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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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eingeschlafen war. Dann erhob sie sich und wusch sich in ihrem Privatgemach. Sie blutete, wusste aber, dass es bald aufhören würde. Der Schmerz war nicht schlimmer, als sie erwartet hatte. Ihre Schwester Isabel hatte behauptet, es sei nicht so schlimm wie ein Sturz vom Pferd, und das stimmte. Ihre Schwägerin Margarethe hingegen hatte geschwärmt, die körperliche Liebe sei das Paradies auf Erden, aber Catalina konnte sich nicht vorstellen, wie aus solcher Peinlichkeit und Unbequemlichkeit Seligkeit entstehen sollte - und sie schloss, dass Margarethe übertrieben hatte, wie so oft.
    Dann begab sie sich wieder in die eheliche Schlafkammer, legte sich jedoch nicht zu Bett. Stattdessen saß sie neben dem Kamin auf dem Boden, umschlang ihre Knie mit den Armen und starrte auf die glühenden Scheite.
 
***
 
    »Gar kein schlechter Tag«, sage ich mir - und muss lächeln, denn dies ist ein Lieblingssatz meiner Mutter. Ich sehne mich so sehr danach, ihre Stimme zu hören, dass ich versuche, sie mit diesen Worten Gestalt annehmen zu lassen. Als ich noch sehr klein war, kam sie oft nach einem langen Tag, den sie im Sattel verbracht hatte, um Spähtrupps zu besichtigen oder einen langsamen Wagenzug anzutreiben, müde ins Zelt und streifte ihre schweren Stiefel ab. Dann ließ sie sich in die weichen Kissen neben dem Kohlenbecken sinken und sagte stets den gleichen Satz: »Gar kein schlechter Tag.«
    »Gibt es denn jemals einen schlechten Tag?«, habe ich einmal gefragt.
    »Nicht, wenn du Gottes Werk verrichtest«, hat sie darauf ernst erwidert. »Es gibt Tage, an denen es dir leichtfällt, und Tage, an denen es sehr schwer ist. Aber wenn du eine Streiterin Gottes bist, dann gibt es niemals schlechte Tage.«
    Ich zweifele keinen Moment daran, dass ich ebenso Gottes Werk verrichte, wenn ich Arthur beiwohne. Selbst meine schamlose Berührung, damit es ihm leichter falle, ist Gottes Werk und Wille, denn zwischen Spanien und England muss ein unauflösbarer Bund entstehen. Nur mit England als verlässlichem Verbündeten kann Spanien sich den Expansionsbestrebungen Frankreichs entgegenstellen. Nur mit dem Reichtum Englands, vor allem mithilfe der englischen Schiffe, können wir Spanier den Krieg gegen die Ungläubigen mitten in die maurischen Königreiche von Afrika und in das Osmanische Reich tragen. Die italienischen Fürsten taugen nicht als Verbündete, zu zerstritten sind sie untereinander; und die Franzosen stellen eine Bedrohung für jeden ihrer Nachbarn dar ... Es muss also England sein, das mit Spanien auf den Kreuzzug geht, um die Christenheit gegen die entsetzliche Macht der Mauren zu verteidigen, ob gegen die schwarzen Mauren Afrikas, die Schreckgespenster meiner Kindheit, oder die hellhäutigeren Mauren des Osmanischen Reiches. Und sobald diese besiegt sind, müssen die Kreuzritter weiterziehen, gen Indien, gen Osten, um auch dort gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Denn meine größte Angst ist, dass sich die Reiche der Sarazenen eines Tages weit, weit bis ans Ende der Welt erstrecken werden, von dem nicht einmal Cristobal Colon weiß, wo es sich befindet.
    »Was ist, wenn sie ewig wiederkehren?«, habe ich einmal meine Mutter gefragt, als wir uns über die sonnenwarme Brüstung unserer Festung lehnten und zuschauten, wie eine weitere Gruppe Mauren die Stadt Granada verließ, das Gepäck auf Maultiere gepackt, die Frauen in Tränen, die Männer mit tief gesenkten Köpfen. Sie schämten sich, nun, da die Fahne des heiligen Jakobus über der roten Burg wehte, wo sieben Jahrhunderte lang der Halbmond geflattert hatte, nun, da die Glocken zur Messe läuteten, wo einst der Muezzin zum Gebet gerufen hatte. »Was ist, wenn sie nach ihrer Niederlage nach Afrika flüchten, aber im nächsten Jahr mit neuen Kräften zurückkommen?«
    »Deshalb musst du ja so tapfer sein, meine kleine Prinzessin von Wales«, erwiderte Mutter. »Deshalb musst du stets bereit sein, gegen sie zu kämpfen, wo und wann es auch sei. Denn dieser Krieg führt bis ans Ende der Welt, er dauert bis ans Ende aller Zeiten, bis Gott ihn beenden wird. Dieser Krieg wird viele Formen annehmen, wird nie enden. Sie werden wieder und wieder kommen, deshalb musst du in Wales ebenso bereit sein wie wir in Spanien. Du bist zu einer Kriegerprinzessin erzogen worden, weil ich den Kampf fortführen muss. Dein Vater und ich, wir setzen dich in England ein, so wie wir Maria in Portugal eingesetzt haben und Juana in der Habsburgerdynastie der Niederlande. Eure Aufgabe ist

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