haar und rieb es sanft mit in Öl getauchter Seide, um es besonders glänzend zu machen.
»Eure Mutter wäre so stolz auf Euch«, sagte Doña Elvira, als sie die Infantin zum Ankleiden geleitete und sie in Lagen von Unterkleidern und Gewändern hüllte. »Zieh diesen Riemen fester an, Mädchen, damit der Rock flach liegt. Dies ist ihr Ehrentag, ebenso wie der Eure, Catalina. Sie sagte, Ihr würdet ihn zum Manne nehmen, koste es sie, was es wolle.«
***
Ja, doch war es nicht sie, die den höchsten Preis bezahlte. Ich weiß, dass meine Mitgift für diese Ehe aus einem königlichen Lösegeld bestand, ich weiß, dass sie lange und zäh um den Kontrakt feilschten und dass meine Reise eine der anstrengendsten war, die je ein Mensch gemacht hat ... aber es gab noch einen anderen Preis, über den wir niemals sprechen, nicht wahr? Und es ist dieser Preis, an den ich heute denke, wie ich auch auf der Reise, auf der Überfahrt an ihn dachte: Seit ich von diesem Preis für meine Eheschließung hörte, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf.
Es lebte einmal ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren mit Namen Edward Plantagenet. Er war Herzog von Warwick und ein englischer Königssohn, der - um die Wahrheit zu sagen - einen größeren Anspruch auf den Thron besaß als mein zukünftiger Schwiegervater. Er war ein Prinz, ein Neffe des Königs, und aus königlichem Geblüt. Er hatte kein Verbrechen begangen, er hatte nichts Falsches getan, aber er wurde um meinetwillen verhaftet, um meinetwillen in den Tower verschleppt und am Ende getötet, auf dem Richtblock enthauptet - und alles, damit meine Eltern die Gewissheit hatten, dass es keine weiteren Thronprätendenten gab, keine Anwärter auf den Thron, den sie für mich gekauft hatten.
Mein Vater erklärte König Heinrich rundweg, er werde mich erst nach England schicken, wenn der Herzog von Warwick nicht mehr unter den Lebenden weilte. Also bin ich eine Todesbringerin, ich trage eine unsichtbare Sense. Als sie das Schiff bestellten, das mich nach England bringen sollte, war Warwicks Tod beschlossene Sache.
Es heißt, er sei ein Einfaltspinsel gewesen, der nicht einmal begriffen habe, dass er im Kerker saß. Er wähnte den Tower als sein fürstliches Domizil, als eine besondere Ehrung. Er wusste, dass er der letzte der Plantagenet-Prinzen war, und ihm war bekannt, dass der Tower stets sowohl königliche Residenz als auch Gefängnis gewesen war. Als man in die Nachbarzelle einen Betrüger sperrte, der sich fälschlich für einen Prinzen aus königlichem Geblüt ausgegeben hatte, glaubte der arme Warwick, dieser Mann solle ihm Gesellschaft leisten. Als dieser ihm anbot, gemeinsam zu fliehen, hielt der Herzog dies für eine gute Idee, und da er so unbedarft war, sprach er im Beisein der Wachen von dem Fluchtplan. Und damit war der nötige Beweis für die Anklage des Hochverrats gefunden. Warwick war leichtgläubig in die Falle getappt und verlor seinen Kopf, ohne dass sich nennenswerter Protest erhob.
Das Land will Frieden und die Gewissheit, dass sein König nicht angreifbar ist. Einen oder zwei tote Thronanwärter kann es verschmerzen. Auch ich bin aufgerufen, großzügig über solche Geschehnisse hinwegzusehen. Besonders, da ja alles zu meinem Wohl geschah. Es geschah auf
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